Spiel, Kuss & Sieg
konnte es kaum erwarten auszusteigen, doch Alejandro rührte sich nicht, ja, er sah kaum von seinem Kaffee auf.
Einige Zeit verging, dann betraten zwei Männer in Uniform das Flugzeug. An ihren Gürteln glänzten mattschwarze Waffen. In hastigem Spanisch sprachen sie auf Alberto ein.
„Alejandro“, krächzte sie ängstlich. Ihr war eiskalt. Sie hatte das Gefühl, ein eisernes Band sei um ihre Brust gespannt worden, das ihr das Atmen schwer werden ließ. Sie streckte die Hand aus und berührte Alejandro am Arm. „Alejandro … schau.“
„Hmm? Was ist denn los?“
„Sie sind bewaffnet.“
Langsam hob Alejandro den Kopf. Seine Miene blieb unbewegt, doch er löste unauffällig den Sicherheitsgurt. „Mach keine plötzlichen Bewegungen, und tu genau, was ich dir sage.“
Tamsin schluckte und widerstand dem Drang, sich ihm in die Arme zu werfen. Er beugte sich zu ihr hinüber, um ihr Anweisungen ins Ohr zu flüstern. Sie schloss die Augen, um sich ganz auf seine Stimme zu konzentrieren. Wenn, das wusste sie instinktiv, sie jemand beschützen konnte, dann er.
„Du kannst jetzt deinen Pass zeigen“, sagte er leise.
Sie schlug die Augen auf. Ihr wütender Aufschrei ging in den freudigen Willkommensrufen unter, die die Uniformierten ausstießen, als sie Alejandro entdeckten. Die Männer begrüßten einander mit Handschlägen und klopften sich auf den Rücken. Zähneknirschend nahm Tamsin zur Kenntnis, dass es sich um Zollbeamte handeln musste.
Das war kein normaler Jet, und Alejandro kein gewöhnlicher Passagier. Er brauchte sich nicht mit allen anderen am Zoll anzustellen. Hier kam der Berg zum Propheten.
Fasziniert lauschte Tamsin, wie Alejandro Spanisch sprach. Das ist seine Muttersprache, ging es ihr durch den Kopf. Es war, als sähe man ein Kunstwerk in der Umgebung, für die es ursprünglich geschaffen worden war. Zwar beherrschte er auch Englisch perfekt, doch in seiner Aussprache lag eine gewisse Steifheit, eine Förmlichkeit, die ihm eine distanzierte Aura verlieh.
Davon war nichts mehr zu bemerken, wenn er sich auf Spanisch unterhielt. Er wurde lebendig. Seine Stimme umfloss sie wie eine Liebkosung. Ein Versprechen, eine Einladung. Ein sinnliches Prickeln breitete sich in ihr aus, als sie in ihren Gedanken Bedeutungen für die Worte erfand, von denen sie kein Einziges verstand.
Auf einmal wurde ihr bewusst, dass alle sie anstarrten. Einer der Männer, dunkelhäutig und bärtig, kam auf sie zu. Fragend schaute sie zu Alejandro, als der Mann ihr knapp zunickte und eine Geste machte, die sie nicht einzuordnen vermochte.
„Was will er?“, fragte sie besorgt.
„Entspann dich. Es ist nur eine Formalität. Sie kommen vom Zoll, sie wollen dich nur kurz durchsuchen.“
Erschrocken riss Tamsin die Augen auf, Panik stieg in ihr auf. „Was soll ich tun?“, zischte sie zu Alejandro hinüber.
„Das hier.“
Er stellte sich vor sie und legte die Hände auf ihre Hüften und murmelte: „Heb die Arme. Gut. Und jetzt die Beine auseinander.“
Eine Woge aus Hitze durchflutete rasend schnell ihren Körper. Sie hob den Kopf. In Alejandro Augen sah sie Belustigung tanzen. Der bärtige Zollbeamte ging um sie herum, sodass er nun hinter ihr stand, und begann, sie sorgfältig abzutasten.
Seine Berührungen waren professionell, völlig unpersönlich. Aber zwischen ihm und Alejandro zu stehen, weckte in Tamsin das peinliche Gefühl, nackt zu sein. Sie hielt den Kopf hoch erhoben und zwang sich, normal zu atmen.
„Ist das wirklich nötig?“, fragte sie. „Schließlich bin ich ja keine Drogendealerin.“
„Dummerweise weiß das hier niemand.“
Der Zollbeamte klopfte die Außenseiten ihrer Beine ab, ihre Hüften, ihren Po …
Abrupt hielt er inne und sagte etwas auf Spanisch. Alejandro nickte knapp.
„Er möchte, dass du deine Taschen ausleerst.“
Oh, Gott.
Nein.
Tamsin spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. „Ich habe keine Drogen oder Ähnliches dabei.“
Alejandros Stimme klang ganz sanft. „Deine Taschen.“
Sehr langsam schob sie die Hand in die rückseitige Tasche ihrer Jeans. Alejandro beobachtete sie mit der Aufmerksamkeit eines Löwen, der es auf ein Reh abgesehen hat. In seinen Augen glitzerte ein Ausdruck, den Tamsin weder interpretieren konnte noch wollte.
In diesem Moment wollte sie gar nichts tun, außer sich in Luft auflösen. Oder von Aliens entführt werden.
Jetzt wäre dafür ein guter Moment … unmittelbar bevor sie ein gutes Dutzend Kondome vor den Augen der
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