Spiel der Teufel
und wir müssen auch los.« Er und Lehmann erhoben
sich und reichten erst Santos, danach Henning und
Harms die Hand. »War nett, Sie kennengelernt zu haben. Wir
melden uns morgen noch mal. Wäre doch gelacht, wenn wir den
Mörder unseres Kollegen nicht finden würden. Wir sehen uns.«
»Bis morgen.«
Henning wartete, bis Lehmann und Klose die Tür hinter sich
zugemacht hatten, und sagte dann zu Harms: »Was wollten
die?«
»Sören, die kamen ein paar Minuten vor euch hier rein und
erkundigten sich nach dem aktuellen Stand. Bevor ich überhaupt was sagen konnte, wart ihr auch schon da. Ich versteh
nicht ganz, warum du so schroff und, verzeih den Ausdruck,
unhöflich mit ihnen umgesprungen bist. Sie machen doch auch
nur ihren Job.«
»Genau wie ich. Und das Unhöfliche kam ja wohl zuerst von
denen, oder? Ich lass mich nun mal nicht gerne von Leuten
duzen, die ich nicht kenne. Wer damit nicht klarkommt, dem
kann ich auch nicht helfen.«
»Es sind Kollegen ...«
»Und? Ich hab die beiden noch nie zuvor gesehen, und sie tun
gleich so, als wären wir alte Kumpel. Nicht mit mir. Und noch
was - die verheimlichen uns etwas. So schnell, wie die auf der
Matte standen.«
»Hör mal, der Tod eines Unsrigen spricht sich wie ein Lauffeuer
rum. Die hätten genauso gut auch gestern schon hier sein
können. Aber lassen wir das. Was ist da mit Gerds Auto?«
»Hab ich doch schon erzählt. Meiner Meinung nach haben sich
zwei Personen als Polizisten ausgegeben und den Wagen mitgenommen,
angeblich, um ihn zur KTU zu bringen, wo er aber
nicht gelandet ist. Da frag ich mich doch, was an dem Auto so besonders
ist. Irgendwas stinkt hier zum Himmel, und dieser Klose
und sein Kollege Lehmann verschweigen uns eine ganze Menge.
Aber einmal hat Klose sich verplappert, als er nämlich sagte, dass
Gerd in letzter Zeit immer häufiger von ihnen angefordert wurde.
Angeblich wegen Personalmangel! Dass ich nicht lache! Auch
wenn ich rasende Kopfschmerzen habe, ich kann immer noch
klar denken. Gerd beim OK, er hatte eine Menge Schotter, und er
wurde von einem Auftragskiller umgebracht...«
»Warum versteifst du dich so sehr auf einen Auftragskiller?
Kann die Tat nicht auch einen völlig andern Hintergrund haben?
«, sagte Harms zweifelnd.
»Mann, weil alles darauf hindeutet. Oder glaubst du etwa, der
Mord an einer möglichen Auftragskillerin geschah rein zufällig
und hat mit Gerd nichts zu tun? Volker, hier wird ein Spiel gespielt,
das ich noch nicht durchschaue, aber ich bin lernfähig und
werde dieses Spiel und seine Regeln irgendwann kapieren. Habt
ihr die Reaktion dieser beiden Heinis gesehen, als ich von unserer
unbekannten Toten berichtete? Da kamen nur platte Sprüche,
von wegen das organisierte Verbrechen hat auch in Kiel Fuß
gefasst und so weiter, und so fort. Saudummes Geschwätz! Die
Morde hängen zusammen, ich weiß nur noch nicht, wie.«
»Ich gebe Sören recht«, meldete sich Santos zu Wort. »Aber
statt uns hier und jetzt die Köpfe heißzureden, sollten wir lieber
wieder an die Arbeit gehen. Das heißt, ich werde das tun,
Sören ...«
»Ich fahr heim«, sagte er. »Ich hab wirklich rasende Kopfschmerzen.
Ich hab das Gefühl, mir platzt gleich der Schädel.«
»Dann kurier dich aus. Aber ganz schnell noch was. Die bisherigen
Befragungen der Nachbarn von Gerd haben nichts erbracht.
Außerdem ist der vorläufige Bericht der Rechtsmedizin
eingetroffen ...«
»Gerds oder der der Asiatin?«
»Gerds. Selbstmord ausgeschlossen. Lies, wenn du wieder fit
bist, ist nichts Weltbewegendes. Kann ich morgen mit dir
rechnen?«
»Natürlich. Ich bin ja nicht krank, ich hab nur Kopfschmerzen.
Zu Hause werd ich zwei Tabletten einwerfen und leg mich
schlafen. Heute Abend bin ich wieder voll auf dem Damm.
Tschüs und bis morgen.«
Santos folgte Henning nach draußen und sagte auf dem Flur so
leise, dass niemand sonst es hören konnte: »Soll ich dich nachher
abholen?«
»Nein, ich nehm den Dienstwagen und komm zu dir. So gegen
acht.«
»Warum fährst du nicht gleich zu mir? Da kommst du wenigstens
nicht auf dumme Gedanken. Wo die Tabletten sind ...«
»Okay, okay, ich leg mich in das schöne große Bett. Ich ...
äh ...«
»Ja?«
»Ich liebe dich, auch wenn es oft nicht so aussieht. Bis später.«
Santos lächelte nur verschmitzt, drehte sich um und ging zurück
ins Büro. Henning fuhr zu Santos' Wohnung, nahm zwei
Tabletten, ließ den Rollladen herunter und legte sich hin. Er
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