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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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seine
Daueraffäre mit Lisbeth Gruber. Aus ihrer Sicht Sex mit Abhängigen. Aber das
war wahrhaftig nicht das Thema der Mordkommission.
    »Der Dandlberg hat einen total verzweifelten Eindruck gemacht. Und
das Schlimme ist: Ich glaube ihm sogar«, beendete Chili ihren Bericht.
    Rico fasste sich kurz. »Haftbefehl?«, fragte er.
    Sie musste nicht überlegen. »Nein.«
    Er nickte, streifte Handschuhe über, griff über den Tisch und zog
den Fotostapel heran.
    »Die Fotos, die Bruni eingesammelt hat?«, sagte er.
    Sie nickte. »Ja, sie hatte eine eigene Kassette dafür. Hier.«
Zwischen den Fingerspitzen hielt sie ihm das oberste Bild hin. »Kennst du den?«
    Rico hatte nichts anderes erwartet. »Klar. Hummer«, sagte er. Wer
sonst?
    Mit der Geschicklichkeit eines Kartenmagiers ließ sie ein Bündel
Fotos durch die Finger auf den Tisch rieseln.
    »Alles Hummer«, sagte sie. »Alle aus den vergangenen fünf Monaten.«
    Er sah sich die Fotos aufmerksam an. Sie bestätigten das, was er
schon von seinem Vater wusste. Er war gespannt, was Hummer dazu zu sagen hatte.
Und seine Frau. Doch da waren noch zwei Fotos … er blätterte weiter … nein,
drei weitere Fotos von Clara Gray mit einem anderen Mann als Hummer.
    »Das ist Franz Weesmüller«, meinte Chili, »ihr erster Ehemann.«
    »Stammt das Foto aus der gleichen Zeit? Nach der Scheidung?«
    »Ja. Eindeutig.«
    Rico Stahl ordnete per E-Mail eine Überprüfung an. Die Alibis für
die gesamte Nacht vom fünfundzwanzigsten auf den sechsundzwanzigsten September
sollten überprüft werden für
    • Gottfried Dandlberg
    • Ulrich Hummer
    • Zamira und Leka Bardhyl
(verdeckt)
    • Franz Weesmüller und
vorsorglich
    • Dieter Smissek
    • Mariele Hummer
    • Heinrich von Stahl
    Sie alle hatten Clara Gray gekannt und möglicherweise ein Motiv.
Seinen eigenen Vater hätte Rico gern ausgeschlossen. Doch auch er war Teil der
Clique um Luger und Clara gewesen.

FÜNF
    Am selben Abend fand Rico Stahl die Kraft, allein in sein
Schlafzimmer zurückzukehren, sich auszukleiden und im Morgengrauen des nächsten
Tages erschöpft in einen leichten Schlaf zu fallen. Chilis grauer Pulli hing
noch über dem Stuhl, sie hatte ihn vergangene Nacht vergessen. Aus der Ferne
winkte der schneebedeckte Gipfel des Wendelsteins durchs Fenster herein.
    Um kurz vor halb acht wurde er vom Telefon geweckt. Zuerst griff er
daneben, warf den Hörer zu Boden und fluchte leise. Huawa war dran und wünschte
unerträglich fröhlich einen guten Morgen. Unerträglich fröhlich.
    »Habedehre, Herr Stahl. Der FC Bavaria lässt grüßen«, begann er. »Und sein Präsident. Sie wollten informiert
werden, sobald mir wos wissen wegen den Alibis. Jetzt wissmer wos.«
Erwartungsvolle Pause.
    »Ja und?«
    »Die hatten am 25. Hauptversammlung, und die hat bis fast ummerer
oans dauert.«
    »Und? Was ist mit Hummer?«
    »Ja, der war bis zum Schluss da.«
    »Und dann? Was ist mit dem Rest der Nacht?«
    »Ja, da war er dahoam.«
    »Wer sagt das? Ist das überprüft?«
    »Freili!«
    Obwohl Huawa nur der Übermittler der Botschaft war, sah Rico Stahl
ihn mit stolzgeschwellter Brust vor sich.
    »Mir ham doch seine Boddigards interviewt. Und die wissen sowas
oiwei. Und seinen Assistenten, den Pit Vogel. Der hat in der Früh sogar mit ihm
telefoniert, sagt er. Der Herr Hummer war zweifellos die ganze Zeit dahoam.«
    Vom gekippten Fenster zur Gartenseite zog es kalt herein. Rico zog
trotzdem die Bettdecke zurück. Er wollte schon auflegen, doch Huawa ließ sich
noch mal hören.
    »Ach ja, hätt ich fast vergessen: Um siebzehn Uhr würd Sie der Herr
Hummer gern empfangen. In seiner Villa.« Er hüstelte aufgeregt. »Soll ich Sie
fahren?«
    »Nein, nicht nötig. Besorg mir lieber ein Fahrzeug mit Navi.«
    Die weiteren Alibi-Überprüfungen tröpfelten im Laufe des Tages ein.
Alle gingen davon aus, dass es sich um kein Zufallsverbrechen handelte. Zu
schillernd war Clara Grays Vergangenheit gewesen, zu unstet ihr
Erwachsenenleben, als dass es nicht irgendwann zu Begegnungen der unsanften Art
hätte kommen können. Mit mächtigen, beherrschenden Männern hatte sie sich
eingelassen, deren Arm rund um den Globus reichte. Sie war deren Ehefrau,
Geliebte, Mätresse gewesen. Claras Spuren lagen frei wie die Fährten einer
Herde im Sumpfgras einer Almwiese.
    So hatten die Rosenheimer herausgefunden, dass Franz Weesmüller,
Claras erster Mann, ihr eine Menge Geld schuldete. Doch er befand sich auf
Auslandsreise in Asien, um sich

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