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Spiel des Lebens 1

Spiel des Lebens 1

Titel: Spiel des Lebens 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Etzold Veit
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überlegen! Weggehen meine ich! Weit weg. Hör auf deine Mutter. Bevor noch jemand wegen diesem Irren draufgeht.« Sie warf ein paar Handtücher in einen Koffer.
    »Meine Mutter will, dass wir zusammen nach Singapur fliegen«, sagte Emily. »Bis das hier vorbei ist.«
    »Dann mach das, in Gottes Namen«, bat Julia sie. »So weit weg wie möglich.«
    Emily schüttelte den Kopf, und auch in ihren Augen sammelten sich nun Tränen.
    »Es tut mir so leid, dass dir das passiert ist.«
    »Hör zu«, begann Julia und nahm Emilys Hände in ihre. »Es muss dir nichts leidtun, denn du kannst nichts dafür. Aber mir ist das alles ein bisschen viel.« Dann sprach sie weiter, fast beschwörend. Sie schaute ihr fest in die Augen. »Ich habe das bisher nicht ganz ernst genommen, aber jetzt weiß ich, dass das alles kein Scherz ist. Und ich weiß, dass wir erst wieder Ruhe haben werden, wenn dieser durchgeknallte Typ im Knast oder tot ist!«
    Julia zog an den Kordeln ihres Kapuzenpullis. »Ich werde sicherlich Albträume haben, und zwar noch Jahre. Diese Männer, die mich vor dem College abgepasst haben, während ich auf dich gewartet habe. Die waren so gruselig! Und dann dieser kleine weiße Lastwagen, er hielt genau hinter mir. Er sah aus wie ein Krankenwagen. Und als sie mich gepackt hatten und ich wie am Spieß brüllte, da haben die Leute um mich herum wahrscheinlich gedacht, ich wäre eine Irre, die abtransportiert wird. Keiner hat Fragen gestellt. Niemand hat mir geholfen! Alle haben mich nur angestarrt!« Die Tränen liefen ihr die Wange herunter. »Dann bin ich ohnmächtig geworden. Und als ich wieder aufgewacht bin, war ich in irgendeinem Raum mit einem maskierten Mann. Der hat mich gezwungen, dich anzurufen. Mit meinem Handy. Hat mir gesagt, was ich sagen soll.«
    »Du warst also nicht in einem Keller?«
    »Ich war ganz bestimmt in keinem Keller, in dem des College schon gar nicht.«
    »Hast du seine Stimme erkannt?«
    »Nein, ich habe die Stimme nie zuvor gehört.«
    »Und wie lange warst du da?«
    »Die ganze Nacht«, antwortete Julia, und dann überschlug sich ihre Stimme. »Die ganze Nacht. Dann haben sie mich betäubt und in ein Taxi gesetzt. Als ich aufgewacht bin, war ich hier beim Wohnheim. Das Taxi haben die bezahlt.«
    Es lag auf der Hand, dachte Emily, er hatte Julia benutzt, um Emily in eine Falle zu locken. Das war das Furcht einflößende an diesem Irren. Er war nicht allein. Er hatte viele Gehilfen. Sehr viele. Und er war nicht dumm. Es war ihm gelungen, die Polizei an der Nase herumzuführen, indem er das Handy, das Carter lokalisiert hatte, an ein Funkgerät geklebt hatte. Das Handy mit dem Lautsprecher im Keller hatte er dann mit einem anderen Handy angerufen. Sobald die Polizei ihm aber auf der Spur war, hatte er noch ein Funkgerät dazwischengeschaltet. Deswegen war seine Stimme auch so verzerrt gewesen, als er im Hyde Park zu Carter gesprochen hatte. Das Handy konnten sie per GPS sofort orten, das zweite Funkgerät nicht so schnell. Eine Spur, die nicht zurückzuverfolgen war. Wahrscheinlich hatte er das Funkgerät, mit dem er zu Carter zuletzt gesprochen hatte, irgendwo entsorgt oder in einer U-Bahn liegengelassen.
    »Musst du noch mal zur Polizei?«, fragte Emily.
    »Mache ich später, dieser Carter hat mich schon genug genervt. Aber jetzt muss ich erst mal hier weg.«
    »Und wohin?«
    »Zu Jonathan«, sagte Julia und stellte eine der Taschen auf den Flur. »Gleich kommt mein Taxi.«
    »Zu Jonathan?« Das ging jetzt doch etwas schnell. »Willst du da wohnen?«
    »Da bin ich wenigstens sicher.«
    »Irgendwelche Lastwagen können da auch hinfahren und dich entführen«, erwiderte Emily, biss sich aber sogleich auf die Lippe, weil sie das gesagt hatte.
    »Danke, Emily, danke, das ist sehr ermutigend.« Julia schüttelte den Kopf, und Emily sah die Tränen in ihren Augen.
    Sie nahm Julia in die Arme. Julia schien die gleiche Idee gehabt zu haben, sodass beide eine Weile eng umschlungen in der Mitte des Zimmers standen.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte sich Julia, »er hat dich ja nicht besser behandelt. Er hat dich ja genau so eingesperrt wie mich. Und keiner war da, der auf dich aufgepasst hat. Ich auch nicht.«
    Wider Willen musste Emily lachen. »Dann müssen wir wohl auf uns selbst aufpassen.«
    »Müssen wir«, stimmte Julia zu, und auf einmal war der freche Gesichtsausdruck wieder da. »Trotzdem muss ich hier weg. Und du, versprich mir, dass du das Angebot deiner Eltern annimmst. Mach die

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