Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
Vom Netzwerk:
Tag in der Morgenkühle mit Adrian hinaus zum
Bauprojekt gefahren. Die Arbeiten begannen um sieben Uhr. Um zehn pafften die
Arbeiter ihre erste Zigarre und tranken Kognak. Segundo desayuno , ihr zweites
Frühstück. Siesta von halb eins bis sechzehn Uhr. Die Umrisse der Küste und der
einen oder anderen unberührten Bucht waren in der Ferne deutlich zu erkennen.
Vom Stadtkern und von der Festung aus erstreckte sich nach Süden der Sandstrand El Areal , im Norden reihten sich am äußersten Rand des Aeropuerto zwei weitere
noch im Bau befindliche Feriensiedlungen aneinander. Fast wäre Lugers Antwort
vom Lärm einer startenden Maschine verschluckt worden.
    »Ich kann nicht zurück. Ich muss das Projekt diesmal selbst beaufsichtigen«,
sagte er.
    Es war das erste Mal, dass sie, ohne beruflich dazu gezwungen zu
sein, getrennte Wege gingen, seit sie zusammen waren.
    Er brachte sie zum Flughafen. »Ich liebe dich«, sagte er und nahm
sie in den Arm.
    »Ich liebe dich.« Eine Kusshand, bevor sie in der Menge jenseits des
Sicherheitschecks verschwand.
    Sie traf Hummer bei einer Vernissage im Cellini in Rosenheim. Sie
hatte nicht erwartet, ihn überhaupt zu treffen. Er stand einfach da, die Linke
in der Hosentasche, in der Rechten ein Glas, und starrte sie an.
    Das Cellini in der Rosenheimer Altstadt war ein quadratisch-hoher
Raum mit Kronleuchtern aus der Jugendstilzeit an der Decke und einer gut
sortierten Bar von Wand zu Wand. Eine geschwungene Treppe führte nach oben zu
der voll besetzten Empore. Bilder an den verspiegelten Längswänden, Besucher
der Ausstellung an Bistrotischen oder frei stehend. Das Lokal war so voll, dass
selbst Uly Hummer, den in München jedes Schulkind kannte, nicht weiter auffiel.
    Er stellte sein Glas ab und legte ihr beide Hände auf die Schultern.
    »Meine SMS «, sagte er.
»Du hast nicht geantwortet.«
    »Nein, Uly, das geht nicht. Ich liebe Adrian.«
    »Und warum bist du allein zurückgeflogen?«
    »Er hat ein bedeutendes Bauprojekt dort unten.«
    »Und warum bist du nicht geblieben?«
    Diese Frage war schwieriger zu beantworten. Sie entzog sich ihm und
nahm einen langen Schluck vom angebotenen Prosecco. Clara hatte sich
vorgenommen, nach außen nicht einmal ein Blatt Papier zwischen sich und Adrian
kommen zu lassen. Der Zwischenfall in Namibia hatte zwar ihrem Leben eine neue
Wendung gegeben. Wie ausgehöhlt hatte sie sich gefühlt. Doch es war eine
interne Angelegenheit, eine Sache zwischen Partnern, die niemand anders etwas
anging, auch die möglichen Folgen nicht.
    »Wie kommt’s, dass du hier im Cellini bist, Uly?«, lenkte sie ab.
    Er machte ein Gesicht, als ob er ein aufmunterndes Lächeln brauchen
könnte. Sie hielt sich zurück und erlaubte ihm ein winziges.
    »Ich wollte dich fragen, ob bei euch alles klar ist. Bei dir und
deinem Mann. Bei deinem Mann. Ist er okay?«
    Der große Uly Hummer! Was stammelte er da? Sollte er etwa …? Ein
Mann wie er hat seine Ohren überall.
    »Was soll sein, Uly? Danke der Nachfrage. Ja, es ist alles okay.«
Sie musste das Thema wechseln. »Stellst du mir nach? Warum bist du wirklich
nach Rosenheim gekommen?« Hatte sie es mit einem zweiten Fall von Stalking zu
tun?
    Durch Hummer ging ein Ruck. »Ich hatte gehofft, dich zu treffen«,
sagte er und atmete tief aus. Fast befreit wirkte er.
    »Und warum willst du mich treffen?« Sie begann die Antwort zu ahnen.
    Er zog eine Augenbraue hoch und nahm sein Glas wieder an sich. »Ich
sag’s ungern, Clara. Aber ich hab mich in dich verliebt. Immer wieder muss ich
an dich denken.« Er sah ihr in die Augen und nickte. »Sehr oft. Eigentlich minütlich.«
    Mit dem freien Arm versuchte er, sie an sich zu ziehen. Einen kurzen
Augenblick lang ließ sie es geschehen. Oder sie war zu langsam gewesen, es zu
vermeiden. Als sie sich der Wärme seines Körpers bewusst wurde, die sie durch
sein Hemd hindurch spürte, riss sie sich los.
    »Schluss jetzt, Uly Hummer! Ich bin mit einem tollen Mann
verheiratet. Du hast eine Frau und zwei prachtvolle Kinder. Es kann nichts
Ernsthaftes zwischen uns sein. Und für eine Nacht bin ich nicht zu haben. Lass
also den Schmarrn, okay?«
    Hummer umfasste den Stiel seines Glases sehr zart mit zwei
Fingerspitzen und hielt es vor sich hin. Es schien zu schweben.
    »Okay«, sagte er. »Ich hab verstanden. Dann werd ich eben warten.
Bis es so weit ist.«
    Er öffnete die Hand. Das Glas fiel senkrecht zu Boden und
zerschellte.
    »Okay«, sagte er. Schob den Ärmel zurück, sah kurz auf

Weitere Kostenlose Bücher