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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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leise.
    »Nur weil ich den blöden Löwen geschossen habe? Einmal im Leben? Once in a
lifetime? « Er drückte ihre Hand. »Kleines, das darf doch nicht sein. Hast du’s
nicht gut bei mir?«
    Er kannte Claras Hang zur Übertreibung, ihre Tendenz, übers Ziel
hinauszuschießen, aus ihren gemeinsamen Jahren. Ob das schlecht war oder gut,
ein Laster oder eine Tugend, vermochte er nicht zu beurteilen. Fest stand, dass
es zu ihren bemerkenswerten Charakterzügen gehörte. Nie würde er den gellenden
Schrei vergessen, als sie die Axt schwang. Nie diesen wild entschlossenen
Blick, als sie ihm eröffnete, sich scheiden lassen zu wollen.
    Dass er die Löwin doch noch erlegt hatte, war ihm wichtig. Nun lag
sie gut verpackt im Laderaum des Airbus, auf dem Weg zum Kühlraum des
Präparators.
    Als die Maschine begann, ihre Reiseflughöhe zu verlassen, und die
Passagiere aufgefordert wurden, sich anzuschnallen, unternahm er einen weiteren
Anlauf.
    »Ich hab dich immer auf einen Altar gestellt«, sagte er. »Unser
ganzes gemeinsames Leben lang habe ich dich verwöhnt, dich geliebt und dir
jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Mit dem Großwild hab ich mir einmal
selbst einen Wunsch erfüllt. Und deswegen willst du mich verlassen? Hältst du
das für fair?«.
    Ein weiteres Mal drückte er ihre Hand und sah sie von der Seite an,
während sie unvermindert die Wolken draußen zählte. »Oder lass mich’s so
formulieren: Hältst du deinen Entschluss nicht für ein wenig übereilt?«
    Clara, selbst wenn sie es gewollt hätte, konnte nicht mehr
antworten. Sein Handy surrte.
    »Ja?«
    Er war überrascht. Es war Heinrich von Stahl, der Justiziar des FC Bavaria. Was wollte der von ihm?
    »Hast du gerade Zeit? Wo bist du?«, fragte von Stahl.
    »Auf dem Rückflug«, antwortete er knapp.
    »Du weißt«, sagte von Stahl, »dass wir in eurem Investment High
Return engagiert sind. Hummer bevorzugt zwar sein Festgeldkonto, aber den Rest
hab ich bei euch angelegt. Wir wollen zwei neue Spieler kaufen, einen aus der Primera División , der andere ist mal wieder ein Holländer. Dafür brauchen wir
etwas Geld. Deine Leute haben mich vertröstet, sie müssten erst … ich glaube,
›abwarten‹ haben sie gesagt. Die Auskunft hatte einen schalen Beigeschmack.«
    Verdammt! Jetzt kommt der ganze Mist schon in der Heimat an.
    »Was ist los, Adrian? Seid ihr klamm? Wir benötigen das Geld
dringend!«
    »Natürlich, Heinrich. Kaum ist der Gockel aus dem Haus, tanzen die
Schweine. Lass mich mal machen. Da muss einer was falsch verstanden haben. Ich
kümmere mich drum, okay?«
    »Bis morgen um zwölf. Okay?« Das Gespräch wurde ohne weiteren Gruß
beendet.
    »Bitte klappen Sie Ihre Tische hoch, stellen Sie Ihre Sitzlehnen
nach hinten und schalten Sie Ihre Handys ab.«
    Luger drückte eine Nummer auf dem Handy. Er konnte sie blind
ertasten.
    »Hey«, sagte er. »Hier spricht Luger.« Er achtete darauf, dass Clara
nicht mithören konnte.
    Eine halbe Minute später hatte er wieder aufgelegt. Die Maschine
flog in niedriger Höhe entlang einer befahrenen Autobahn, kreiste eine Runde in
der Warteschleife und setzte zur Landung an.

ELF
    Sie trafen sich am nächsten Tag in Rosenheim. Uly Hummer kam
von Salzburg rüber, wo er mit den Red Bull Socks zu tun hatte, und Heinrich von
Stahl aus München heraus. Von Stahl hatte seinen Präsidenten um dieses
Krisengespräch gebeten. Beide hatten sie mal wieder Lust auf feines Asiatisch,
und im Rosenheimer Zhuo Mei fühlten sie sich gut aufgehoben. Der Ecktisch neben
dem Aquarium erschien ihnen abhörsicher. Das Fischbecken war gefüllt mit jungen
Kois. Er hatte nicht ganz die Ausmaße des Pools von Hummers Ferienvilla in
Südafrika.
    Der chinesische Kellner war gut zwei Meter groß und überschlank,
hatte blauschwarzes, schulterlanges Haar und sprach bayerisch.
    »I hoaß Erwin«, stellte er sich vor. »Sie meng oiso koa Bier. Sie
miaßn no Autofahrn. Nachat nehma’S hoit a Tschintscher Ale, die Herren, des
siecht ned ganz aso grauslich puristisch aus wiera blanks Wasser.«
    Sie folgten seiner Empfehlung und bestellten jeder ein Ginger Ale
mit Eis. Für Pit Vogel, seinen Leibwächter, der an einem Bistrotisch in blauer
Lackfarbe gleich neben dem Eingang Position bezogen hatte und seinen schwarzen
Tom-Selleck-Schnurrbart zwirbelte, orderte Hummer eine Cola mit Zitrone.
    Hummer zweifelte, ob der Kellner ihn nicht doch erkannt hatte, denn
gerade dies hatten sie bei der Auswahl des Lokals vermeiden wollen. Sie wollten
unter

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