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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Drohungen?«
    »Professor, Sie sollten nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen
...«
    »Oh, da hab ich wohl etwas falsch verstanden«, entgegnete
er zynisch. »Ihre Lakaien haben mir also nicht damit gedroht,
meiner Familie etwas anzutun, wenn ich Ihnen nicht
bedingungslos zu Diensten stehe? Korrigieren Sie mich,
wenn ich ...«
    »Hören Sie auf«, sagte Koljakow und beugte sich zu Loose
hinüber. »Erstens sind Elena und Igor nicht meine Lakaien,
und zweitens beschäftigen wir Ärzte, die von Anfang an die
Regeln akzeptieren. Und es gibt welche wie Sie, die wie Wildpferde
sind, die erst gezähmt werden müssen. Es ist doch ganz
einfach, Sie arbeiten für uns, und in Ihrem Leben wird sich
kaum was ändern. Ihre Familie wird nie etwas erfahren, es sei
denn, Sie unterschreiben nicht.«
    Koljakow nahm einen letzten Zug an der Zigarette und drückte
sie aus.
    »Was soll ich unterschreiben?«, fragte Loose mit zusammengekniffenen
Augen.
    »Den Arbeitsvertrag. Es ist eine rein formelle Angelegenheit,
die wir nachher erledigen. Nun, ich denke, der Wein hat lange
genug geatmet«, sagte Koljakow und schenkte ein. Er hob sein
Glas und fuhr fort: »Lassen Sie uns auf die Zukunft anstoßen.
    Und streichen Sie das Wort -Drohung- einfach aus Ihrem Gedächtnis
und ersetzen es durch -Bitte-. Ich bitte Sie, für uns zu
arbeiten. In unserer Klinik arbeiten keine Monster, sondern
ausschließlich die besten Ärzte. So viele können sich doch nicht
irren, oder?«
    Loose wartete, bis Koljakow und Elena von dem Wein getrunken
hatten, nahm einen Schluck und behielt das Glas in der
Hand, wobei er in die rote Flüssigkeit blickte. »Was ist das für
eine Klinik?«
    Koljakow lächelte beinahe freundschaftlich und antwortete:
»Ich hatte schon befürchtet, sie würden mich das gar nicht
mehr fragen. Es ist eine Privatklinik für plastische Chirurgie.
Sie wissen ja, heutzutage gibt es so viele Menschen, die mit ihrem
Aussehen unzufrieden sind. Die Nase ist nicht gerade genug,
der Busen zu klein oder zu groß, oder er hängt und soll
wieder rund und fest aussehen, oder der Bauch ist zu fett, das
Bindegewebe zu schlaff und, und, und ... Nun, mein Bauch ist
auch zu dick, aber ich würde mich nie unters Messer legen, nur
um ein paar Kilo Fett absaugen zu lassen. Es ist meine Schuld,
wenn ich keinen Sport treibe und zu viel esse. Aber es kommen
immer mehr, die unbedingt etwas verändern wollen. Wir beschäftigen
selbstverständlich auch in der plastischen Chirurgie
nur die Besten ihres Fachs. Sie werden lange nach einer Klinik
suchen müssen, die auch nur annähernd einen Standard aufweist
wie die unsere.«
    »Und die Transplantationen? Wo finden die statt?«
    »Hier im Haus. Wir haben extra eine Station dafür eingerichtet,
zu der niemand außer den Befugten Zutritt hat.« Er hielt
inne, trank einen weiteren Schluck, ließ einen Moment verstreichen,
bis er fortfuhr: »Bei uns bekommt jeder, der über
die notwendigen finanziellen Mittel verfügt, ein entsprechendes
Organ. Erst gestern hatten wir eine Lebertransplantation,
die sehr gut verlaufen ist. Die Patientin wird nach Aussage
unseres Spezialisten schon sehr bald wieder ein ganz
normales Leben führen können, natürlich mit den entsprechenden
Medikamenten. Ohne unsere Hilfe wäre sie aber innerhalb
der nächsten drei bis sechs Monate gestorben, vermutlich
durch ruptierte Ösophagusvarizen. Sie hätte eine Familie
mit drei Kindern zurückgelassen und ein Unternehmen, dass
sich seit Generationen in Familienbesitz befindet, auch wenn
sie in den letzten Jahren nicht mehr in der Lage war, es zu
führen. Das hat ihr Mann längst übernommen. Er ist im Übrigen
auch der Grund für ihre Alkoholsucht, ein Fremdgänger
und Betrüger vor dem Herrn. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen,
ihn kennenzulernen, und war gelinde gesagt angewidert.
Aber das nur nebenbei.«
    »Und warum hat diese Patientin, die doch offensichtlich über
sehr viel Geld verfügt, sich nicht über Eurotransplant eine Leber
beschafft? Erklären Sie's mir bitte, Dr. Koljakow.«
    »Lassen wir diese akademischen Titel doch weg, Herr Loose.
Es gibt mehrere Probleme mit Eurotransplant. Erstens sind
die Wartelisten sehr lang, und da nützt manchmal auch der
größte Reichtum nichts, und zweitens ist unsere Patientin,
wie ich bereits erwähnte, Alkoholikerin. Sie hat sich im Laufe
der letzten knapp zwanzig Jahre die Leber regelrecht kaputt
gesoffen. Zirrhose kurz vor dem

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