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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition)
Autoren: Hannsdieter Loy
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sich
endlich ein, was sie schon seit einiger Zeit geahnt hatte: Sie hatte sich in
diesen unnahbaren, arroganten großen Jungen verliebt.
    »Habedehre, Herr Stahl! Die sieben Stunden san no net um! Woin S’
trotzdem wissen, wer der Anrufer war?«
    Glücklicherweise machte der Huawa nach seiner Frage eine Pause,
sodass Rico die Augen öffnen und ruckartig wach werden konnte. Er hatte über
Chili hinübergreifen müssen, um an sein Handy zu kommen.
    »Ein gewisser Gottfried Dandlberg, wohnhaft in Kolbermoor. Die SpuSi
hat no koa endgültigs Ergebnis.«
    Noch eine Pause. Chili rappelte sich auf und machte ein fragendes
Gesicht.
    »Der Huawa«, erklärte Rico lautlos und schaltete auf Mithören.
    »Und wissen S’ wos? Der is scho grichtsmassig bekannt. Und wissen
S’, mit wos? Halten S’ Eahna fest! Wegen Stalking. Und woin S’ wissen, bei
wem?«
    Diesmal ließ Rico keine Pause zu.
    »Spuck’s aus, Huawa! Mach net so lang rum!«
    »Bei der Frau Gray, Herr Stahl. Gell, da haut’s Eahna um? Soll ich
was unternehma? Ringfahndung oder so?«
    »Nein!«
    Rico sprang auf seiner Seite aus dem Bett, Chili auf der anderen.
    Huawas Stimme quäkte weiter auf Mithören.
    »Woin S’ no mehra wissen, Herr Stahl? Was Neus von dem Herrn Luger?«
    Rico riss das Handy an sich, während er in die Hose sprang.
    »Verdammt, was hast du mit dem Luger zu tun? Den hat doch der
Goldner angehört.«
    »Ja eben. Und der hat angeordnet, dass i Eahna fragen soll, ob der
Herr Goldner Eahna mitten in der Nacht oruafa darf. Darf er?«
    Der gelernte Einbrecher und Polizeipförtner Artur Josef Huber,
genannt Huawa, war wohl nicht ganz der ideale Mordermittler. Und der Schnellste
war er auch nicht.
    »Weißt was, Huawa. Danke für deine Meldung. Großes Lob. Aber jetzt
gib a Ruah. Ich mach den Rest schon.«
    »Ja, und der Herr Goldner? Darf der Eahna …«
    »Vergiss es, Huawa. Ich ruf ihn selber an.«
    Rico wischte sich Schweißtropfen von der Stirn. »Ts, ts, ts.«
    »Betrachte ihn als Maskottchen«, sagte Chili.
    Auch voll angezogen sah sie süß und sexy aus. »Er wird uns beiden
Glück bringen.«
    Staatsanwalt Goldner konnte Huawas Aussage bestätigen.
    »Im Gefängnis war bereits das Gerücht von dem Mord an Clara Gray in
Umlauf«, sagte er. »Adrian Luger wusste also davon und war am Boden zerstört,
als ich kam. Nur einen direkten Verdacht bezüglich des Täters hat er nicht.«
    Zweifel, etwas Unausgesprochenes lag in seiner Stimme. Rico sagte
nichts. Er wartete, bis er weiterredete.
    »Ein Mann, der sich Nachtigal nannte, hat Clara Gray, als sie noch
Lugers Frau war, in typischer Stalker-Manier übel belästigt. Wir kennen den
Mann, er heißt Gottfried …«
    »… ist vorbestraft und hat den Mord gemeldet. Er wird gerade aus dem
Bett geholt. Wissen wir, Herr Goldner. Wir wissen auch, wie seine Identität
festgestellt wurde. Einer von den Klugscheißern, die ihre Handynummer auf
anonym schalten und keine Ahnung davon haben, dass das Unterdrücken bei einem
Anruf bei der Polizei nicht funktioniert. Hatte Luger sonst einen Verdacht?
Hatte Clara Feinde? Liebhaber?«
    Rico räusperte sich und zögerte. Dann entschloss er sich, die
nächste Frage sofort hinterherzuschießen. »Sie haben doch Menschenkenntnis,
Herr Goldner. Halten Sie Luger für fähig, selbst den Mord in Auftrag gegeben zu
haben?«
    Goldner schien einen Moment zu überlegen. »Welches Motiv sollte der
Mann haben? Er liebte die Frau doch. Das hat er mehrmals betont.«
    Rico verzog das Gesicht. Man hat schon Pferde kotzen sehen, wollte
er entgegnen. Doch er ließ es bleiben.

VIER
    Sie umarmten sich flüchtig. Erst als Rico Chili zu ihrem Auto
bringen wollte, fiel ihnen wieder ein, dass sie am gestrigen Abend mit ihm
mitgefahren war.
    »Du autolose Frau«, scherzte er, »was mach ich bloß mit dir?«
    Es hatte aufgehört zu regnen, doch die Temperatur war gefallen. Auf
dem Weg zur Garage zog Chili die Schultern gegen die Kälte ein. Rico legte den
Arm um sie.
    »Bring mich bitte nach Brannenburg zu Clara«, sagte sie mit
klappernden Zähnen, »ich will mich umsehen. Oder du fährt mich an die Bahn,
aber das dürfte umständlich werden. Und du wirst auch selbst genug zu tun
haben, schätze ich.«
    Die Tür zu Claras Wohnung war versiegelt. Chili riss das Siegel auf.
Rico hantierte sekundenlang vorsichtig an der Tür. Dann ließ er Chili öffnen.
Sie drückte den Lichtschalter.
    Als würden sie vermeiden wollen, jemanden zu wecken, schlichen sie
durch den Flur ins Wohnzimmer.
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