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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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»Hab ich das richtig verstanden, Sie haben immer ein Ersatzorgan
parat? Wie ... ?«
    »Wie ich schon sagte, es gehört zum Service. Details erfahren
Sie noch, aber es ist nichts, worüber Sie sich Gedanken zu machen
brauchen.«
    »Sie haben eben gesagt, dass Sie jeden Ihrer Mitarbeiter überprüft
haben. Mich würde interessieren, was Sie über mich
wissen?«
    »Alles, lieber Kollege, alles von Ihrer Geburt bis jetzt. Zum
Beispiel, dass Sie die Leitung der Klinik nie übernehmen wollten,
aber keine Chance hatten, sich gegen Ihren Vater zu wehren.
Viel lieber würden Sie sich ausschließlich auf ihre Chefarztrolle
konzentrieren, wobei Ihre große Passion der Chirurgie
gehört. Bei uns sind Sie nur und ausschließlich Chirurg. Sie
brauchen hier wirklich vor niemandem Angst zu haben, wir
sind äußerst friedliebende Menschen, und die ausgestoßenen
Drohungen vergessen Sie wieder. Hunde, die bellen, beißen
nicht, heißt es doch so schön. Und nun kommen Sie, wir können
uns bei Tisch weiterunterhalten.«
    Koljakow hievte sich aus seinem Sessel, strich die Krawatte gerade,
warf Elena, die sich ebenfalls erhoben hatte, einen schnellen
Blick von der Seite zu und wartete, bis Loose sein Glas
leergetrunken hatte. Dieser fragte sich, woher Koljakow all diese
Informationen hatte. Er würde es herausfinden, aber noch
blieb ihm keine andere Wahl, als mitzuspielen.
    Sie begaben sich ins Esszimmer. Eine junge Frau, gekleidet wie
eine Bedienung in einem Nobelrestaurant, mit dem Unterschied,
dass sie einen sehr kurzen schwarzen Rock trug, der
kaum über ihren Po reichte und ihre Beine sehr gut zur Geltung
brachte, servierte wortlos Hirschrücken mit Preiselbeeren
und Bandnudeln. Während des Essens erging man sich in Small
Talk, den Loose wie eine Befreiung empfand, denn allmählich
wich die Last, die auf seine Schultern drückte, bis er fragte:
»Ab wann benötigen Sie meine Dienste?«
    »Am Freitag ist Ihre erste OP. Wir haben eine Patientin aus
meiner Heimatstadt Moskau, die bereits mehrere Eingriffe
hinter sich hat, aber ohne ein neues Herz lägen ihre Uberlebenschancen
bei maximal einem halben Jahr. Es handelt sich um ein
fünfjähriges Mädchen, das schon so viel Schmerz und Leid
über sich ergehen lassen musste. Sie ist das einzige Kind eines
sehr reichen und sehr angesehenen Unternehmers, der nur seine
über alles geliebte Tochter retten will.«
    »Es gibt Millionen und Abermillionen von Kindern, die unter
den erbärmlichsten Bedingungen leben und leiden. Selbst hier
in Deutschland wird es doch immer schlimmer und ...«
    Koljakow winkte ab. »Lieber Kollege, wir alle wissen von diesen
armen Kreaturen, aber wir können nicht jedem helfen. Es
gibt kein Patentrezept, das ganze Elend dieser Welt auf einmal
zu beseitigen.«
    »Nein, sicher nicht. Gehe ich richtig in der Annahme, dass die
Eltern des Kindes gewillt sind, eine Menge Geld für sein Leben
zu zahlen?«
    »Sehr richtig sogar. Wir leben nun mal in einer Zweiklassengesellschaft,
eine Mittelschicht gibt es doch kaum noch in der
westlichen Welt. Es gibt Reiche, und es gibt Arme, und die
Schere klafft immer weiter auseinander. Und es ist leider so,
dass wir den Armen nur sehr bedingt helfen können, weil es
einfach zu viele sind. Aber ich sehe auch den Hintergrund
Ihrer Frage und will Ihnen sagen, dass Sie nichts Unrechtes
oder Illegales tun. Sie geben Menschen nur das zurück, was
sie sonst unweigerlich verlieren würden - ihr Leben. Und lassen Sie uns bitte nicht über irgendwelche ethischen oder moralischen
Aspekte philosophieren, die sind in unserer Welt
doch längst verlorengegangen. Mir steht die Heuchelei der
Ethiker und Moralapostel bis zum Hals. Machen Sie Ihre
Augen auf, Sie sind von Heuchlern umgeben. Oder wo, glauben
Sie, sind Ihre sogenannten Freunde, wenn es Ihnen wirklich
dreckig geht? Ich behaupte aber mit Fug und Recht, dass
wir nicht heucheln. Hier steht jeder für jeden ein, wir sind eine
große Familie. Im Vordergrund steht für uns die Hilfe, die wir
Bedürftigen anbieten.«
    »Ja, sofern sie über das nötige Kleingeld verfügen«, entgegnete
Loose bissig.
    »Ganz genau. Sie gehören doch auch zur privilegierten Schicht,
oder? Sie haben Geld, Sie haben Macht, was will man mehr?
Warten Sie«, sagte Koljakow, leckte seine Gabel ab und zog
damit einen kaum sichtbaren Strich über die weiße Damasttischdecke.
    »Hier oben, da sind Sie, da bin ich und noch einige
andere. Darunter befinden sich

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