Spiel der Wölfe - Briggs, P: Spiel der Wölfe - Hunting Ground (Alpha & Omega 2)
vielleicht war es der Geruch des Feenvolks.
Der Flur endete an einer wohnlichen Küche und einer engen Treppe, die von Dachfenstern erhellt wurde, und auf deren Stufen verschiedene Pflanzen mit rosafarbenen, hellblauen und lavendelfarbenen Blüten standen. Oben lag ein großer Raum, dessen meerzugewandte Wand ganz aus Glas war. In der Mitte des Raumes… des Gewächshauses… was auch immer es war, stand die Frau vom Feenvolk.
Ihre Haut war fahl und bildete einen heftigen Kontrast zu ihrem Haar, das in mahagonifarbenen Wellen bis auf ihre Hüfte fiel. Ihr Gesicht war konzentriert, was sie… süß aussehen ließ. Schlanke, lange attraktive Finger, die mit Farbe bekleckert waren, führten einen kleinen Pinsel. Ihre Augen waren tiefblau wie ein See in der Sommersonne. Ihr Mund war dunkel und voll. Und sie war groß, so groß wie Charles, und der war ein großer Mann, über einen Meter achtzig.
Abgesehen von den Haaren entsprach sie überhaupt nicht Annas Erwartungen. In ihren Augenwinkeln waren kleine Fältchen, und in ihrem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Reife und Alter. Sie trug ein graues T-Shirt, auf dem weniger Farbe war als auf ihren Händen, und kurze Radlerhosen enthüllten Beine, deren Muskeln eher die sehnige Stärke des Alters aufwiesen als straffe Jugend.
Vor ihr stand eine Staffelei mit einer großen, von Charles und Anna abgewandten Leinwand, so dass Anna nicht sehen konnte, was darauf war.
» Dana«, grummelte Charles.
Anna wollte nicht, dass die Frau ihren Gefährten ansah. Was keinen Sinn ergab. Die Frau vom Feenvolk war nicht schön, und sie beachtete Charles nicht einmal. Es musste noch eine Restreaktion auf den seltsamen Moment auf dem Dock sein.
Oder vielleicht war es ja der » liebe Junge«.
Annas Hand fand ihren Weg zurück unter Charles’ Jacke. Sie vergrub ihre Finger in dem dicken Seidenhemd, das er trug, und bemühte sich, nicht zu knurren– oder ihn wegzuzerren.
Dana Shea schaute von der Staffelei auf und lächelte, ein strahlendes Lächeln, in dem die Freude lag, die eine Mutter beim ersten Blick auf ihr Kind zeigt, oder der Triumph, den ein Junge empfindet, der zum ersten Mal mit dem Baseballschläger den Ball trifft. Es war warm, vertraulich und unschuldig, und es war auf Charles gerichtet.
» Dana.« Charles’ Stimme war harsch. » Hör auf damit.«
Ein verletzter Ausdruck glitt über ihr Gesicht.
» Diese Magie funktioniert bei mir nicht«, erklärte er der Frau– und langsam klang er wirklich wütend. » Und glaub nicht, dass die Gunst meines Vaters dafür sorgt, dass du dir bei mir alles erlauben darfst.«
Anna schloss die Augen. Es war ein Zauber. Sie atmete durch die Nase und erlaubte Charles’ Duft und dem scharfen Geruch von Terpentin, ihren Kopf zu klären. Ein Zauber, aber sie ging nicht davon aus, dass er auf Charles gerichtet war, nicht direkt. Dana kannte Charles; sie hatte gewusst, dass er seine eigenen Verteidigungsstrategien gegen Magie hatte.
Anna wusste, was es war– eine Herausforderung. Die Frau vom Feenvolk war kein Werwolf, aber sie war in ihrem eigenen Revier dominant. Und vielleicht betrachtete sie Charles auch als ihr Revier. Irgendwann war er es sicherlich gewesen.
Das war es, was ihre Wölfin fühlte. Diese Frau hatte mit Charles geschlafen. Anna ging davon aus, dass er in zweihundertundirgendwas Jahren mit einer Menge Frauen geschlafen hatte. Aber Dana war nicht Charles’ Gefährtin gewesen.
Anna atmete noch einmal tief durch, lehnte ihre Stirn gegen Charles’ Arm und dachte daran, welche Gefühle sein Geruch in ihr auslöste, an das Geräusch seines Lachens und das Grummeln seiner Stimme in ihrem Bett. Sie suchte nicht nach der Leidenschaft, obwohl es davon eine Menge gab, sondern nach der tiefgehenden Klarheit, die er ihr brachte– und die sie ihm zurückgab. Etwas, was nur sie ihm geben konnte: Frieden.
Sie spürte, wie sich seine Muskeln entspannten und seine Lippen kurz über ihre Stirn glitten. Sie öffnete die Augen und suchte den Blick der Frau.
» Meins«, sagte sie bestimmt.
Die Angehörige des Feenvolkes schenkte ihr ein langsames Lächeln. » Das kann ich sehen.« Sie schaute zu Charles. » Du verstehst sicher den Impuls«, erklärte Dana ihm. » Ich konnte der Versuchung, sie auf die Probe zu stellen, nicht widerstehen. Ich habe so viel über den Welpen gehört, der den alten Hund in der Falle gefangen hat.«
» Vorsicht«, warnte Charles. » Das ist sehr nah an einer Lüge.«
Die Frau vom Feenvolk zog
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