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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Caroline über meinen ehemaligen Verlobten Bescheid. Auch war ihr bekannt, dass er mich ins Gesicht geschlagen hatte, dass er für die hübschen violetten und grünen Flecke verantwortlich war. Es brauchte nicht viel Phantasie, ihn als »sauer« zu bezeichnen.
    »Er brennt. Er versucht, dich zu finden. Ich sehe ihn.«
    Allein der Gedanke an Robert machte mir Angst. Fast konnte ich sehen, wie meine Eingeweide vor Furcht zusammenschrumpften.
    Doch ich war immer noch nicht überzeugt, dass ich Caroline glauben konnte. Ich meine, jetzt mal im Ernst: Wer konnte schon in die Zukunft blicken? Alles, was sie sagte, konnte man ohne weiteres in einem dreiminütigen Gespräch mit Tante Lydia herausfinden.
    »Ich sehe den Hund, Julia.«
    Etwas schnürte mir die Kehle zu.
    »Er war klein. Weiß. Ich sehe auch etwas Rosafarbenes.« Carolines Stimme war schwach und gebrochen.
    Mich überlief es kalt, eine Eisschicht legte sich auf mich wie ein Gletscher.
    Ich hatte einen kleinen weißen Hund gekannt. Bis vor drei Monaten hatte er mir gehört. Er hieß Flecki, obwohl er keinen einzigen Fleck hatte. Ich hatte diesen Hund geliebt, und Flecki liebte mich.
    Eines Abends hatte ich Robert gegenüber meine Sorge geäußert, seine Mutter, nun ja, hasse mich wie die Pest, auch wenn ich das Wort »Pest« nicht explizit aussprach.
    »Sie ist Klassen unter dir, Robert«, hatte ich seine Mutter sagen hören. »Unter uns als Familie, unter uns, wenn es um einflussreiche, mächtige Menschen in diesem Land geht. Und dann diese Figur! Um Himmels willen, Robert, mein Lieber, die Frau sieht aus wie eine Nutte! Ich schäme mich jetzt schon. Ich schäme mich. Wie peinlich! Schlaf mit ihr, wenn es sein muss. Aus sehr niedriger, vulgärer Perspektive kann ich die animalische Anziehungskraft durchaus verstehen, die eine Frau mit so einer Figur ausübt, eine Frau, die so eine
ungewöhnliche
Vorgeschichte hat. Aber musst du sie gleich heiraten?«
    »Robert«, hatte ich gesagt, »ich habe mich bemüht, damit deine Mutter mich mag –«
    »Du kannst meine Mutter nicht zwingen, dich zu mögen, Titti.« Noch so ein Spitzname, den er sehr komisch fand. »
Du
musst dich ändern. Du, nicht ich. Nicht meine Mutter. Du.« Seine Hand schloss sich um mein Kinn wie eine Metallklammer. Dann blickten seine kalten Augen auf Flecki, der aus tiefster Kehle knurrte. »Und hör auf, dich so an den Hund zu klammern, Julia! Das habe ich satt. Ich hab genug davon, dass er mich anbellt und nach mir schnappt. Ich kann ihn nicht mehr sehen.«
    Mit der anderen Hand hielt er Flecki die Schnauze zu. »Ich stehe am Abgrund«, flüsterte Robert mir mit sanfter Stimme ins Ohr. »Stoß mich nicht hinunter.«
    Am nächsten Tag war Flecki fort. Zwei Tage darauf fand meine Nachbarin ihn im Garten. Weinend brachte sie ihn zu mir, gehüllt in eine flauschige Babydecke. Fleckis Hals war aufgeschlitzt. Er hatte eine Marke und ein Halsband in Rosa gehabt, die jetzt schwarz waren. Ich weinte tagelang. Musste noch immer weinen, wenn ich nur an ihn dachte. Und zittern.
    Als Robert an dem Abend zu mir kam, erzählte ich ihm unter Schluchzen und Weinen von Flecki. Robert wurde immer wütender, schob mich dann ins Schlafzimmer und teilte mir mit, Flecki sei ein »total nerviges Tier« gewesen, das ich wie ein Kind behandelt hätte, nicht wie einen Hund. »Mensch, Titti, komm drüber weg, Herrgott nochmal!«
    Trotzdem sah ich keine Verbindung zwischen Robert und meinem toten Hund. Deshalb sagte ich: »Robert, mein Hund ist von so einem Irren umgebracht worden, und du willst, dass ich drüber hinwegkomme? Einfach so?«
    Er bekam so einen sonderbaren, bösen Blick, als würde in ihm etwas explodieren. Dann sagte er mir, ich müsse lernen, mich in den Griff zu bekommen, keiner wolle so eine Heulsuse, und er hätte schon gar keine Lust, fette Weiber heulen zu sehen, weil sie dann noch schlimmer aussähen. »Fette Weiber
sollten gar nicht heulen vor anderen Leuten, finde ich. Das ist ekelig.«
    Ich dachte an meinen armen, geliebten Hund in der kleinen Kiste, eingehüllt in diese flauschige Decke, begraben in dem kleinen Garten hinter meiner Wohnung. Mir wurde schlecht. »Sei leise, Robert! Halt den Mund! Halt einfach den Mund!«
    Als Antwort drehte er mich um, riss mir die Hose herunter und drückte mich gegen die Lehne eines gepolsterten Sessels. »Halt selbst das Maul, blöde Tusse!«, flüsterte er und drückte meinen Oberkörper hinunter. Eine knappe Minute lang wehrte ich mich, aber er riss mir an den

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