Spiel des Schicksals
eines. Ein Klirren. Ein Kratzen. Ein Scharren. Irgendjemand versuchte hereinzukommen!
Ich wollte rufen, aber ich hatte nicht mehr die Kraft dazu. Ich lag da wie eine lebendige Puppe, während die Geräusche immer lauter wurden und näher kamen. Plötzlich durchbrach ein dünner Lichtstrahl die Finsternis. Dann hörte ich Stimmen. Es ertönte ein lautes Krachen, dem ein Regen von Bruchsteinen folgte. Noch mehr Licht. Jemand kniete an meiner Seite und nahm mich in seine Arme. »Lydia«, flüsterte er sanft.
»Los«, vernahm ich die Stimme von Paul Jelks, »bringen wir sie hinaus. Sie braucht Luft.«
Dann spürte ich, wie ich von zwei starken Armen hochgehoben und durch die Öffnung gezogen wurde. In dem äußeren Raum hing der beißende Qualm von Dynamit. Ich wurde eilends weggetragen und die Treppe hinaufgebracht. Licht blendete meine Augen. Achmed legte mich sanft auf den Boden, wo mein Körper sich wiederzubeleben begann.
Jetzt stand Paul Jelks neben mir. »Armes Mädchen! Sie haben ja verdammt viel durchmachen müssen. Na, kommen Sie, ist ja schon wieder gut. Wir bringen Sie ins Camp zurück.«
Ich nahm meine Hand von den Augen und gewahrte Achmed, der auf mich hinunterblickte. »Was ist da drinnen passiert? Die Tür…«
»Arnold Rossiter, das ist es, was passiert ist.«
»Rossiter!«
»Er ist uns hierher gefolgt, Lydia, und seine Männer haben Mark und Dr. Arnes mit vorgehaltener Waffe in Schach gehalten. Dann befahl er ihnen, Paul aus dem Grab zurückzurufen. Als du und ich drinnen waren, schloß er die Tür hinter dir, während er mir eine Pistole an die Rippen hielt.«
»Los«, unterbrach ihn Jelks, »bringen wir sie zurück ins Camp. Sie hat einen Schock erlitten.«
»Mir geht’s gut…«
Achmed stützte mich, als wir zum Landrover gingen, und half mir dann auf den Rücksitz. Als die Räder sich knirschend und mahlend den Abhang hinaufarbeiteten, erblickte ich drei uniformierte Männer, die am Eingang des Grabes Wache hielten. »Wer sind sie?« fragte ich verwirrt. »Und wie haben sie…« Achmed lachte leise und schaute zärtlich auf mich herab. »Karl Schweitzer war es, der uns alle rettete.«
»Was…«
»Du hast dich mit deiner Theorie über seine Identität geirrt, Lydia, und ich habe erst gestern nacht herausgefunden, wer er wirklich ist. Ich habe im Hotel bemerkt, daß er dich beobachten wollte und wie er um dein Zimmer herumschlich. Da habe ich ihn auf dem Hotelflur zur Rede gestellt, und nach einigen Mißverständnissen hat er mir seine Geschichte erzählt. Er suchte gar nicht nach Paul Jelks, sondern nach Rossiter.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Karl Schweitzer arbeitet für das Museum von Berlin und war im Zusammenhang mit einigen gestohlenen Kunstgegenständen schon seit vielen Monaten hinter Rossiter her. Er hatte angenommen, daß du für Rossiter arbeitest, weil du mit John Treadwell gereist bist, der ja zu Rossiters Leuten gehörte.«
»Das ist ja aberwitzig! Hoffentlich bekomme ich jetzt keinen Ärger, weil ich ihn verletzt habe.«
Achmed grinste. »Interessanterweise war Schweitzer genauso überrascht, dich in Khouris Laden anzutreffen, wie du es warst, ihn zu sehen. Er war gerade dabei gewesen, den Mann über den Aufenthaltsort von Rossiter auszufragen, als du mit einem Mal aufgetaucht bist, was ihn ziemlich überrascht hat. Da er annahm, daß du für Rossiter arbeitest, fragte er sich, warum du in den Geschäften herumgingst und den Schakal herumgezeigt hast? Für ihn ergab das keinen Sinn, aber er wollte dich trotzdem festhalten.«
»Aber er hat doch John Treadwell auf dem Gewissen.«
»Nein, wie es aussieht, geht dieser Mord auch auf Rossiters Konto. Karl Schweitzer hat damit nichts zu tun und hörte erst später von dem Mord.«
»Ich muß Rossiter um Sekunden verpaßt haben…«
»Und im Domus Aurea verfolgte er dich, ja, aber er war nicht derjenige, der dich niederschlug. Das ist einer von Rossiters Handlangern gewesen.«
»Ich kann es einfach nicht glauben.«
»Ich kann dir versichern, daß alles der Wahrheit entspricht. Als ich Karl Schweitzer letzte Nacht ausfragte, zeigte er mir…«
»Letzte Nacht! Achmed, warum hast du mir nichts davon gesagt?«
»Du hast mich nicht danach gefragt.«
Ich starrte ihn verwundert an. Dann ließ ich mich in einem plötzlichen Anfall von Müdigkeit in die Sicherheit seiner Arme zurücksinken. Ich ließ mich von dem Motorengeräusch einlullen. Mein Kopf fiel auf Achmeds Schulter herab, und für einen Augenblick nur schloß
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