Spiel der Teufel
habe nur gedacht ...«
»Du bist nicht zum Denken da, sondern um Befehle auszuführen.
Was ist mit dir, Peter? Du warst auch dabei.«
»Ich ... äh ...«
»Ah, äh! Wer von euch beiden übernimmt denn nun die Verantwortung?
Nur wer Verantwortung übernimmt, ist ein richtiger
Mann. Also?«
Alex warf Peter einen kurzen Blick zu, den dieser nicht erwiderte,
und sagte schließlich: »Wir waren beide verantwortlich.
Es tut uns leid, dass wir dich nicht zufriedenstellen konnten.
Wir werden alles tun, damit so etwas in Zukunft nicht mehr
vorkommt.«
»Davon gehe ich aus. Ich gebe euch noch eine Chance, es ist
die letzte. Ihr kennt die Spielregeln. Versager werden nicht
geduldet, sie schaden nur dem Geschäft. Und Ausflüchte lass
ich nicht gelten. Ich möchte gerne mit jedem von euch kurz
allein reden. Alex, wenn du bitte mit nach drüben kommen
würdest.«
Alex erhob sich, folgte in das Nebenzimmer und schloss die
Tür hinter sich. Er war mittelgroß und leicht untersetzt und
trug eine Jeans, ein T-Shirt und darüber eine schwarze Lederjacke.
Er hatte kurze schwarze Haare und fast schwarze Augen,
wagte es jedoch nicht, sein Gegenüber anzusehen, obwohl
er normalerweise einen furchteinflößenden Eindruck
machte. Es gab nicht wenige, die Angst vor ihm hatten, Angst
vor seiner körperlichen Kraft, Angst davor, er könnte ihnen
weh tun. Er war fünfunddreißig und lebte seit mehr als zehn
Jahren in Deutschland, erst in Frankfurt, dann in Berlin, in
Hamburg und seit gut einem Jahr in Kiel. Seine Familie in
Russland hatte er seit langem nicht gesehen. Er hatte nur sporadischen
Kontakt zu seinen Eltern, Geschwistern und anderen
Verwandten, von seinen ehemaligen Freunden ganz zu
schweigen.
»Setz dich. Möchtest du etwas trinken? Ich weiß, dieser Job
ist oft nicht leicht, aber wer es zu etwas bringen will, muss
auch etwas dafür tun. Es ist das Gesetz des Gebens und Nehmens.
Du gibst uns etwas und bekommst im Gegenzug etwas
von uns. Aber damit sage ich dir ja nichts Neues. Ein Wässerchen?
«
»Es ist noch sehr früh«, antwortete Alex unsicher.
»Das stimmt, aber es macht dich vielleicht lockerer, du wirkst
nämlich sehr verkrampft. Ist doch kein Drama, das mit Ti Le.
Vielleicht hat euch ja wirklich jemand reingelegt. Die Bullen
werden sowieso nie rauskriegen, wer sie ist. Komm, lass uns
zusammen anstoßen und die Sache von letzter Nacht runterspülen
und vergessen.«
»Okay.«
Alex wurde ein volles Glas gereicht, sie stießen an, Alex kippte
den Inhalt in einem Zug hinunter und fühlte sich gleich etwas
besser. Wenn ihm Wodka angeboten wurde, war dies ein gutes
Zeichen. Sein Gegenüber aber nippte nur an dem Glas und
stellte es auf den Tisch.
»Wie geht es deiner Familie?«, wurde er gefragt. »Du hast sie
lange nicht gesehen.«
»Es geht so.«
»Was heißt das? Geht es ihnen gut oder nicht so gut?«
»Im Großen und Ganzen gut. Warum willst du das alles wissen?
«
Ohne auf die Frage einzugehen: »Du willst doch sicher, dass es
ihnen auch in Zukunft gutgeht, oder?«
»Ja, natürlich. Ich war ewig nicht bei ihnen. Ich weiß nur, dass
meine Mutter sehr krank ist.«
»Dann fahr zu ihr, ein Sohn sollte bei der Mutter sein, wenn sie
im Sterben liegt. Sie liegt doch im Sterben, oder?«
»Ich weiß es nicht. Als ich das letzte Mal mit meinem Vater
telefoniert habe, hat er gesagt, dass es ihr sehr schlecht geht und
die Ärzte nicht viel für sie tun können.«
»Dann fahr heim und kümmere dich um sie. Aber du bist doch
auch sicher bereit, ein Opfer dafür zu bringen, dass wir dich
fahren lassen. Bist du bereit?«
Alex starrte auf sein leeres Glas und nickte nur. Er hob lediglich
kurz den Blick und sah auf das fast noch volle Glas auf
dem Tisch.
»Hier, trink, ich mag jetzt nicht. Und dann noch mal, bist du
bereit, ein Opfer zu bringen? Ich möchte es aus deinem Mund
hören.«
»Jaaa«, antwortete er zögernd, nachdem er ausgetrunken hatte.
»Na also, ist doch gar nicht so schwer. Schick mir Peter rein,
aber warte draußen.«
Nur wenige Sekunden darauf erschien Peter, ein kleiner, bulliger
Mann von kaum eins siebzig, mit ungewöhnlich großen
Händen, die in krassem Gegensatz zu seiner sonstigen Statur
standen. Auch er trug Jeans, doch über einem weißen Hemd
ein schwarzes Jackett. Er blieb stehen, die Beine leicht gespreizt,
die Hände vor dem Schritt verschränkt. Wie beim Militär
oder bei der Polizei.
»Wie geht es deinen Lieben zu
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