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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Abschied brav die angebotene
Hand. Sie seien hinter einem talentierten Spieler her, den ihr Scout entdeckt
hätte, war ihre lakonische Erklärung gewesen.
    »Adrian Luger dürfte einer wichtigsten Finanzbosse Europas, wenn
nicht gar der Welt sein.«
    Von Stahl schien zu einem Kurzvortrag anzusetzen. Doch Hummer hatte
Schwierigkeiten, ihm zu folgen. Ihm ging Clara nicht mehr aus dem Kopf. Falls
es stimmte, was von Stahl angedeutet hatte, wusste dann Clara Gray von den
Schwierigkeiten ihres Mannes?
    »An seinen Entscheidungen hängen ganze Länder. Sein Ja zu einem Großkredit
kann einen Herrscher retten, sein Nein eine Revolution entfachen. Er arbeitet
persönlich eng mit Bankhäusern wie Lehman Brothers, Goldman Sachs und Barclays
zusammen. Partner wie die Deutsche Bank und die anderen Deutschen verschmäht
er. Luger wird von Staatsoberhäuptern umworben, von fast sämtlichen
Wirtschaftsministern der Industrienationen um Rat gefragt und von Diplomaten
hofiert – und sie alle umschmeicheln Clara Gray, seine charmante Frau.«
    O Gott, schon wieder Clara. Wenn er nun Luger und sie zum Essen
einladen würde? Nein, Hummer verwarf die Idee sofort wieder. Nicht sie in
Gegenwart ihres Mannes. Er musste sehen, wie er sie allein treffen konnte.
    »Uly? Ist alles okay mit dir?« Von Stahl sah ihn besorgt unter
buschigen Brauen an.
    »Jaja, ich bewundere seine Raffinesse auch. Ich glaube, er neigt auf
manchen Gebieten sogar zur Pedanterie. Ich frage dich nur, was hat das mit uns
zu tun?« Zum ersten Mal fiel Hummer auf, dass von Stahls Haar allmählich
schütter wurde.
    Der zog seine Stirn in wichtige Falten. »Wir haben hundertzwanzig
Mio in seinem Investment High Return deponiert, den Luger von Genf aus leitet,
wie du weißt. Ich wollte den größten Teil der Summe für unsere Neueinkäufe
abziehen. Zuerst hab ich die Zentrale angemailt. Sie seien sehr unglücklich,
zum ersten Mal keine fünfzehn Prozent Rendite erwirtschaftet zu haben, kam es
zurück. Dann rief ich den obersten Fondsmanager an. Gleiches Resultat, er hat
mich vertröstet. Ich telefonierte sofort mit Luger selbst und stellte ihn zur
Rede. ›Der Weltmarkt, der Weltmarkt‹, sagte er und so weiter. Er hat sich
schließlich selbst darum gekümmert. Ich will dich nicht langweilen, Uly. Okay,
ich hab das Geld bekommen. Aber das Herumgeeire ist sehr irritierend. Und Luger
klang gar nicht gut. Etwas ist da im Busch. Und es schien etwas Großes zu sein,
was nicht nur Luger und sein Imperium allein betrifft.«
    Hummer zog mit den Zähnen den letzten Bissen Fisch von der Gabel und
betrachtete von Stahl lange und nachdenklich.
    »Das klingt dramatisch«, sagte er. »Du malst fast eine
Weltwirtschaftskrise an die Wand. Wann war die letzte? 1926? Oder 27?«
    Von Stahl schüttelte den Kopf. »Sie begann am 24. Oktober 1929, am
sogenannten Schwarzen Donnerstag. Damals brach der US -amerikanische Aktienmarkt zusammen. Heute haben wir zwar
eine andere Lage. Wir haben computergesteuerten Handel. Ich halte es aber nicht
für ausgeschlossen, dass sich bald etwas in dieser Richtung bewegen wird. In
den USA fängt’s an.«
    Hummer runzelte bekümmert die Stirn. Er fühlte sich, als hätte der
1. FC Bavaria auf eigenem Platz
verloren. »Ich hab selbst privates Kapital bei der Privatbank Luger. Wie
schätzt du das ein?«
    Von Stahl zögerte nicht den Bruchteil einer Sekunde. »Abziehen!!«,
sagte er. Mit zwei Ausrufungszeichen. »Abziehen, das Geld. Glattstellen, dein
Konto.«
    Uly Hummer dachte nicht nur an seinen möglichen Verlust. Er sah auch
eine Chance. Wenn es ernst würde mit Luger, wäre das nicht nur Claras
finanzieller, sondern auch ihr gesellschaftlicher Ruin. Er musste sie so bald
wie möglich sprechen.

ZWÖLF
    Adrian Luger war daran gewöhnt, seine Interessen mit nicht
immer ganz legalen Mitteln in jeder Regierung, jeder Gewerkschaft, jedem
Verband, bei jedem Geschäftspartner durchzusetzen. So auch im Stadtrat von
Malaganía. Der Boss der andalusischen Mafia serviere ihm abends den Tee und
halte seiner Frau die Steigbügel, munkelte man.
    Bis jetzt war das Gelände, um das es bei seinem Wohnbauprojekt ging,
ein Stück Wildnis im Inland westlich der Stadt. Zerklüftete Felshänge, auf
denen die Steine glühten, lagen in gleißendem Sonnenlicht. Das Zirpen der
Grillen überlagerte wohlig die Stille, ab und zu ertönte der müde Schrei eines
Raubvogels. Das Thermometer zeigte über fünfunddreißig Grad im Schatten, und in
der Hitze zerfloss die Oberfläche des kargen

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