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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Wüstenbodens in Sonnenschlieren
wie bei einer Fata Morgana.
    Luger stand der Schweiß auf der Stirn. Der Bauleiter seines
Großprojekts tippte sich mit der Spitze des Stifts gegen die Zähne und blickte
versonnen über die Szenerie.
    Adrian Luger fühlte sich nicht ganz wohl in seiner Haut. In aller
Welt wurden Milliarden und Abermilliarden in den Finanzmarkt gepumpt, um die
Liquidität zu erhalten. Irrsinnige Sicherungsfonds wurden eingerichtet, um eine
Panik an den Weltbörsen zu verhindern. Die zwei bedeutendsten Hypothekenbanken
der USA , die mit den putzigen
Namen, drohten zahlungsunfähig zu werden oder waren es bereits. Gestern war
bekannt geworden, dass die größte Bank der Schweiz fast zwanzig Milliarden
abschreiben und gut die Hälfte davon an frischem Geld aufnehmen musste. Ihr
Vorstandsvorsitzender hatte daraufhin seinen Hut nehmen müssen. Luger wurde
fast schlecht bei dem Gedanken, auch seine Bank könnte dieses Schicksal
treffen. Bei den Engagements, die er eingegangen war, war das so gut wie
unausweichlich. Nur sein unverbesserlicher Optimismus hielt Luger über Wasser.
    Jedenfalls war es nicht unbedingt die beste Zeit, um so ein
Bauprojekt zu beginnen, das eine knappe Milliarde verschlingen würde, die er
nicht besaß. Luger hatte darauf spekuliert, dass die Finanzkrise ein Problem
derer bleiben würde, die sie ausgelöst hatten: der Amerikaner. Nun aber war sie
in Europa angekommen. Auch der Gesang der Maurer auf den Baugerüsten konnte
darüber nicht hinwegtrösten. Im Gegenteil. Der Bau war von der Krise überrollt
worden.
    Der Freund eines Freundes hatte ihnen ein Haus am Meer zur Verfügung
gestellt, nicht ganz so üppig dimensioniert, wie sie es sonst gewohnt waren. Am
Abend schlenderten Clara und Adrian Hand in Hand über die Mole, die das
Hafenbecken umsäumte. Sie konnten die Schiffe beobachten, die durch die enge
Mündung in den Hafen hinein- und wieder aufs offene Meer hinausfuhren. Neben
den netzbespannten Ständen, an denen am frühen Morgen frisch gefangener Fisch
verkauft wurde, hockte in einer Ecke eine kleine Fischerbar. Stimmengewirr und
Lachen drangen von dort zu ihnen herüber und ab und zu ein Duftschwall von
gekochten Muscheln, Calamares und viel Knoblauch.
    Am Leuchtturm machten sie kehrt und gingen in den rosa Lichtschein
hinein, den die untergehende Sonne hinter einem Wald hoch aufragender Kräne
ausbreitete. Luger legte seinen Arm um Claras Taille. »Dein Körper ist wie
dafür geschaffen, sich in die Aussparung an meiner rechten Seite zu schmiegen«,
pflegte er zu sagen. Sie hatte dieses Anschmiegen immer gemocht, bis er sie mit
»blöde Kuh« beschimpft hatte. Es klang immer noch in ihr nach, als wäre es erst
gestern gewesen.
    Seitdem empfand sie eine leichte Abneigung gegen jeden Körperkontakt
mit ihm, bemühte sich aber, es ihn nicht spüren zu lassen. Vor dieser schlimmen
Szene hätte er drei Meter von ihr entfernt stehen können und er wäre doch ein
Teil von ihr gewesen. Wenn er sie ruhigen Blickes angesehen hatte und sie
seinen Blick erwiderte, hatte ihnen das eine unvergleichliche Nähe verschafft.
Sie waren ineinander verschränkt, fest, tief und unentwirrbar. Während sie sich
liebten, hatte sie ihm einmal zugeflüstert: »Adrian, Liebster, du bist so
stark, dass man sich fürchten möchte.«
    Und nun, seit seiner Entgleisung, fürchtete sie sich tatsächlich vor
ihm. Es war fast, als hätte er in jeder Hinsicht von ihr Besitz ergriffen. Das
war es, was dies alles so beängstigend machte. Zu Beginn hatte sie geglaubt
oder doch zumindest gehofft, sie könne einen Teil von ihr für sich bewahren und
vor jedem Zugriff von außen schützen, auch vor seinem. Zumindest den Teil, der
zu ihrem Beruf gehörte, hätte sie gern für sich allein gehabt.
    Aber er nahm ihr alles. Mir nichts, dir nichts nahm er ihr alles. Er
warf einen Strick um sie wie ein Lasso und wand ihn fest um sie beide. Sie wäre
wohl daran erstickt, hätte sie sich nicht dieses kleine Quäntchen
Unabhängigkeit bewahrt. Dieses kleine bisschen Freiheit, das es ihr gestattete,
hin und wieder über den Zaun zu äugen und sich in der Bewunderung anderer
Männer zu sonnen.
    Als sie im Hafen von Malaganía zum Auto gingen, spürte sie die
Vibration ihres Handys an ihrem Oberschenkel. Sie hatte es auf lautlos
geschaltet. Sie wusste blind, wer es war, der sie anzurufen versuchte.
    Doch es war kein Anruf. Es war eine SMS .
Eine SMS von Uly Hummer.
    »Ich möchte zurück«, klagte Clara.
    Sie war am nächsten

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