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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition)
Autoren: Hannsdieter Loy
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Öffnungsspuren, keine Spuren eines Raubs. Es ist doch recht
ungewöhnlich, dass eine Frau mitten in der Nacht einem Verrückten die Tür
öffnet und sich von ihm erstechen lässt, oder?«
    Draußen hatte der Wind zugenommen, von Westen zog eine Wolkenbank
heran. Als Rico Stahl mit Chili Toledo an der Hand über den Parkplatz zu seinem
Auto hastete, musste er für Sekunden an Lola Herrenhaus’ Entführung denken.
Wusste man, was in den Köpfen dieser Albaner vorging? Er durfte die Möglichkeit
nicht ausschließen, dass sie mit dem Mord an Clara zu tun hatten.
    Für den Moment konnte sich Rico kein stärkeres Motiv vorstellen.
Auch die Tötungsart könnte passen. Doch die Albaner saßen nach seiner Kenntnis
in ihrem Land. Und auf diesen Staat hatte niemand Zugriff. Dort konnte nur
verdeckt ermittelt werden. Er musste seine Verbindung zum BKA nutzen. Eine Person hatte er bereits
im Sinn.
    »Es fängt an zu regnen, Chili«, sagte er, während sich sein Golf
Plus forsch durch die dichter werdenden Tropfen pflügte. »Ich hab keine Lust,
einen Umweg zu machen. Wir fahren direkt zu mir. Okay?«
    Rico hörte, wie Chili tief Luft holte und sich wunderte. Sie
erwiderte nichts. Sie fügte sich ganz einfach. Das wunderte ihn. Denn das war
bestimmt ganz gegen ihre Art.

DREI
    Vamos war tot. Gestorben durch eigene Hand. Er hatte sich im
Übermut eine Kugel in den Kopf geschossen.
    Das war die offizielle Version seit der spektakulären Aktion bei
Ricos Dienstantritt im Rosenheimer Polizeipräsidium. Dass die ganze Sache
getürkt war, wussten nur vier Menschen: Vamos selbst. Der Präsident des BKA . Der Gruppenführer von Vamos. Und
Rico Stahl, der dabei war. Selbstverständlich wäre es einem Profi wie Vamos
niemals passiert, sich versehentlich umzubringen. Die Nachricht über seinen Tod
aber machte in Windeseile in allen einschlägigen Kreisen die Runde. Offiziell
gab es Vamos nicht mehr. Das BKA hatte ein Interesse daran gehabt, ihn aus dem Verkehr zu ziehen.
    Wenige Tage nach seinem Tod stand er quicklebendig unter anderen
Vorzeichen wieder für Spezialoperationen zur Verfügung. Die erste betraf Leka
Bardhyl, Zamiras Vater, der die Entführung von Lola Herrenhaus nach Wien in die
Wege geleitet und angeführt hatte.
    Nun war Vamos nach Albanien aufgebrochen und sollte Bardhyl mit
Hilfe der US -Drogenverfolgungsbehörde DEA , zu der Rico Stahl besten
Kontakt pflegte, nach Deutschland locken. Möglicherweise schlugen sie sogar
zwei Fliegen mit einer Klappe, wenn sich herausstellen sollte, dass die Albaner
bei dem Mord an Clara Gray tatsächlich die Hand im Spiel hatten.
    Rico war vollkommen in diese Gedanken versunken, als er sich mit Chili
an der Hand durch Schneetreiben zu seiner Wohnung durchkämpfte.
    Erst im Entree seiner Wohnung machte sie den Mund auf.
    »Ganz schön blöd«, sagte sie.
    »Was?«
    »Dass keinem aufgefallen ist, dass nicht eingebrochen wurde.«
    »Stimmt«, sagte Rico Stahl.
    Sie halfen sich aus den Kleidern und sie liebten sich. Danach ging
er an den Kühlschrank und kam mit einer Flasche Champagner zurück.
    »Okay?«
    Chili lächelte und nickte. Sie beobachtete ihn, wie er die Goldfolie
ablöste, den Draht, der den Korken festhielt, aufdrehte, die Flasche zwischen
die nackten Beine nahm, den Korken ruckweise lockerte, aufdrehte, ihn so weit
öffnete, dass der Druck langsam unter sanftem Zischen entweichen konnte, ihn
wie einen Mörser gegen die Wand richtete, die Folie vollends entfernte, den
Korken knallen ließ und die beiden Champagnergläser füllte. Er tat es mit der
Übung und der Eleganz eines Profis. Als hätte er ein Leben lang nichts anderes
getan. Wer weiß, sie kannte Rico ja nicht näher. Vielleicht war er in einem
früheren Leben Kellner oder Barkeeper gewesen.
    »Auf dein Wohl!«
    »Prosit!«
    Sie küssten sich zum x-ten Mal.
    Chili wachte mitten in der Nacht auf. Es war kalt in der Wohnung.
Rico lag mit ausgebreiteten Armen quer im Bett, ganz Mensch, der es gewohnt,
war, allein zu schlafen. Auf seinem Nachttischchen standen zwei
Champagnergläser, ein leeres und ein halb leeres. Eine Stehlampe mit
Stoffschirm verbreitete noch immer gelbliches Licht. Das Badezimmer fand sie
problemlos.
    Als sie zurückkam, hatte er sich umgedreht, die Arme noch immer
ausgebreitet. Er lag in tiefem Schlaf. Sie löschte das Licht und schlüpfte zu
ihm unter die Decke. In der Ecke des Zimmers glimmten rote und grüne LED s. Es war halb vier.
    Chili schloss die Augen, holte seine Hand zu sich und gestand
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