Spiel des Todes (German Edition)
Gerüchteköchin dran.
Sie lächelt ihn breit an. »Und mit Lugers Frau sind wir gerade
kollidiert.«
Dass es sich bei dem fremden Motorradfahrer um Gottfried Dandlberg
gehandelt hatte, sollte sich erst später herausstellen.
* * *
»Wir werden auf breiter Front vorgehen«, kündigte Rico Stahl an.
Punkt halb acht hatte das Meeting im Präsidium begonnen. »Ohne vorgefasste
Meinungen, aber konsequent. Das Motiv für diesen Mord steht an erster Stelle.
Merken Sie sich: Motiv, Motiv, Motiv. Warum liegt diese lebenslustige Frau tot
in ihrem Blut? Wir müssen ergründen, welche Feinde sie hatte. Die Tötungsart
lässt auf Hass schließen, abgrundtiefen Hass. Siebenunddreißig Stiche, Doc?
Vier davon sofort tödlich!
Es könnte natürlich auch ein Mord aus Eifersucht sein, der Hass nur
vorgetäuscht, aber das würde allergrößte Kaltblütigkeit erfordern. Habgier
kommt kaum in Frage, da nichts zu fehlen scheint. Die Tatsache, dass sie mit
ihrem Vater verheiratet war, ohne dass es einem der beiden Partner bewusst war
– gibt es da eine Verbindung? Stand sie jemandem im Weg? Wollte dieser Jemand
sie einfach loswerden? Am besten, wir rollen ihr Leben von Beginn an auf.«
Sie hatten sich locker im Besprechungsraum aufgereiht. Huawa hatte
Butterbrezen geschmiert und für frischen Kaffee gesorgt.
Eine undeutliche Erinnerung tauchte in Ricos Kopf auf, ohne dass er
sie festhalten oder eine Verbindung herstellen konnte.
»Hat jemand einen Kommentar abzugeben?«, fragte er in die kleine
Runde.
»Ja klar«, meldete sich Chili. »Todeszeitpunkt irgendwann in der
Früh, sagt der Doc. Nicht wahr, Doc?«
Der Doc hatte sich in der Ecke auf einem Besucherstuhl
niedergelassen. Er war lang und mager, um die fünfzig, mit schmalem Gesicht und
dünnem Mund, und sein Blick hinter einer ovalen Nickelbrille flackerte unruhig.
»Ich?«, schreckte er hoch. »Der Zeitpunkt, jaja, irgendwann um
Mitternacht. Ziemlich sicher. Zwischen dreiundzwanzig Uhr am 25. und ein Uhr am
26. Nach der Obduktion kann ich natürlich Genaueres sagen. Dann werden wir auch
mehr über die Tatwaffe und die Stichkanäle erfahren.«
»… und da frag ich mich«, fuhr Chili fort, »was die Dame um diese
Zeit bei Dunkelheit mitten in der Nacht komplett bekleidet in ihrer Wohnung
macht. Jeans hatte sie an, eine karierte Flanellbluse, einen festen Pulli und
darüber eine Jacke. Wo wollte sie hin? Oder wo kam sie her? Welche Gewohnheiten
hatte sie? Ich bleibe dran. Ich werd’s rausfinden.«
Rico nickte anerkennend. Aber da war noch etwas. Er kam schon noch
drauf.
»Gibt es Angehörige? Clara Gray hatte zwei Väter, wie wir wissen.
Einen offiziellen, bei dem sie aufwuchs, und einen leiblichen, mit dem sie
verheiratet war, Adrian Luger. Wer informiert die beiden über den Tod ihrer
Tochter? Weitere Angehörige sind meines Wissens nicht vorhanden. Jemand muss
Adrian Luger die traurige Nachricht ins Gefängnis überbringen und kann
gleichzeitig ein bisschen nachforschen.«
Rico ließ den Blick schweifen und blieb an dem Mann im poppigen
T-Shirt und den ausgefransten Jeans hängen.
»Herr Goldner, wie wär’s, wenn Sie …? Sie haben Zwillinge daheim und
wissen mit Kindern umzugehen. Wie geschaffen für Sie, der Job.«
Der Staatsanwalt schob die Baseballkappe aus der Stirn und den
Kaugummi in die andere Backenhöhle.
»Den Zusammenhang versteh ich zwar nicht gänzlich«, sagte der
Staatsanwalt. »Aber klar, mach ich. Kann ich meinen Enkeln noch davon
erzählen.«
Rico Stahl nickte und fing nebenbei eine Fliege, die sich auf dem
Ärmel seines blauen Blazers niedergelassen hatte. Er öffnete das Fenster und
ließ sie hinaus.
Huawa deutete Beifall an.
»Huawa!«
Der Name schoss wie eine Pistolenkugel aus Ricos Mund.
»Huawa! Was ist mit dem Anrufer? Alles, was wir wissen, ist, dass er
das Handy der Ermordeten benutzt hat. Lewandowski hat die Meldung um neun Uhr
zwei entgegengenommen. Seither sind über sieben Stunden vergangen. Wann finden
Sie endlich heraus, wer es war? Er ist unser wichtigster Zeuge!«
Huawa brach weder zusammen, noch rafften ihn die harschen Worte des
Meisters hin.
»Hammerglei, Herr Stahl. Keine sieben Stunden mehr, dann hammer
den!«
Ein Gedanke durchzuckte Ricos Hirn wie ein Blitz.
»Ist keiner hier im Raum, dem noch etwas Besonderes aufgefallen
wäre?«, fragte er. Es klang wie eine unverhüllte Drohung. »Nein? Ich will euch
sagen, was euch entgangen ist, ihr Anfänger. In das Haus wurde nicht
eingebrochen. Keine
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