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Spiel des Lebens 1

Spiel des Lebens 1

Titel: Spiel des Lebens 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Etzold Veit
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anderen Tests hattest du sehr wenig Zeit. Hier liegt es nur an dir, wie wenig Zeit du haben willst. Denn wenn du dich weiter so dumm anstellst, dann hast du auf einmal sehr viel Zeit. Sehr viel Zeit in diesem dunklen Keller.«
    Emily spürte wieder die Tränen in ihren Augen und lief von einer Wand zur anderen. Wo ist dieser verdammte Lautsprecher , dachte sie. Doch was half es ihr, den Lautsprecher zu finden? Der Irre würde kaum im Lautsprecher sitzen. Und am Ende war der Lautsprecher ihre einzige Verbindung zur Außenwelt, den sollte sie vielleicht nicht kaputt machen.
    »Wie viel Zeit du hier verbringen willst, das liegt ganz an dir. Denk an unseren Helden. Denk an das Wasser. Und dann antworte mir.« Und nach kurzer Pause. »Was macht das Wasser?«
    Unser Held? Wen meinte er? Wieder John Milton? Aber was hatte der mit Wasser zu tun? Und was machte das Wasser bei Milton so Besonderes?
    »Es … es … verdammt, es gefriert.«
    »Auch falsch!«, sagte die Stimme.
    Emily hatte das Gefühl, sie sei nahe dran gewesen, irgendetwas war da in der Stimme, das einen leichten Triumph, aber auch eine leichte Enttäuschung verbarg. Triumph, weil sie fast richtig gelegen hatte, Enttäuschung, weil der Irre dann vielleicht gezwungen gewesen wäre, sie freizulassen.
    »Was macht das Wasser?«
    Emily wusste nicht mehr weiter. Sie wiederholte das, was sie vorhin schon einmal gesagt hatte, sie wiederholte völlig neue und absurde Dinge, sie merkte, wie es in ihrem Kopf nur noch die penetrante Stimme gab, die ständig die Frage wiederholte.
    Was macht das Wasser?
    Was macht das Wasser?
    Es fließt, es kocht, es tropft, es stinkt, es friert, es …
    Falsch! Falsch! Falsch! Falsch! Falsch! Falsch!
    Irgendwann antwortete sie nur noch wie in Trance, während der Raum sie erdrücken wollte und es ihr vorkam, als würden sich die beiden Wände rechts und links von ihr auf sie zubewegen. Die Wände wurden zu zwei riesigen Schalen eines Kopfhörers, die ihren Kopf in den Klammergriff nehmen wollten, sich an ihren Ohren festbeißen würden, und ständig, bis zum Ende aller Zeiten, diese vier Wörter in ihren Kopf schreien würden.
    Was macht das Wasser?
    Irgendwann verlor sie die Besinnung, irgendwann schlief sie vor Erschöpfung ein, und es war egal, dass das Wasser tropfte, und es war egal, dass die Stimme immer weiterfragte.

30
    Tag 7: 7. September 2011
    U nd irgendwann wachte sie auf.
    Ohne zu wissen, wie spät es war.
    Sie hatte etwas gehört.
    Schritte auf dem Flur.
    »Hieeeer!«, schrie sie.
    Die Schritte verstummten, kamen dann näher.
    »Hieeer!«
    Sie hörte etwas an der Tür, einen Schlüsselbund.
    Und in dem Moment ertönte noch einmal die unheimliche Stimme aus dem Lautsprecher. »Gnade vor Recht, Emily«, flüsterte sie, als sich der Schlüssel im Schloss drehte. »Willst du wissen, was das Wasser macht?«
    »Ja«, brachte sie tonlos hervor.
    »Es brennt.«
    Die Worte hallten in ihrem Kopf wider, da öffnete sich schon die Tür, und beinah fiel sie dem Hausmeister in die Arme, während das Licht des Korridors in den dunklen Kellerraum schien.
    Es brennt.
    Seit wann brannte Wasser?
    Sie konnte nur kurz darüber nachdenken.
    Am Ende des Ganges, hinter dem Hausmeister, standen vertraute Gesichter. Carter und Detective Bloom. Jetzt hätte sie sich sogar gefreut, wenn ihre Mutter da gewesen wäre, irgendjemand, der sie in den Arm nehmen würde. In einiger Entfernung Jim und Matt, die ein wenig unbehaglich aus der Wäsche guckten, dahinter noch zwei Polizisten.
    »Miss Waters, ist alles in Ordnung?«, fragte Carter.
    Auch Detective Bloom lächelte sie vertrauensvoll und gleichzeitig verkrampft an.
    »Nichts ist in Ordnung«, fauchte Emily. »Dieser Irre hat mich die ganze Nacht hier eingesperrt! Und euch sogenannte Leibwächter hat er auch ausgetrickst.« Sie funkelte Matt und Jim an, denen das sichtlich peinlich war.
    »Fünfzig gegen zwei«, sagte Jim nur, »da ziehen selbst wir den Kürzeren.«
    Sie war wütend, aber gleichzeitig auch so erleichtert, endlich aus diesem dunklen Keller befreit zu werden, dass sie gar nicht richtig böse sein konnte. Die Bodyguards hatten versagt, und ihr Vater würde ausrasten, wenn er davon erfahren würde. Doch jetzt war sie frei. Und auch wenn die Nacht die Hölle auf Erden gewesen war, war sie jetzt, da sie wieder in der Welt der Freiheit und des Lichts war, so glücklich, dass sie am liebsten die ganze Welt umarmt hätte.
    Carter blickte verkniffen zu Boden.
    »Das war keine schöne Sache«,

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