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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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und bewegte geräuschlos die Finger auf der Tischplatte, als
säße er vor einem Klavier.
    Huawa packte den Schreibtisch und zog ihn mit einem Ruck weg.
    Die Hände spielten ihr Lied auf den Oberschenkeln weiter.
    »Also hören Sie«, rief Chili Toledo, »jetzt reicht’s aber!«
    »Wollen Sie die Polizei rufen?«, sprach der Fremde mit wohltönender
Stimme und geschlossenen Augen.
    »Ist schon da!«, klang es von der Tür.
    Köpfe wandten sich in die Richtung.
    Die Augen des Fremden öffneten sich.
    Polizeidirektor Schuster stand da. Über sein tief gebräuntes
Skilehrergesicht huschte die Andeutung eines schiefen Lächelns. Er setzte an,
etwas zu sagen, fasste sich an die Nase, sah zu Ottakring herüber, schaukelte
auf den Füßen vor und zurück, nahm noch einmal Ottakring ins Blickfeld.
Schließlich hob er an.
    »Vielleicht nicht die richtige Form«, sagte er und bedachte
Ottakring mit einem entschuldigenden Blick. »Aber ich hab Sie zusammengerufen,
um Ihnen, ähh, Ihren neuen Chef vorzustellen. Ähh, Kriminalhauptkommissar Dr.
Rico Stahl.«
    Die Temperatur im Raum sank weit unter den Gefrierpunkt. Ein
Kühlschrank war ein Brutapparat dagegen. Chili sah Ottakring fragend an. Die
anderen konzentrierten sich auf den Neuen.
    »Herr Ottakring«, fuhr Schuster fort, »Ihrer vorzeitigen
Pensionierung aus den bekannten Gründen wurde stattgegeben.« Er faltete die
Hände vor dem Bauch und sagte halblaut mit schiefem Mund: »Schönheit vor Alter,
hähähä.«
    Ottakring spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Er war
leichenblass. Er kannte Stahl vom Hörensagen. Ein Frontkämpfer aus dem BKA mit legendärem Ruf.
    Er drehte ab und wandte sich wortlos zum Gehen. Im Augenwinkel bekam
er mit, wie Stahl sich geschmeidig erhob und eine Verbeugung andeutete.
    »Kollegen …«, hob er zu einem Grußwort an.
    Friedhofsstille. Jemand hüstelte.
    Bei halb geschlossener Tür hörte Ottakring, wie Chili dem Neuen das
Wort abschnitt.
    »Kollegen und Kolleginnen«, ätzte sie. »Unser neuer Chef. Ich bin
erstaunt. Der mächtige, übergewaltige Herr des Universums.«
    * * *
    Wenige Tage später ging Rico Stahl, getrieben von seinem
persönlichen Außenbordmotor, im Präsidium auf den Eingang zum
Sicherheitsbereich zu. Erst kurz vor der angelehnten Tür machte er halt und
rückte sich die Krawatte zurecht. Von drinnen war Gemurmel zu hören.
    »Ich mag da nicht reingehen!«, zischte Vamos und blieb stehen.
    Rico warf ihm einen vernichtendem Blick zu und schob ihn weiter.
    Vamos schlurfte einen halben Schritt hinter ihm her. Er hatte eine
halbhohe Hose im Militarylook und Crosscountry-Laufschuhe an. Visage und
Haarschnitt rundeten das Bild eines Demonstranten der rechten Szene ab. Die
Oberlippe zierte ein überbordender buschiger Schnurrbart.
    Eine seltsame Nervosität hatte sich in Rico Stahl breitgemacht. Das
ganze zweite Stockwerk im Rosenheimer Polizeipräsidium war sichtbar neu
renoviert, die Wände waren mit psychologisch abgestimmten Pastellfarben
gestrichen und der Boden erneuert. Es fehlten keine Mauerstücke in der Wand,
und sämtliche Fenster waren geputzt.
    »Ich werde meinen Einstand an einem Sonntagnachmittag geben«, hatte
er im K 1 angekündigt. »Arbeitszeit wird dafür nicht geopfert.«
    Es war Sonntagnachmittag, halb vier. Er war neugierig, wer aus dem
Team fehlen würde. Schuster, der Chef, hatte sich als verhindert entschuldigt.
Rico hatte sich überwunden und Ottakring persönlich ersucht, zu seiner
Einstandsfeier zu kommen. Doch Ottakring hatte geschwiegen, und danach hatte er
nichts mehr von ihm gehört. Es war nur allzu verständlich, wenn er nicht
auftauchen würde. Seine Frau war immer noch verschwunden. Vermisst.
    Dem Stimmengewirr nach zu schließen war schon ein wenig etwas los in
der kleinen Kantine. Rico stieß die Tür auf.
    Ottakring war da. Er stand mit dem Gesicht zu ihm im Raum und
unterhielt sich mit Bruni, dem langhaarigen ED ler.
Als er Rico sah, ließ er Bruni stehen und kam unschlüssig auf ihn zu. Die Gespräche
verstummten.
    Soweit Rico feststellen konnte, war fast die gesamte Mannschaft
anwesend. Nur Chili Toledo fehlte, erkannte er mit schnellem Blick. Im
Hintergrund der Tisch, auf dem Getränke, ein Zehn-Liter-Holzfass Bier und
belegte Semmeln lagerten.
    »Bin ich hier richtig?«, fragte Rico.
    Ottakring verzog das Gesicht. »Keine Ahnung. Müssen Sie mit sich
selbst ausmachen. Und wer ist das?«, fragte er mit einem prüfenden Blick auf
Vamos.
    Vamos stand mit gesenkten

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