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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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ordnete Selters an und meinte Herman und
Volker.
    Sie standen vor einer primitiven Jagdhütte am entfernten Ufer des
Wasserlochs. Das Wasserloch war leer, die Hütte zugig.
    »Erst bekommt Adrian seinen Abschuss. Frauen werden sehr leicht
nervös.«
    Wieder bemerkte Clara diesen geringschätzigen Blick an ihm. Viermal
geschieden – oder der Typ überzeugter Junggeselle mit misogynem Einschlag, dachte
sie. Eine Frau hatte sie auf der Farm noch nicht gesehen.
    Mit geschulterten Waffen kletterten Selters und Luger den Hochsitz
hinauf, Clara folgte ihnen.
    Der Ansitz war zu einem kleinen Wohnraum ausgebaut mit Kühlschrank,
Schränkchen, einem batteriebetriebenen Heizlüfter und jeder Menge Ferngläser,
auf Ablagen gruppiert. An der Frontseite eine Panoramascheibe aus
Sicherheitsglas mit eingestanzten kinderfaustgroßen Löchern wie Schießscharten.
    »Ein leeres Wasserloch?«, fragte Luger. »Worauf sind wir eigentlich
aus?«
    »Abwarten«, meinte Selters. Gedämpftes Licht leuchtete auf einmal
rings um das Loch in der Erde auf, das stark einer Baugrube für ein
Mehrfamilienhaus glich.
    »Solarbetrieben, die Lampen«, erklärte Selters.
    Wasser quoll in einem Tempo aus dem Untergrund der Grube, dass Clara
der Vergleich zu Lava aus einem Vulkankrater oder Spülwasser aus einer
geplatzten Waschmaschine einfiel.
    »Solarbetrieben, die Pumpe.«
    Mit dem Fernglas sichtete Clara am anderen Ende der Kuhle einen
Tierkadaver. Gleich daneben einen zweiten.
    »Solarbetrieben, der Kadaver?«, fragte sie und deutete hin.
    Luger warf seiner Frau einen belustigt-liebevollen Blick zu. Er
setzte sich halb auf die Ablage vor dem Panoramaausguck.
    »Und was machen wir jetzt hier?«, fragte er voll Zweifel. »Was soll
das mit dem solarbetriebenen Spielzeug? Soll das ein Trick sein, oder was? Wen
wollen Sie damit beeindrucken?«
    Selters hatte sich abgewandt. Nun warf er Luger mit seinen
blassgrauen Augen einen bösen Blick zu – eine unverhüllte Warnung: Halt deinen
Mund! Überlass das mir! Laut aber sagte er in bedeutungsvollem Ton: »Die Löwen.
Löwen will ich damit beeindrucken.« Aus dem verschwommenen Grau seiner Augen
wurde ein harter Schieferglanz.
    »Löwen? Sie meinen leibhaftige Löwen? Und das soll ich glauben?«
    Selters zog einen Klappstuhl heran, setzte sich und schlug die Beine
übereinander. »Mein Besitz ist sehr groß«, stellte er fest. »Er ist vollkommen
umzäunt. Alles, was sich innerhalb der Umzäunung bewegt, gehört mir. Kudu,
Oryx, alle Vogelarten, Giraffe, Zebraherden und eben auch Elefant, Nashorn,
Büffel und Leopard. Gehört alles zur Farm. Zu Otjitumba.« Er drehte sich auf
seinem Hocker einmal um die eigene Achse.
    Drahtiger kleiner Kerl, dachte Clara.
    »Und sechsundsechzig Löwen. Ein paar davon erwarten wir heute Abend.
Einer davon gehört Ihnen, Adrian. Für Ihre viertausendachthundert Dollar sollen
Sie schließlich etwas haben. Hähähä.« Erwartungsvoll blickte er um sich.
    Luger rammte beide Fäuste in die Taschen seiner Safarihose und
blickte verträumt zur Tränke. »Das stimmt«, sagte er. »Viertausendachthundert
Dollar für einen kapitalen Löwen. Vorkasse, wohlgemerkt. Nur – für mich war
klar, dass ich das Tier unter Ihrer Führung in freier Wildbahn erlegen kann.
Nicht hier an einer Wasserstelle. Das ist sozusagen Betrug am Beutetier.«
    »Da!« Selters war aufgesprungen. »Da kommen sie.«
    Clara und Luger sahen beide nach vorn. Der Teich war jetzt bis zum
Rand gefüllt, die schwache Sichel des Monds spiegelte sich im klaren Wasser.
Dahinter nur Dunkelheit mit vereinzelten Schattenfetzen.
    »Wo?«, fragte Luger. »Ich sehe nichts.« Seine Hand strich in großen,
langsamen Bewegungen Claras Rücken hinab und wieder hinauf. Dabei atmete er so
ruhig und tief, als schlafe er.
    Clara machte sich los und zeigte nach vorn. Zuerst nur schwach, dann
deutlicher waren Umrisse zu erkennen.
    »Ein Löwe, drei Löwinnen«, flüsterte Selters.
    Lugers Hand presste Claras Finger zusammen wie ein Schraubstock. Sie
sah ihn an. Sein Mund zuckte.
    Die Tiere hoben sich nun deutlich von ihrer Umgebung ab. Ab und zu
fluoreszierten ihre Augen wie starke Strahler in der Nacht.
    Lugers Hand umschloss ihre Finger noch fester. Sein Mund war
zusammengeknotet zu einer schrecklich verzerrten Grimasse.
    »Adrian, was hast du?«, rief sie und rechnete schon mit einer
Herzattacke … einem Schlaganfall … so etwas.
    Einen unerträglichen Moment lang war der Druck seiner Hand, die so
zärtlich und behutsam sein konnte,

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