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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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sich sein, und in München wäre das eine Sache der Unmöglichkeit gewesen.
    Nach und nach füllte sich das Zhuo Mei mit heimischem Publikum. Ein
Rechtsanwalt mit Schlägermütze und Juniorpartner, ein weißhaariger
Wirtschaftsprüfer mit zwei Amigos, die schlanke, sportliche, blonde
Oberbürgermeisterin im Trachtenlook mit dem breitgesichtigen, bärtigen,
ernsthaft lächelnden Global Entrepreneur. Schließlich drei männliche und zwei
weibliche Jungspunde aus der Riege selbstständiger Unternehmer. Zu ihnen stieß
nach wenigen Minuten noch der bekannte Zeitungsverleger, kaum über
fünfunddreißig, mit dem pomadisierten Haar.
    Hummer bestellte Nummer 21 f mit Normalbesteck, von Stahl
sein Lieblingsgericht, die 711 e, mit Stäbchen, garantiert farbstoff-
und glutamathaltig.
    »Luger scheint den Bach runterzugehen«, steuerte von Stahl direkt
aufs Thema zu. Er musste seine klangvolle Stimme bewusst dämpfen. Unter
schweren Augenlidern musterte er sein Gegenüber, über seiner markanten
Geiernase hatten sich drei senkrechte Falten gebildet. »Er muss wohl groß im US -Immobilienmarkt engagiert sein. Und da
gibt’s jede Menge Probleme, wie man hört.«
    Probleme auf einem fernen Markt? Das interessierte Uly Hummer nicht
sonderlich. Exakt deswegen hielt sich der 1. FC Bavaria München ebendiesen Heinrich von Stahl, um Probleme schon im Vorfeld
lösen zu können. Stahl, darüber konnte er sich immer königlich amüsieren, waren
der aktuelle Diskontsatz und der gültige Leitzins vertrauter als das Wetter am
selben Tag. Hinter seiner Stirn verbarg sich mehr Finanzwissen, als Hummer über
den momentanen Transfermarkt bei internationalen Top-Spielern hatte.
    Und an Adrian Luger als Person hatte er lediglich Interesse, soweit
es um seine Frau ging, um Clara Gray. Ein tiefer Seufzer entrang sich seiner
Brust. Erschrocken sah er auf. Stahl durfte diesen Laut auf keinen Fall fehlinterpretieren.
    »Und wieso betrifft das uns?«, fragte er nachsichtig und achtete auf
den langen Kellner, der gerade die Warmhalteplatte und den Reis auf dem Tisch
platzierte.
    »Wir brauchen Geld, um die zwei Spieler zu kaufen. Und wenn Luger
wegen dem US -Markt klamm ist und
momentan nicht ausschütten kann, müssen wir das Festgeldkonto plündern …«
    »Nein! Kommt nicht in Frage!«
    Von Stahl nickte mampfend und schob noch etwas Gemüse auf sein
Stäbchenpaar. »Du musst selbst mit Luger reden. Und dafür muss ich dich vorher
briefen. Deshalb sitzen wir hier. Okay?«
    Von Stahl hatte die Angewohnheit, alle fünf bis zehn Minuten seine
Krawatte zurechtzurücken, obwohl er nur eine trug, wenn es sich gar nicht
vermeiden ließ. Heute trug er keine.
    Erwin war an ihren Tisch getreten und räumte eine leere Flasche ab.
»Meng’S no a Tschintscher Ale?« Er nickte dabei heftig, wie um die Antwort
vorwegzunehmen.
    Hummer bejahte mit einer Handbewegung.
    »Ich hab das Gefühl, wir stehen am Beginn einer kleinen bis
mittleren Wirtschaftskrise.« Von Stahl hatte die Stäbchen zur Seite gelegt und
die Hände gefaltet vor sich auf den Tisch gelegt. »Ich hab mit Luger
telefoniert. Er ist so etwas wie ein Indikator dafür. Wie ein Seismograph vor
einem Erdbeben. Wenn das Bankhaus Luger bebt, dann bebt die Welt.«
    »Auf Wiedersehen, die Herren!« Die Oberbürgermeisterin war an ihren
Tisch getreten. »Schön, Sie bei uns in der Provinz anzutreffen. Sie sind sicher
nicht zum Vergnügen hier. Wenn wir Ihnen irgendwie weiterhelfen können?«
    Pit Vogel drängte sich vor. Jede fremde Person, die mit seinem Herrn
ohne Anmeldung in Kontakt trat, war für ihn ein Feind. Selbst die große blonde OB .
    »Was zum Teufel …«, begann er.
    Doch Luger stoppte ihn rechtzeitig mit einem Augenwink.
    Die OB ließ eine
Broschüre fallen, die sie offensichtlich überreichen wollte. Vogel bückte sich,
um sie aufzuheben. Als er sie zurückgab, sah er ihr ins Gesicht. Er erschrak.
    »Die Zeiten sind nicht mehr so rosig«, sagte sie. »Ich hatte eben
eine heftige Auseinandersetzung mit dem Stadtkämmerer.« Sie überreichte Luger
die Broschüre. »Blättern Sie die mal durch. Alles, was hier drin an
Investitionen noch geplant ist, muss ersatzlos gestrichen werden. In eine
saubere Zeit sind wir da hineingeraten. Merken Sie davon auch schon etwas, Herr
Hummer?«
    Wenn du wüsstest, worüber wir grad reden, musste Hummer denken. Doch
er setzte sein charmantestes Cary-Grant-Lächeln auf und blieb die Antwort
schuldig.
    Beide Männer hatten sich erhoben. Sie reichten der OB zum

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