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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Hause?«
    »Ich hoffe, gut«, antwortete Peter, ohne sich von der Stelle zu
rühren. »Ich habe lange nichts von ihnen gehört. Ist auch nicht
so wichtig.«
    »Die Familie ist immer wichtig, es kommt nur drauf an, welche
Familie an erster Stelle steht. Schließlich gibt es für dich zwei
Familien. Die Sache von letzter Nacht vergessen wir, okay?
Das heißt, wir vergessen es, wenn du einen Auftrag erfüllst.«
    »Ich allein?«, fragte Peter erstaunt, wobei er zum ersten Mal
den Ansatz einer Gefühlsregung zeigte. »Und was ist mit
Alex?«
    »Er wird etwas anderes übernehmen. Deshalb wollte ich euch
allein sprechen. Wie lange arbeitest du schon mit ihm zusammen?
«
    »Wir kennen uns seit dem Militär.«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Seit etwa fünfzehn Jahren.«
    »Fünfzehn Jahre sind eine lange Zeit. Dann seid ihr also richtig
gute Freunde, wenn ich das recht verstanden habe?«
    »Ja.«
    »Und Freunde bringen Opfer. Du willst deine Familie doch
bestimmt bald wiedersehen, du willst mit deinen Lieben feiern,
trinken, essen, ihnen Geschenke bringen.«
    »Ja.«
    »Gut, das wollte ich hören. Wie viel bedeutet dir die Firma?«
    »Sie ist meine neue Familie.«
    »Ja, wir sind eine große Familie. Und sie wird immer größer.
Wenn du so weitermachst, wirst du eines Tages sehr weit
oben stehen, denn du hast das Zeug dazu. Du kannst aber
nur oben stehen, wenn du dich von dem befreist, was dich
auf dem Weg dorthin behindert. Du verstehst sicherlich, was
ich meine.«
    »Nein, nicht ganz«, antwortete er ehrlich.
    »Es geht um dich oder Alex. Wer ist wichtiger? Du oder er?«
    »Ich«, kam es wie aus der Pistole geschossen.
    »Gute Antwort. Ich sehe das übrigens genauso. Deshalb wirst
du eine ganz spezielle Aufgabe übernehmen. Es geht um Alex.
Ich habe ihm eindeutige Instruktionen erteilt, und er hat sich
nicht daran gehalten ...« Als Peter etwas dagegen sagen wollte,
wurde er mit einer Handbewegung daran gehindert. »Er war
verantwortlich für gestern. Du kennst deine Aufgabe?«
    »Ich soll...«
    »Du oder er? Es liegt allein bei dir.«
    »Er«, antwortete Peter wieder sehr schnell.
    »Dann weißt du, was du zu tun hast. Du kannst es gleich erledigen,
ich warte hier. Und wenn du fertig bist, komm rein und
hol dir deinen Lohn ab. Geh und tu, was getan werden muss.
    Aber bitte sei nicht zu laut dabei.«
    Peter nickte, sah sein Gegenüber kurz an, ging zu Alex und
sagte: »Wir sollen nach Hause fahren und auf Anweisungen
warten. Komm.«
    Alex stand auf und war bereits auf dem Weg zur Tür, als Peters
Stimme ihn zurückhielt. »Warte, ich hab was vergessen.«
    Alex drehte sich um. Er hatte keine Zeit mehr, etwas zu sagen,
zu schnell hintereinander trafen ihn die Schüsse. Peter trat zu
ihm, schraubte den Schalldämpfer ab, beugte sich über seinen
noch röchelnden Freund und sagte, bevor Alex die Augen für
immer schloss: »Tut mir leid, alter Freund, aber die Familie ist
alles, was ich habe. Tut mir wirklich leid.«
    Ein letzter Blick auf den Toten, dann steckte er die Pistole in
das Holster unter seinem Jackett und den Schalldämpfer in die
Innentasche und drehte sich um und sah in ein zufrieden lächelndes
Gesicht.
    »Gute Arbeit. Er war nicht mehr zuverlässig, und außerdem
hat er zu viel getrunken. Du wirst noch heute einen neuen
Partner bekommen, Oleg. Um fünf holt ihr am Bahnhof jemanden
ab. Sein Name ist Lennart Loose, Prof. Lennart
Loose. Hier ist ein Foto von ihm. Du bringst ihn in die Klinik
nach Heikendorf und auch wieder zurück zum Bahnhof.
Mehr gibt es heute für dich nicht zu tun. Du kannst gehen,
um Alex und seine Wohnung kümmern sich andere. Ach ja,
erzähl den andern nicht von der abenteuerlichen Geschichte
mit Ti Le, es würde sie nur verunsichern. Aber jetzt schlaf
dich erst mal aus, es war eine lange Nacht. Und hier, das ist
für dich.«
    Peter nahm einen Umschlag entgegen, warf einen Blick hinein
und sah mehrere Geldscheine. Ohne etwas zu sagen, verließ er
den langgezogenen Bau, über dem in verwitterten Lettern der
Name einer Spedition stand, die in der ganzen Welt tätig war,
jedoch schon seit vielen Jahren ihren Sitz in einem Gewerbegebiet
direkt am Hafen hatte. Dieses Gelände gehörte noch immer
den Eigentümern der Spedition, die zu den reichsten und
einflussreichsten Familien in und um Kiel zählten. Er fuhr vom
Hof und direkt in seine Wohnung, die nur wenige hundert Meter
entfernt war. Er würde schlafen und um fünf diesen Arzt
abholen.

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