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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition)
Autoren: Hannsdieter Loy
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Frauengeschichten,
die sich häufen, je älter er wird. Dennoch schließt er in Mindestzeit sein
Studium ab und promoviert mit Auszeichnung über das Thema »Verfassungsmäßigkeit
einiger Maßnahmen zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus«.
    Zum BKA geht er, um
möglichst weit vom Vater und dessen Adelsallüren weg zu sein. Eine Zeit lang
verdrängt er ihn ganz aus seinen Gedanken. Dass er ihm damit unrecht tut, merkt
er erst, als er eines Tages eine Bemerkung Heinrich von Stahls gegenüber einer
Geschäftspartnerin aufschnappt: »Sie glauben gar nicht, wie stolz ich auf
meinen Sohn bin«, gibt sein Vater mit geschwellter Brust bekannt.
    Daran musste Rico denken, als er nachdenklich die Palaistreppe
hinabschritt und den schlafenden Huawa weckte. Er hatte sich einen Eindruck
verschaffen wollen, wie Clara über Jahre hinweg gelebt hatte. Wollte ihren Duft
spüren, ihr Leben atmen. Sich aus ihrem Stil ein Bild von ihr machen. Denn
eigentlich, wenn er es realistisch betrachtete, hatte er Clara nur
oberflächlich gekannt. Sehr genau erinnerte er sich noch an die zweite
Begegnung mit ihr nach der Kitz-Party bei Uly Hummer.
    Ein kalter, stürmischer Tag, Nieselregen ohne Ende. Rico will mit
seiner Freundin, einer persischstämmigen InStyle-Redakteurin namens Azadeh zum
Fußball in die Arena nach München.
    »Ich hol schon mal den Wagen«, ruft Rico ins Haus. Er fährt einen
knallroten Roadster.
    Es ist Samstag, später Vormittag.
    »Okay, ich komm raus«, gibt Azadeh zurück.
    Er legt die Eintrittskarten aufs Armaturenbrett und fährt vor.
    »Wieder mal Stau auf der Autobahn«, meldet Aza. »Wenn Bayern 3 das
meldet, stimmt’s.«
    Sie nehmen den Weg über die gewundene Landstraße. »Die
Todesstrecke«, sagt Rico im Scherz.
    Es herrscht wenig Verkehr. Sie verlassen Bad Aibling, passieren
Götting, brettern den kurvenreichen Irschenberg hinauf. Oben angelangt, lässt
Rico den Roadster ausrollen Richtung Autobahn.
    »Vorsicht«, kreischt Azadeh im Ton des Entsetzens.
    Doch es ist zu spät. Das schwere Motorrad kracht gegen den vorderen
Kotflügel, der Fahrer fliegt in hohem Bogen über die Kühlerhaube, der eigene
Wagen schlittert über den Asphalt. Rico hat Mühe, den Roadster in der Spur zu
halten und am Straßenrand in Höhe eines Gasthofs zum Stehen zu bringen.
    Aza hängt käseweiß neben ihm im Gurt.
    Rico nimmt darauf keine Rücksicht. »Benachrichtige Polizei und
Notarzt«, sagt er. »Bitte.«
    Unbemerkt hat ein weiteres Motorrad hinter ihnen angehalten. Der
Fahrer trägt Jeans und Lederjacke. Er klappt das Visier auf, eilt auf den
reglosen Körper zu, spricht dabei in sein Handy und würdigt Rico Stahl und
Azadeh keines Blickes. Er geht in die Hocke, legt kurz die Hand auf den
Oberkörper der gestürzten Person. Dann erhebt er sich langsam, dreht sich um
und kommt in gewichtigen Schritten auf Rico zu.
    »Wenn sie stirbt, sind Sie dran«, sagt er halblaut.
    »Helfen Sie mir wenigstens …« Weiter kommt Rico nicht. … die
Maschine zur Seite zu schieben, hatte er sagen wollen. Doch der andere hat sich
bereits wieder auf sein Motorrad geschwungen und rast davon.
    Aus alter Gewohnheit prägt Rico sich das Gesicht ein.
    Aza war ausgestiegen. Gemeinsam schieben sie das Motorrad an die
Böschung und legen es behutsam ins Gras.
    Der Motorradfahrer ist eine Frau. Aza kümmert sich um sie, und Rico
begutachtet den Schaden. Die rechte Vorderseite sieht aus, als habe ein
Maulwurf darin gewühlt. Rico, der seinen Roadster wie einen Schatz hütet, fühlt
sich wie amputiert.
    »Scheiße!«, flucht er und tritt mit dem Fuß gegen den Reifen.
    »Atem und Puls normal«, ruft Aza über die Straße.
    Rico beobachtet, wie seine Freundin vorsichtig den Helm vom Kopf des
Opfers zieht. Eine abrupte Veränderung geht mit ihr vor. Mitsamt dem Helm
springt sie auf. »Verdammt, das ist ja Clara Gray!«
    Das sollte Rico Stahls zweite Begegnung mit Clara Gray sein. Der
Unfall ist weniger schlimm, als er zunächst aussieht, Clara kommt kurz zur
Beobachtung ins Klinikum.
    »Sie ist mit Adrian Luger verheiratet«, erklärt Azadeh, »dem
berühmten Star der europäischen Finanzwelt, Berater der bayerischen
Staatsregierung. Er bringt ihr grade bei, wie man in Sibirien Bären, in Afrika
Löwen und in Indien Tiger jagt. Im letzten Jahr bin ich ihm bei einer
Pressekonferenz der Deutschen Bank begegnet. Da haben sich Ackermann und Luger
geduzt.«
    Rico hustet kurz vor Schreck. Azadeh muss es wissen. Näher als sie
ist kaum eine
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