Spiel, Kuss & Sieg
ein Trikot.“
Einen Moment rührte sie sich nicht. Und dann, ohne den Blick von Alejandro anzuwenden, sagte sie: „Vielen Dank. Ich bringe es gleich.“
Alejandro lächelte, soweit es seine verletzte Lippe zuließ und reichte ihr besagtes Kleidungsstück. „Ein Wagen wird dich morgen abholen. Sei bitte um elf Uhr fertig.“
„Morgen? Aber …“ Abrupt hielt sie inne und biss den Protest zurück, der ihr auf der Zunge lag. Schließlich nickte sie knapp. Dann wandte sie sich um und folgte dem Betreuer nach draußen.
Alejandro sah ihr nach. Sie hielt den schmalen Rücken sehr gerade, den blonden Kopf hoch erhoben. Ihm war klar, dass ihre Selbstbeherrschung nur noch an einem seidenen Faden hing.
Er wartete, bis sie die Tür fast erreicht hatte. „Ach, und Tamsin?“, rief er ihr nach.
Sie wandte sich um, ihr Gesicht zu einer höflichen Maske erstarrt. „Ja, Mr. D’Arienzo? Oder soll ich Sie, da ich nun für Sie arbeite, mit Sir ansprechen?“
„Alejandro ist völlig in Ordnung. Wir fliegen morgen in meinem Privatjet. Es ist nur ein kleines Flugzeug, also bringen Sie bitte nur einen Koffer mit. Ich weiß, dass Frauen mit Vorliebe haufenweise unnütze Sachen in unzählige Koffer packen.“
Sie bedachte ihn mit einem eisigen Blick. „Wollen Sie damit sagen, dass Kleider überflüssig sind? Vorsicht, Mr. D’Arienzo – Sie sprechen über die Arbeit, schon vergessen?“
Und dann war sie fort. Alejandro starrte weiterhin auf die Tür, durch die sie verschwunden war. Der Kaffee in seiner Hand wurde kalt, während sich vor seinem geistigen Auge verstörende Szenen abspielten, in denen Tamsin Calthorpe sich nackt auf den Leder-sitzen seines Jets rekelte. Gleichzeitig drängte sich ihm der unliebsame Gedanke auf, dass sie gerade einen Sieg über ihn errungen hatte.
Er würde ihrem Rat folgen. Er würde sehr vorsichtig sein. Dabei beschlich ihn das unbehagliche Gefühl, dass genau das schwieriger werden würde, als er bislang ahnte.
5. KAPITEL
„ Einen Koffer! Wie, zum Teufel, soll ich alles in einen Koffer quetschen?“ Tamsin klemmte das Telefon zwischen Ohr und Schulter, hob eine dünne Jacke in der Farbe von dunkler Schokolade auf und legte sie auf die sich bereits verdächtig beulende Reisetasche. Die Uhr zeigte zwanzig vor zehn, und das Schlafzimmer sah aus, als habe hier eine Großrazzia der Polizei stattgefunden. Alle Schubladen und Schränke standen offen, Kleidung und Unterwäsche lagen überall verstreut.
„Meinst du, drei Pullover reichen?“
„Pullover?“, wiederholte Serena nach einer langen Pause mit erstickter Stimme. „Tam, was hast du bisher eingepackt?“
„Ich weiß schon, was du mir raten wirst. Nämlich dass ich einen Haufen sexy Kleider einpacken soll, weil ein Playboy wie Alejandro D’Arienzo wahrscheinlich jeden Abend eine exklusive Party veranstaltet. Aber das interessiert mich überhaupt nicht, weil ich zu keiner gehen werde. Ich habe kein Interesse an ihm. Ich bin nur dort, um zu arbeiten.“
„Darum geht es nicht. Sag mir nur, dass du keine Wintersachen eingepackt hast. In Argentinien ist jetzt Sommer.“
Abrupt blieb Tamsin mitten in ihrem Chaos stehen. Ihr Blick wanderte zu der großen Uhr an der Wand neben dem Fenster, dann zu dem grauen regnerischen Wetter Londons. Sie stieß ein klägliches Wimmern aus.
„Oh Gott, oh nein! Daran habe ich gar nicht …“
„Okay, keine Panik. Jetzt heißt es rational handeln. Als Erstes musst du alles wieder auspacken.“
„Alles raus“, wiederholte Tamsin, leerte die Reisetasche aufs Bett aus und blinzelte die aufsteigenden Tränen zurück. „Gut, fertig. Was jetzt?“
Plötzlich hörte sie einen Wagen, der vor dem Haus anhielt. Alejandro wollte doch erst in fünfzehn Minuten hier sein. Und so rücksichtslos konnte er nicht sein, dass er …
Eine Tür fiel ins Schloss, dann hörte sie Schritte auf dem Bürgersteig.
„Serena, er ist hier“, jammerte sie, als die Klingel ertönte. „Was soll ich nur tun?“
„Okay“, erwiderte ihre Schwester beschwichtigend. „Du wirst dich kühl und professionell verhalten. Und du darfst nicht für eine Sekunde vergessen, dass du ihm nicht trauen kannst. Aber am allerwichtigsten ist …“ Die Klingel ertönte ein zweites Mal. „… dass du auf gar keinen Fall mit ihm schläfst.“ Serena seufzte. „Doch zuerst musst du ihn hereinlassen.“
„Endlich.“ Alejandro betrat den schmalen Flur und sah sich mit unverhohlener Ungeduld um. „Ich wollte schon wieder gehen, weil ich
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