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Spiel der Wölfe - Briggs, P: Spiel der Wölfe - Hunting Ground (Alpha & Omega 2)

Titel: Spiel der Wölfe - Briggs, P: Spiel der Wölfe - Hunting Ground (Alpha & Omega 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs , Patricia
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sehen, denn dieses Bild ist nicht das gleiche.« Sie sah Anna an. » Vermeer. Ja. Was sieht die Frau an?«
    Und in diesem Moment sah Anna es, das Fremde unter dem Schutzzauber. Fremd… und erkennbar. Sie hat mir kaum wehgetan, hatte der Troll gesagt. Diese Frau war ein Raubtier, ein Alpharäuber.
    Anna wurde es unter diesem seltsamen Blick ungemütlich, und sie schüttelte den Kopf. » Ich weiß es nicht.«
    Dana machte eine scharfe Geste mit der Hand. » Sie sehen ja auch nicht hin.«
    Das war allerdings wahr. Anna schaute die Frau in dem Gemälde an, die ihr Starren mit klaren blauen Augen erwiderte, die um einiges heller waren als Danas. Die einzige Antwort, die ihr einfiel, war dumm, aber sie sprach sie trotzdem aus: » Jemanden hier in diesem Raum?«
    Danas Schultern sanken nach unten, und sie drehte sich zu Charles um. » Nein. Siehst du? Als er mit dem Original fertig war, schleppte Vermeer einen Bauern von der Straße herein – und selbst dieser ungebildete Narr konnte es sehen. Vermeers Studenten, diejenigen, die an dem Tag da waren, als das Gemälde fertig wurde, benannten es nach der Antwort, die der Bauer dem Meister gegeben hatte: Sie blickt auf die Liebe. Vermeer selbst nannte es Frau mit gelber Blume oder etwas ähnlich Prosaisches, für das er ja eine Vorliebe hatte.«
    Anna schaute auf das Bild und je länger sie es musterte, desto mehr schien etwas damit nicht in Ordnung zu sein. Es war nicht schlecht– nichts konnte die Kunstfertigkeit leugnen, mit der die sinnliche Oberfläche der Haut ausgeführt worden war und das Haar und der Stoff der Kleides–, aber es war, als würde man einem dieser Computerprogramme zuhören, das Musik vom Blatt spielte: technische Perfektion, aber keine Seele.
    » Ich verstehe nicht viel von bildender Kunst«, sagte Anna, um sich zu entschuldigen.
    Dana schüttelte den Kopf und schenkte Anna ein reumütiges Lächeln, in dem das fremdartige Raubtier nicht zu sehen war. » Nein, es ist schon in Ordnung. Meine Leute sind dazu verdammt, schöne Dinge zu lieben, sie aber nicht schaffen zu können.« Sie trocknete ihre Hände ab. » Nicht alle vom Feenvolk, natürlich. Aber viele von uns, diejenigen, die am tiefsten in der Magie versunken sind, geben jegliche Art von Kreativität auf. Naja.«
    » Drachen sind so«, bemerkte Charles unbestimmt.
    Kannte er einen Drachen? Anna warf ihm einen interessierten Seitenblick zu. Er lächelte leicht, aber seine Aufmerksamkeit war auf Dana gerichtet, die in ihren Bewegungen innegehalten hatte.
    » Drachen können auch nichts erschaffen?«
    Er zuckte mit den Achseln. » Das behauptet zumindest mein Dad. Und überwiegend sagt er nur Dinge, von denen er weiß, dass sie wahr sind.«
    Sie lächelte, und es war, als tauchte die Sonne hinter den Wolken auf. » Zu sein wie ein Drache ist nicht das Schlechteste. Ich habe bis jetzt nur einen einzigen gesehen– ich glaube, er sagte, er wäre auf Entdeckungstour. Wir hatten kein besonders langes Gespräch, aber er war… wie der Vermeer. Ein Kunstwerk.«
    Er legte den Kopf schief. » Genau.«
    Dana tat es ihm gleich und schaute Charles an, sah ihn wirklich an. » Du bist der Scharfrichter des Marrok. Unhöflich. Gefährlich.«
    » Das ist wahr«, antwortete Charles.
    Anna fand es interessant, dass die Frau vom Feenvolk › unhöflich‹ bemerkenswerter fand als › gefährlich‹.
    » Deshalb fühlte ich mich zu dir hingezogen«, erklärte ihm Dana. » Ich hätte zu behaupten gewagt, dass ich dich ziemlich gut kenne. Aber ich wusste nicht, dass du auch liebenswürdig sein kannst.« Sie legte ihre Hände auf seine Schulter, und mit einem Grinsen in Annas Richtung küsste sie ihn auf die Wange. Anna konnte das Pulsieren ihrer Magie fühlen, als sie diese über Charles gleiten ließ wie einen Mantel oder ein Netz. Sie glitt ab, aber selbst Anna, die nicht das Ziel gewesen war, konnte die Faszination und Lust spüren, die sie auslöste.
    » So«, sagte sie zu Anna. » Eine Schwester hätte nicht besonnener handeln können. Und jetzt: Hast du nicht gesagt, dass du etwas für mich mitgebracht hast?«
    Sie log nicht. Oder wenn sie es tat, dann konnte Anna es nicht erkennen– und außerdem konnte das Feenvolk nicht lügen, oder? Die Magie hätte auch unbewusst sein können; vielleicht passierte es jedes Mal, und Dana bemerkte es nicht mehr.
    Charles schien nicht beeinträchtigt worden zu sein, aber das wäre auch schwierig zu erkennen gewesen. Sein Gesicht trug die übliche öffentliche Miene zur Schau.

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