Spiel, Kuss & Sieg
aussah. Aber jetzt musste er feststellen, dass sie bleich wie ein Gespenst war und scheinbar kurz vor einer Ohnmacht stand. Konnte es sein, dass es ihm endlich gelungen war, die so wunderbar sichere Welt der Lady Tamsin zu erschüttern?
Sie machte einige Schritte auf ihn zu. Ein Zittern durchlief ihren Körper, wie er mit einer gewissen Genugtuung bemerkte.
„Ich hoffe, du bist jetzt zufrieden.“
„Sehr“, entgegnete er ungerührt. „Ich habe mir gerade die Dienste einer äußerst talentierten Designerin gesichert, auf die andere lange warten müssen. Noch eine Tasse Kaffee, dann ist mein Tag perfekt.“
Ihre grünen Augen blitzten auf. „Gesichert? Meinst du nicht eher erzwungen?“
Alejandro lachte. „Du hast zu viele Filme gesehen. Oder habe
ich die Stelle verpasst, an der dir jemand ein Messer an die Kehle hält?“
„Du weißt genau, was ich meine“, zischte sie und sah sich rasch um, ob auch niemand ihr zuhörte. Dann trat sie noch einen Schritt näher. „Du wusstest, dass ich nicht ablehnen konnte. Nicht vor der versammelten Presse, die nur darauf wartete, mich in Stücke zu reißen.“
Es kostete Alejandro einige Anstrengung, eine gleichgültige Miene beizubehalten und seine Stimme möglichst gelangweilt klingen zu lassen. Ihr Parfüm versetzte ihn in die vergangene Nacht zurück. Plötzlich spürte er wieder ihre Lippen auf seinen in einem süßen leidenschaftlichen Kuss.
„Ablehnen? Aber warum hättest du das denn tun wollen?“ „Weil ich nicht für jemanden arbeiten kann, den ich nicht respektiere.“
Er steuerte an ihr vorbei auf das aufgebaute Buffet zu und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. „Du meine Güte. Du solltest deine Hysterie besser überwinden. Schon morgen wird in jeder Zeitung die Nachricht zu lesen sein, dass der neue Stern am englischen Designerhimmel nach Argentinien gehen und ihre kreative Magie den Trikots der Pumas angedeihen lassen wird.“
„Nach Argentinien?“ Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Wer hat irgendetwas über Argentinien gesagt?“
Einen Moment sah sie so ängstlich aus, dass Alejandro fast Mitleid mit ihr empfand. Doch die Erinnerung an das, was sie ihm vor sechs Jahren angetan hatte, lastete schwer auf seiner Seele. Jetzt war sie an der Reihe zu leiden.
„Hast du wirklich geglaubt, ich würde die gesamte Mannschaft nach England einfliegen lassen? Mag sein, dass die Dinge in deiner Welt so funktionieren, aber du wirst dich daran gewöhnen müssen, dass von nun an andere Regeln gelten.“
Er sah, wie sich ihre Augen verdunkelten und wartete auf den Sturm, der gleich über ihn hereinbrechen würde. Schon gestern Abend, als Tamsin versucht hatte, ihn zu schlagen, war deutlich geworden, dass sie sich zu einer temperamentvollen Frau entwickelt hatte. Was würde sie jetzt tun? Schreien? Ihn mit einem Gegenstand bewerfen? Sich Hilfe suchend an Daddy wenden?
Stattdessen hob sie nur den Kopf und verbarg ihre Wut hinter eiskalter Nonchalance. Gegen seinen Willen musste er ihre Beherrschung bewundern.
„Warum tust du mir das an?“
„Dir antun? Oh, nein, Tamsin, ich tue es für dich. Ich gebe dir die Chance, deine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Du solltest mir dankbar sein. Und außerdem dachte ich, du magst Herausforderungen.“
Sie lachte – und klang dabei seltsam erleichtert. „Ich verstehe. Du denkst, jemand anders hätte all die Arbeit geleistet. Du glaubst, mich entlarven zu können, wenn ich ganz allein in Argentinien sitze.“ Sie lächelte. „Nun, ich werde nicht versagen, Alejandro. Wenn du mich also nur quer um die halbe Welt zerrst, um Zeuge meines Untergangs zu werden, verschwendest du nur deine Zeit.“
„Beeindruckende Ansprache“, sagte er spöttisch. „Aber ich warne dich, Tamsin, das hier ist kein Spiel. Jetzt kannst du dich nicht mit deinen Verführungskünsten herauswinden, sobald es eng wird. Hier geht es um die Arbeit.“
Eine feine Röte breitete sich auf ihren Wangen aus, und ihr Lächeln verschwand. „Und du bist der Boss, richtig?“, fragte sie giftig. „Gut. Ich bin froh, dass wir das klargestellt haben, denn wenn du mich auch nur ein einziges Mal berührst, verklage ich dich schneller wegen sexueller Belästigung, als du ‚Anwalt‘ sagen kannst.“
Bevor Alejandro noch antworten konnte, drängte sich ein Betreuer des englischen Teams zwischen sie. „Miss Calthorpe?“, fragte er ängstlich. „Der Fotograf für das Shooting auf dem Spielfeld ist da. Dummerweise fehlt anscheinend …
Weitere Kostenlose Bücher