Spiel, Kuss & Sieg
himmlischen Gefühl hinzugeben …
Oh, nein. Sie hatte sogar geseufzt, oder?
Panik stieg in ihr auf, wenn sie an die kommenden Stunden dachte. Arbeit war die einzige Möglichkeit, ihre Gedanken von Alejandro D’Arienzo fernzuhalten. Leider stand ihr Laptop noch in der Kabine. Dorthin würde sie unter gar keinen Umständen zurückkehren. Vielleicht fand sie ja hier Papier und einen Kugelschreiber, dann könnte sie mit den ersten Skizzen beginnen.
Ihr Blick fiel auf das kleine Nachtschränkchen. Sie zog die Schublade auf. Darin lag tatsächlich ein Notizblock. Sie nahm ihn heraus, darunter sah sie auch einen Stift. Nur steckte der, halb verborgen, mitten in einem Haufen kleiner, silberner, quadratischer Päckchen.
Mit zitternden Fingern griff sie danach. Unwillkommene Bilder stiegen vor ihrem geistigen Auge auf. Alejandros dunkle Haut, die sich von den weißen Laken abhob. Das Haar fiel ihm in die Stirn, als er den Kopf von dem sinnlichen Schmollmund einer heißblütigen Schönheit hob. Wie er lässig die Hand nach den Kondomen ausstreckte …
Plötzlich nahm sie ein leises Geräusch wahr. Sie wirbelte herum. Die Türklinke wurde langsam heruntergedrückt. Ein erschrockener Laut entrang sich ihrer Kehle, hastig schob sie die Schublade zu und stopfte die Kondome in die rückseitige Tasche ihrer Jeans.
„Ich dachte, ich hätte etwas gehört“, sagte Alejandro und betrat das Schlafzimmer. „Du bist also aufgewacht.“
„Natürlich“, erwiderte sie so lässig wie möglich und hielt den Block hoch. „Wie schon gesagt, ich muss arbeiten. Ich habe keine Zeit zu schlafen.“ Tamsin fuhr sich mit einer Hand durch das Haar wie jemand, der völlig entspannt war und dem nicht etliche Kondompackungen in der Hosentasche steckten.
Abgesehen von dem belustigten Funkeln in seinen Augen, wirkte Alejandros Miene so versteinert wie immer. „Ich verstehe“, sagte er. „Davon hast du mir vorhin einen ziemlich guten Eindruck vermittelt.“
„Ich habe nicht geschlafen. Das war ein kleines Nickerchen um Kraft zu tanken.“ Selbst in ihren Ohren klang ihre Stimme ein wenig atemlos, aber dagegen konnte sie nichts machen. Mit ihm in einem Schlafzimmer zu sein, übte nun mal diese Wirkung auf sie aus. „Jetzt komme ich sehr lange Zeit ohne Schlaf aus“, fuhr sie betont munter fort.
„Ach, ja? Das sind gute Nachrichten.“ Ohne den Blick von ihr abzuwenden, zog er den dunklen Pullover über den Kopf. Sofort beschleunigte sich ihr Herzschlag, und ihr Mund wurde ganz trocken.
„Warum?“, fragte sie. Es klang wie ein heiseres Krächzen.
„Weil ich dann annehme, dass du nichts dagegen hast, wenn ich das Bett benutze.“ Er hielt ihr die Tür auf. „Arbeite nicht zu viel.“
Der Himmel färbte sich bereits blassrosa, als Tamsin den Laptop beiseitestellte. Müde rieb sie sich die Schläfen. Ihre Augen fühlten sich trocken an, Schultern und Nacken schmerzten vom langen Sitzen. Aber immerhin besaß sie nun eine gute Basis für vier verschiedene Trikotentwürfe, die sie Alejandro und den Funktionären der Los Pumas zeigen konnte. Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und erlaubte sich, das Gefühl des Triumphs einen Moment in vollen Zügen auszukosten.
Sie atmete einige Male tief ein und aus und genoss das Aroma frischen Kaffees, den Alberto in der kleinen Bordküche aufbrühte. Dazu gesellte sich ein schwacher, ein Prickeln über ihre Haut sendender Duft nach Limonen, der von …
Sie riss die Augen auf. Ein lächelnder Alejandro stand vor ihr. Sein Haar war noch feucht von der Dusche. In dem goldenen Licht des Tagesanbruchs sah er aus wie ein Model aus einer Anzeige für ein unsagbar teures Produkt – entspannt, frisch und atemberaubend attraktiv.
„Guten Morgen“, grüßte er. „Hast du gut geschlafen?“
„Nein, habe ich nicht“, protestierte sie. „Ich habe nicht geschlafen! Ich habe gearbeitet! Das gerade war nur …“
„Noch ein Nickerchen zum Kraft tanken?“, fragte er spöttisch. „Selbstverständlich. Auf jeden Fall freut es dich bestimmt zu hören, dass wir in ein paar Minuten landen werden.“
Sie hätte alles für eine Dusche und frische Kleider gegeben, doch ihr blieb nur Zeit für eine Katzenwäsche. Mit knapper Not schaffte sie es, rechtzeitig wieder zu ihrem Platz zurückzukehren, um den Sicherheitsgurt anzulegen.
Mit einem sanften Ruck setzte das Flugzeug auf der Landebahn auf und kam schließlich zum Stehen. Tamsin beobachtete, wie die Bodencrew die Gangway an den Jet heranfuhr. Sie
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