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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ausfüllte. Loose sah sich kurz
um. Die Decke war seiner Schätzung nach ungefähr drei Meter
fünfzig bis vier Meter hoch und mit Stuck verziert, an einer
Wand befand sich ein langes Bücherregal mit, soweit er dies
erkennen konnte, hauptsächlich medizinischer Fachliteratur,
fünf Bilder naturalistischer Meister hingen direkt gegenüber,
quadratisch angeordnet, das fünfte Bild in der Mitte des Quadrats,
eine Einheit, die Ganzheit vermittelte. Sämtliche Motive
zeigten das Leben in seiner Vielfalt, lediglich das in der Mitte
den Tod. Ein verstörendes Ensemble, das Loose dennoch in
den Bann zog.
    Elena, die gestern noch so viel gesprochen hatte, hielt sich im
Hintergrund, und wenn sie ihn auch nicht direkt ansah, so
spürte er doch, wie sie ihn beobachtete, fixierte wie eine
Schlange, nur zu bereit, ihre Giftzähne in sein Fleisch zu stoßen.
Er fragte sich für einen kurzen Moment, ob sie und Koljakow
liiert waren, obwohl sie leicht seine Tochter hätte sein
können, denn sie war eine ausgesprochen schöne und rassige
junge Frau, bei der so ziemlich jeder Mann schwach geworden
wäre.
    Igor kehrte mit der Flasche Wein zurück, stellte drei Gläser auf
den Tisch und zog den Korken.
    »Danke, Igor, aber geben wir doch dem Wein noch ein wenig
Zeit, sein Bouquet zu entfalten«, sagte Koljakow, woraufhin
Igor sich mit einer leichten Verbeugung und ohne ein Wort
verabschiedete.
    Koljakow nahm ein goldenes Etui, öffnete es, hielt es Loose
hin und sagte: »Rauchen Sie?«
    Loose schüttelte den Kopf. »Nein, es ist schlecht für das Herz.
Oder wie heißt es so schön - Rauchen kann tödlich sein, Rauchen
kann zu einem langsamen und schmerzhaften Tod führen.
    So steht es doch auf den Packungen, oder?«
    Koljakow lachte, als hätte er einen guten Witz gehört, entnahm
eine Zigarette, reichte Elena das Etui, die ablehnte und
sagte: »Du müsstest doch inzwischen wissen, dass ich nicht
rauche.«
    »Ich werde es mir merken.« Und zu Loose: »Auf meiner Packung steht so was nicht. Aber Sie haben recht, es schadet dem
Herzen, nur, es gibt nun mal Dinge im Leben, auf die selbst wir
Ärzte nur ungern verzichten, auch wenn wir unsern Patienten
immer wieder sagen, tu dies nicht, tu das nicht, es schadet dir
nur. Doch wir selbst halten uns nicht daran. Aber ist es nicht
genau das, was uns Menschen ausmacht? Unsere Grenzen auszuloten,
über den Tellerrand zu schielen und Verbote zu missachten?
Jeder möchte doch nur zu gerne wissen, was auf der
anderen Seite ist, die man aber nur sehen kann, wenn man nicht
nur neugierig ist, sondern auch etwas tut. Ich halte mich nicht
an Regeln, zumindest nicht an alle.«
    »Sie vielleicht nicht ...«
    »Prof. Loose, wie heißt es doch in dem heiligen Buch so schön -
sie predigen Wasser und trinken Wein.« Dabei lachte er wieder
auf, zog an seiner Zigarette und schnippte die Asche in den
großen Kristallaschenbecher auf dem Tisch. »Keiner ist vollkommen,
auch Sie nicht. Sie haben wie jeder andere Ihre Dunkelkammer,
zu der nur Sie Zutritt haben.«
    Loose nahm all seinen Mut zusammen und sagte: »Dr. Koljakow,
kommen wir doch endlich zum Wesentlichen. Warum bin
ich hier?«
    Koljakows Miene wurde schlagartig ernst, als er nach einem
tiefen Zug antwortete: »Ich dachte, das hätten Elena und Igor
Ihnen bereits gestern erklärt. Waren sie nicht deutlich genug?
Elena, hast du dem Herrn Professor nicht deutlich genug erklärt,
worum es geht?«
    »Doch, das habe ich. Sehr deutlich sogar.«
    »Da hören Sie's, und Elena würde mich nie anlügen. Hab ich
recht, Elena?«
    »Natürlich hast du recht.«
    »Mir wurde gesagt, ich soll Herztransplantationen vornehmen.
Wie stellen Sie sich das vor? Ich leite selbst eine Klinik
und ...«
    »Das ist uns durchaus bekannt, sonst hätten wir Sie gar nicht
erst ausgewählt. Für uns sind nur die Besten gut genug. Das
Einzige, was Sie tun müssen, ist, Sie müssen ab sofort die
Prioritäten neu setzen. Aber das dürfte für einen erfahrenen
Mann wie Sie kein Problem darstellen, vor allem, da Sie mit
der Verwaltung Ihrer Klinik so gut wie nichts zu tun haben.
    Und zu Ihrer Beruhigung, wir nehmen Ihre Dienste nicht jeden
Tag in Anspruch, höchstens einmal pro Woche, manchmal
auch weniger, da wir noch zwei weitere Herzchirurgen beschäftigen.
    Es hängt von der Auftragslage ab. Und wie Elena
Ihnen sicher auch gesagt hat, wird es nicht zu Ihrem Schaden
sein.«
    »Ach ja? Und was ist mit den

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