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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Polizeitäfelchen standen dort, wo vorher die
Leiche gelegen hatte.
    »Guten Morgen!«
    Bruni in seiner ganzen Hagerkeit stand mit hängenden Schultern vor
ihnen und rieb sich die verquollenen Augen. Sein Haar war wirr, und das Hemd
hing ihm aus der Hose.
    »Meine Leute müssen mich versehentlich eingeschlossen haben. Wir
haben bis halb fünf durchgemacht, und ich war eingeschlafen. Sie wollen sicher
Ergebnisse wissen? Ist noch zu früh dafür. Es war eine echte Fisselarbeit, kann
ich Ihnen sagen. Wir haben alles auf den Kopf gestellt.«
    Er wies auf ein paar Kisten und Kästchen in der Ecke.
    »Das ist der Rest. Wir werden sicher noch mal herkommen müssen.« Er
begann sich am Rücken zu kratzen. Die kratzende Hand wanderte nach unten.
    »Ach ja«, sagte er und verlegte sein Kratzen zum Scheitel. »Wir
haben eine ganze Schachtel Fotos sichergestellt. Auf den ersten Blick würde ich
sagen, da ist interessantes Material dabei.«
    Er warf die langen Haare nach hinten, sah Rico mit stierem Blick an.
»Ach so«, sagte er. »Noch was. In ihrem Schrank hingen Männerklamotten. Wir
haben sie mitgenommen.«
    Bruni machte einen Seitschritt und sah zum Fenster hinaus. Dann warf
er sich herum. »Na, Sie werden gleich Augen machen«, sagte er betont beiläufig.
»Ach ja, übrigens …«
    Rico war gespannt, was jetzt noch kam.
    »… Sie haben nicht zufällig eine Wurstsemmel dabei? Oder ein
Marmeladebrötchen?«
    Bevor Rico noch eine flapsige Antwort geben konnte, klingelte es.
Bruni stand schon bereit, ließ die Tür aufschwingen und verbeugte sich
übertrieben höflich.
    »Grüß Gott! Stören wir?« Eine vertraute Stimme.
    Ottakring! »Wie kommen Sie denn hierher?«, fragte Rico verblüfft.
    Sehr bewusst umsteuerte Kriminalrat a. D. Joe Ottakring das
Klischee der Antwort »Zu Fuß«. Er sagte ganz einfach: »Mich trugen die Engel
hierher. Und meine Frau gleich mit.« Galant wies er auf Lola Herrenhaus. »Wir
wohnen schließlich in der Nachbarschaft.« Mit dem Handrücken wischte er den
Schweiß ab, der sich über seiner Lippe gebildet hatte.
    Lola Herrenhaus trat aus dem Schatten ihres Mannes.
    »Wo kann ich sie noch mal sehen?«, sagte sie. »Ich war schließlich
mit Clara befreundet.«
    Rico nickte. Wäre stümperhaft, wenn er das nicht wüsste. Der Frau
war nicht anzusehen, was sie durchgemacht hatte. Sie sah aus, als käme sie
gerade von einem Mittelmeerurlaub zurück.
    »Grundsätzlich ja«, sagte er und trat einen Schritt zurück.
»Empfehlen würde ich es dagegen nicht.«
    Ottakring verzog sein Gesicht zu einer schmerzlichen Grimasse. »So
schlimm?«
    »Jedenfalls so schlimm, dass der Anblick einem pensionierten Mordler
den Ruhestand vergraulen würde. Und seiner Ehefrau die Zukunft.«
    Er wandte sich ab. Damit war für ihn der Besuch beendet. Doch dann
drehte er sich doch noch einmal um.
    »Frau Herrenhaus, bitte halten Sie sich zur Verfügung. Könnte gut
sein, dass wir noch ein paar Auskünfte von Ihnen benötigen.« Er legte die Stirn
in Falten. »Eben weil Sie die Tote so gut gekannt haben.«
    * * *
    Der Alltag war für die Ottakrings wieder eingekehrt. Ottakring war
sauer. Sauer auf Rico Stahl, auf sich, auf die Welt. Mit geballter Faust
marschierte er ins Bügelzimmer und bügelte zwei Oberhemden von sich und zwei
Blusen, die er aus Lolas Wäschefach gezogen hatte. Nur mit Bügeln, Garteln,
Berggehen und ohne Hund würde er auf Dauer eingehen, das ahnte er.
    Lola war tagsüber und oft auch abends wieder im Sender beschäftigt.
Der herrenlose Hund, den er im vergangenen Jahr an einem Parkplatz aufgesammelt
hatte, war ihm nach kürzester Zeit auf dem Weg zur Hochsalwand mitten im
Bergwald weggelaufen und nicht wiedergekommen. Lola hatte ihn daraufhin
gebeten, eine Zeit lang zu warten, bevor sie wieder ein Tier anschaffen würden.
    Bügeln hätte er auch im Schlaf können. Jedenfalls beging er keinen
Kunstfehler, wenn er bei dieser Art von Arbeit aus dem Fenster auf die wogenden
Zypressen und Thujen im Garten blickte und nachdachte.
    Er brauchte sich nichts vorzumachen. Über Jahre hatte er den
Ruhestand herbeigewünscht. Er hatte einfach die Nase voll von jeder Art
menschlicher Leichen. Das beste Beispiel hatte wenige Häuser weiter kalt,
zerfleischt und tot auf dem Boden ihrer Wohnung gelegen und ruhte jetzt in
einer lebensgroßen Schublade in der Frauenlobstraße in München. Es gelang ihm
sogar, nicht an Lola und das Grauen im Zusammenhang mit ihrer Entführung zu
denken. Dennoch vermisste er seinen Dienst,

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