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Spiel, Kuss & Sieg

Spiel, Kuss & Sieg

Titel: Spiel, Kuss & Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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mit einigen Schnörkeln verzierte. All die Fragesteller hatten recht; sie gehörte nicht hierher. Gerade jetzt sollte sie im Atelier sitzen und die neue Herbstkollektion entwerfen.
    Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Falls Coronet bis dahin überhaupt noch existierte. Sie brauchte das Honorar aus dem Rugbyauftrag, um die Banken ein bisschen zu beruhigen, aber …
    Erschrocken fuhr sie auf, als Alan sie sanft anstieß.
    „Tamsin? Die Frage geht an dich.“
    Verwirrt schaute sie auf. „Entschuldigung. Könnten Sie die Frage bitte wiederholen?“
    „Natürlich. Ich möchte wissen …“, fuhr der Unbekannte ruhig und unaufgeregt fort, „ob es bei der Produktion der Trikots zu Problemen gekommen ist.“
    Eine Hand schien sich um ihre Kehle zu legen. Es bestand kein Zweifel, wem die tiefe, spöttische Stimme mit ihrem leichten spanischen Akzent gehörte. „Nein“, erwiderte sie scharf.
    „Gar keine?“
    Alejandro trat vor. Zu Tamsins größtem Entsetzen trug er das Trikot in Händen, das Ben Saunders ihm überreicht hatte.
    Das fehlende Trikot mit der Nummer zehn.
    Dieser Mistkerl! Er wollte, dass sie vor allen Leuten wiederholte, was sie ihm im Vertrauen gestanden hatte.
    „Nein“, wiederholte sie kühl. „Die Firma, die mit der Herstellung beauftragt war, war sehr professionell. Der gesamte Produktionsprozess verlief reibungslos.“
    Herausfordernd starrte sie ihn an. Sollte er es doch wagen und das Gegenteil behaupten!
    „Ich verstehe. Darf ich daraus schließen, dass Sie auch für ähnliche Aufträge zur Verfügung stehen?“
    „Was meinen Sie damit?“
    Im Raum war es mucksmäuschenstill geworden. Alle warteten mit derselben morbiden Faszination, die Menschen an Autounfällen langsamer vorbeifahren ließ, auf ihre Antwort. Tamsin fühlte sich wie ein Kätzchen, das in den Käfig eines Löwen geschubst worden war und gleich vor den Augen der neugierigen Zoobesucher verspeist werden würde.
    „Miss Calthorpe … Verzeihung, Lady Calthorpe“, fuhr Alejandro mit seiner samtigen Stimme fort. Nur sie konnte die schneidende Note hören. „Sie haben uns alle von Ihren Fähigkeiten überzeugt. Ich denke, ich darf im Namen aller meine Bewunderung für Ihre Arbeit zum Ausdruck bringen.“ Zustimmendes Gemurmel ertönte aus den Reihen der Journalisten. „Ich bin einer der Sponsoren der Los Pumas, des argentinischen Rugbyteams“, sprach er weiter. „Und ich möchte Sie einladen, die Trikots der Mannschaft für die nächste Saison zu entwerfen.“
    „Ich … wie bitte?“
    Sie hätte wirklich aufmerksamer zuhören sollen. Einen Moment hatte sie vermeint verstanden zu haben, sie solle die Trikots der Pumas designen, aber das konnte unmöglich sein.
    Henry Calthorpe räusperte sich. „Ich fürchte, das ist unmöglich. Tamsins Terminkalender ist auf Monate im Voraus ausgebucht, doch ich bin sicher, wenn Sie Ihr Anliegen schriftlich einreichen …“
    Jetzt erhob sich ein leises spöttisches Raunen, als die Reporter ihre Sitzposition änderten und vielsagend von einem zum anderen blickten. Doch Tamsin sah und hörte nichts davon. Leicht gab sie sich nicht geschlagen, aber sie wusste, wann ihr kein Ausweg mehr blieb. Sie zwang sich, Alejandro direkt in die Augen zu sehen – nur für ein Lächeln reichte ihre Kraft nicht mehr. „Ich bin erfreut, Ihr Angebot anzunehmen, Mr. D’Arienzo.“
    Also gut, Tamsin Calthorpe besaß Talent, daran bestand kein Zweifel. Ob es sich allerdings auf das Entwerfen von Trikots bezog oder auf Lügen und Täuschen, das blieb abzuwarten.
    Alejandro drängte sich durch die Menge von Journalisten, die ihn nur allzu gerne auf die unerwartete Wendung der Pressekonferenz angesprochen hätten, doch er wimmelte alle Fragen ab. Stattdessen folgte er Tamsin und den Vertretern des englischen Rugbyteams durch die Tür an der Rückseite des Raumes, durch den diese verschwunden waren.
    Er entdeckte Tamsin sofort. Sie war in ein Gespräch mit ihrem Vater vertieft. Falls sie den schwarzen Hosenanzug gewählt hatte, um professionell und erwachsen zu wirken, hatte sie sich katastrophal geirrt. Sie sah absurd jung aus, viel zu dünn und irgendwie …
    Ach ja, natürlich.
    Verletzlich.
    Wie dumm von ihm, so lange für diese Erkenntnis zu brauchen. Auf genau diese Wirkung musste sie ja abgezielt haben.
    Er würdigte Henry Calthorpe keines Blickes, sondern richtete seine gesamte Aufmerksamkeit auf seine Tochter. Schon vorhin, im grellen Licht der Scheinwerfer, hatte er gedacht, dass sie blass

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