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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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entsetzlich. Nicht nur weil die Eltern einen nicht lieben, sondern weil man weiß, dass sie die Liebe des Kindes nicht wollen.
    Man lernt, dass die eigene Liebe nichts wert ist. Nicht gebraucht wird. Überflüssig ist. Man selbst ist nichts wert, wird nicht gebraucht, ist überflüssig.
    Doch Flecki brauchte meine Liebe. Er brauchte mich.
    Robert hatte ihn von Anfang an gehasst, so wie alle Tiere.
    Eine Stimme tief in mir sagte mir an jenem Tag, dass Robert Flecki umgebracht hatte. Ich wusste, dass die Stimme recht hatte.
    Während die Tage nach diesem Vorfall ins Land zogen und
die Hochzeit wie eine rostige Heugabel über meinem Genick schwebte, fiel mir das Atmen immer schwerer. Fast sah ich bildlich vor mir, wie die Zinken der Heugabel sich in mein Fleisch bohrten.
    Caroline ergriff meine Hand und holte mich von Flecki zurück in die Gegenwart.
    Ihr linkes Auge zuckte krampfhaft.
    »Ich sehe Kleidung in einer Tüte.« Ihre Stimme war gepresst. »Die Tüte ist voll. Ich sehe, dass sie fortgeworfen wird. Ich sehe Feuer. Es ist heiß. Es riecht. Die Kleidung brennt. Sie verbrennt. Ich sehe rot. Er ist fuchsteufelswild.«
    Jetzt bekam ich richtige Atemprobleme. Vor rund zwei Monaten war ich in dem verzweifelten Versuch, mich schicker zu kleiden und Robert damit glücklich zu machen, einkaufen gegangen. Ich hatte zwei Röcke erstanden, die über dem Knie endeten, mehrere Spitzenhemdchen, einen knallroten Mantel, schwarze Pumps und ein Halter-Top. Die Sachen wichen erheblich von meinem üblichen Stil mit Jeans, Pullover und Slipper ab.
    Als Robert in die Wohnung kam und eine Tüte voller Klamotten sah, wurde er fast grün vor Wut.
    Er schüttelte die Tüte aus und fuhr mit den Händen über jedes Kleidungsstück, als würde es schon von einer Frau getragen. »Du betrügst mich, stimmt’s?«
    Vor Angst bekam ich nichts heraus. Er lachte unbarmherzig, als sei das eine lustige Vorstellung. Als er meine Locken losließ, protestierte ich und beharrte auf meiner Unschuld.
    Wieder lachte er. »Ich weiß, dass du mich nicht betrügst, mein Brauereipferd! Wer würde dich schon wollen? Du hast Glück, dass ich mit dir gehe, was Besseres als mich bekommst du nicht, nie wieder.« Er hob ein Hemdchen auf und lachte wieder. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie du deine Wampe da reinquetschen willst. Tu doch nicht so, als wärst du jemand anders. Ich brauche im Bett nichts zum Lachen.«
    Da wurde ich auch wütend. Ich hatte es so satt, dass er an meinen Sachen und meinem Haar herummäkelte. Jetzt hatte ich deswegen etwas unternommen, und wieder war es nicht richtig. »Tja, wenn du mich nicht in den Klamotten sehen willst, dann vielleicht ein anderer.« Ich weiß nicht, woher diese Worte kamen. Die Vorstellung war völlig grotesk.
    Robert erstarrte, seine Augen wurden dunkel. Angst explodierte in meinem Bauch. Ganz ruhig und säuberlich faltete er jedes Kleidungsstück und legte es in die Tüte. Dann nahm er sie, stellte sie in den Kamin und zündete ein Streichholz an. Ich schrie, er solle das lassen, aber er hörte nicht hin. Das Feuer züngelte an den Stoffen. Ich zerrte an Robert, er schlug mir ins Gesicht. Als ich versuchte, meine Sachen zu retten, versetzte er mir die zweite Ohrfeige. Er musste noch ein Streichholz entzünden.
    Als das Feuer prasselte, nahm er das Telefon und schlug es mir ins Gesicht.
    Ich wurde ohnmächtig. Als ich wieder zu mir kam, beugte sich Robert über mich. Seine Wut war fort, jetzt war er ein besorgter, liebevoller, äußerst zerknirschter Mann, der mir Eis aufs Auge drückte.
    »Du hättest mich nicht so reizen dürfen, Kröte. Du hättest mir nicht drohen dürfen, mich zu betrügen.«
    Ich zitterte, mein Kopf dröhnte, ich musste mich zusammenreißen, um mich nicht zu übergeben. Als ich nichts erwiderte, umklammerte er meine Arme. »Ich weiß, dass du aus einer asozialen Familie kommst, und ich versuche, dich da rauszuholen, verstehst du das nicht? Du weißt noch nicht, wie man sich als Ehefrau benimmt, aber das lernst du noch. Ich habe Geduld mit dir … « So ging es immer weiter mit seinem Vortrag. In der Nacht schlief er in meiner Wohnung. Er nahm sich frei und umsorgte mich mehrere Tage. Als er wieder zur Arbeit ging, rief er zu jeder vollen Stunde an, dann sorgte er dafür, dass seine schreckliche Mutter und ihre Schwestern
meine gesamte Zeit mit Hochzeitsplänen in Beschlag nahmen.
    Seine Mutter und ihre Schwestern sprachen mich nicht auf den blauen Fleck an. Ich redete auch nicht davon. All

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