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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition)
Autoren: Hannsdieter Loy
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das ließ sich nicht leugnen.
    Ein Zischen, verbunden mit dem typischen Duft von Lagerfeuer, ließ
ihn aufmerken. Er hatte eine von Lolas Lieblingsblusen – von Picci? Rucci?
Gacci? – sinnlos zerstört.
    Doch wie so oft im Leben scheint nach Regen die Sonne. In diesem
Fall in Form einer Idee, die, wie ihm augenblicklich klar wurde, sein
zukünftiges Leben revolutionieren könnte. Lange schon war der Plan in den
unergründlichen Tiefen seines Hinterkopfs herumscharwenzelt. Nun aber schoss er
als plötzlicher Geistesblitz an die Oberfläche.
    Ein Buch! Er würde ein Buch schreiben. Keinen Kriminalroman, sondern
etwas Authentisches aus seiner langjährigen Praxis als Mordermittler.
    »Lola!«, rief er, »Liebes, ich hab’s!« Er rannte ihr entgegen.
    Amüsiert hörte sich Lola seinen Plan an.
    »Toll!«, sagte sie. »Dann kannst du endlich dieses blöde Bügeln
wieder aufgeben. Das nervt.« Sie saugte Luft in die Nase. »Was riecht hier so?«
Vielsagend wedelte sie mit dem Zeigefinger.
    Ottakring war die pure Demut. Er tat, als würde er sich in sein
Schicksal fügen. Er fluchte leise.
    Bevor Lola das Bügelzimmer verließ, legte sie ihm beide Arme um den
Hals. »Schreib du mal an deinem Buch herum! Am besten, du fängst gleich an.«
    * * *
    Bei dem winzigen, gestylten Szenecafé in der Turiner Straße nahe dem
Auerbräu machten Rico und Chili halt für eine kurze Lagebesprechung. Ihr
gemeinsames nächtliches Erlebnis blieb tabu.
    »Würdest du dich bitte um diesen Dandlberg kümmern, Chili?«, bat
Rico, noch bevor die dunkelhäutige Bedienung Teller, Servietten, Butter,
Konfitüren, Croissants und zwei Tassen Cappuccino auf ihrem Stehtisch ablud.
»Ich werde noch mal mit dem Staatsanwalt reden, mir notfalls Luger selbst
vornehmen. Das am Telefon war mir zu dürftig.«
    Chili hatte bei seinem langen Blick in ihre Augen zu atmen
vergessen. Jetzt holte sie tief Luft.
    »Und?«, fragte sie mit erhobenen Brauen. »Was erwarten wir von
Dandlberg? Wir kennen seine Vorgeschichte. Als harmlos kann man ihn bestimmt
nicht abtun. Aber taugt er zum Mörder?«
    »So weit würde ich vorerst auch nicht gehen. Aber wie kommt er in
Claras Wohnung, ohne sie aufzubrechen? Warum ist er geflüchtet, nachdem er bei
uns angerufen hat? Und so weiter. Wird bestimmt spannend.«
    Rico sagte das, bevor er ein Croissant halbierte, es dünn mit Butter
und dick mit Konfitüre bestrich und bevor er sich davon einen hässlichen roten
Fleck auf der ocker grundierten Krawatte mit gelben Punkten holte. Für ihn eine
schlimmere Katastrophe als für Chili, wenn ihre Monatsregel ausblieb.
    Er lud Chili am Präsidium ab, warf die versaute Krawatte achtlos auf
den Rücksitz und legte im Fahren den in schlichtem Anthrazit gehaltenen
Reservebinder an, den er für solche Fälle in einem Seitenfach der Fahrertür
bereithielt. Da klingelte sein Handy. Er warf einen Blick aufs Display. Sein
Vater!
    Ein Gefühl überfiel ihn, das er spontan als unerfreulich, jedenfalls
als unangenehm einstufte. Sein Vater rief ihn so selten an, dass er, wie jetzt,
fast erschrak, wenn er es tat. Das gleiche Gefühl hatte er, der Oberpolizist,
wenn er einer Streife begegnete und automatisch überlegte, ob er falsch geparkt
hatte, zu schnell gefahren oder sein TÜV abgelaufen war.
    »Vater?«
    »Guten Morgen, mein Sohn. Wie geht’s dir?
    »Ich arbeite. Also gut. Und dir?«
    »Danke. Ich denke. Dieser Mord an Clara Gray hat mich einfach
umgehauen. Zuerst diese Vater-Tochter-Sache zwischen ihr und Luger. Und jetzt
das. Du wirst den Fall an dich gezogen haben, hab ich recht? Habt ihr schon
etwas rausbekommen?«
    Was will er nur? Deswegen ruft er mich doch nie im Leben an.
    »Und deswegen rufst du mich beinah mitten in der Nacht an?«
    »Na ja, ich hab mir eben vorgestellt … der eine oder andere Hinweis
könnte dir ganz nützlich sein. Der Fall ist doch noch nicht gelöst, oder?«
    Na, spuck’s schon aus! Was willst du? Oder hast du einen Tipp für
mich? Einen aus der großen, weiten Welt?
    »Ähäm, ich hab ja von Berufs wegen sehr viel mit dem FC Bavaria zu tun. Ähäm. Und mit dem
Präsidenten, dem Uly Hummer, ähäm …«
    Aha, daher weht der Wind. Wir kommen der Sache schon näher …
    »… und da fiel mir auf, dass ich den Uly … ich meine, nach der Scheidung
von Luger, hrrmm, also nach Claras Scheidung von … Ach, so ein Scheiß, was
drucks ich nur so vor dir rum. Ich hatte den Eindruck, dass mit Uly Hummer und
der Clara was gelaufen ist. Sie hingen dauernd zusammen.
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