Spiel mit dem Feuer - Viehl, L: Spiel mit dem Feuer
Sprechanlage.
Cort richtete sich auf und drehte sich um, um den Knopf zu drücken. »Keine Anrufe, bis ich mit Detective Vincent fertig bin.«
»Tut mir leid, Sir, es ist Stadträtin Carter. Sie ist gerade gekommen und wartet hier darauf, mit Ihnen zu sprechen.« Sallys höfliche Ausdrucksweise ließ darauf schließen, dass das Mitglied des Stadtrats höchstwahrscheinlich direkt vor ihrem Schreibtisch stand.
»Zwei Minuten, Sally.« Er schaltete die Sprechanlage aus und wirbelte herum, um festzustellen, dass Terri gerade zur Tür hinausging. »Therese.«
Sie blieb stehen.
»Wir sind noch nicht fertig.«
»Wir fangen gar nicht erst was an.« Und weg war sie.
Der Mann, der vierzehn Menschen und die Frau, die er liebte, im Maskers -Brand umgebracht hatte, hielt sich nicht damit auf, aus seinem Hotel auszuchecken.
Gott lässt sich nicht spotten. Gott lässt sich nicht spotten.
Er besaß noch so viel Geistesgegenwart, seine Siebensachen zusammenzusuchen und den Raum durchzuwischen, bevor er den Zimmerschlüssel auf dem Nachttisch zurückließ und ging. Selbst wenn seine plötzliche Abreise Verdacht erregen sollte, sie würden ihn nie finden. Die Kreditkarte und der Ausweis, die er benutzt hatte, waren nicht zurückzuverfolgen.
Irret euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten!
Er umging die Eingangshalle, indem er den Hinterausgang nahm, der auf eine Seitenstraße führte. Mit großen Schritten entfernte er sich von dem Lärm aus Rufen, laufenden Schläuchen und Sirenen, den sein Hirn nicht wahrnehmen wollte.
Stundenlang irrte er umher, die Straßen von New Orleans hinauf und hinunter, ohne zu denken. Er ging einfach nur. Als er müde wurde, suchte er eine Bank und setzte sich so lange, bis er ausgeruht genug war, um wieder zu laufen. Einmal fand er sich in einer Straßenbahn wieder, die durch den Garden District fuhr. Eine Stunde später saß er in einem Café und bekam ein Sandwich mit Huhn und Salat serviert. Er versuchte, davon zu essen, aber es schmeckte nach Asche.
Seine Welt hatte er im French Quarter zurückgelassen. Die Welt, die er selbst auf Asche und Tod reduziert hatte. Er hatte getötet. Gemordet. Das spielte keine Rolle. Er hatte es für sie getan.
Was irgendein Mensch sät.
»Alles klar, Schätzchen?«, fragte die Bedienung, als sie ihm die Rechnung brachte und sah, dass er seinen Teller nicht angerührt hatte.
Er blickte auf. Sie hatte fünfzehn Kilo Übergewicht, ihre Haare waren in einem lächerlichen Lilaton gefärbt, und sie stank nach Fett und Schweiß. Er dachte darüber nach, ihr in die Brust zu schießen, nur weil sie die Frechheit besaß zu atmen, während seine große Liebe es nicht mehr konnte.
Aber das war nicht ihre Schuld. Sondern seine. Was irgendein Mensch sät, das wird er auch ernten.
»Mir geht’s gut.« Er ließ ein großzügiges Trinkgeld für sie zurück.
Er trug immer eine Waffe bei sich, und ihr Gewicht unter seiner linken Armbeuge spendete ihm Trost. Er griff mehrmals in sein Jackett, um mit den Fingerspitzen über die polierte Metalloberfläche zu fahren. Sie bedeutete nun etwas mehr als nur Geschäft oder Selbstverteidigung: ein schnelles, erlösendes Ende.
Das war mehr, als er verdiente. Mehr als das, was er ihr gewährt hatte.
Die Nachricht über den Brand breitete sich ebenso schnell aus, wie es die Flammen getan hatten. Alle um ihn herum sprachen darüber, er konnte dem nicht entkommen. Er hatte schon immer an Gott geglaubt, aber nie so sehr wie jetzt. Niemand verstand die Kunst der absurden Vergeltung so gut wie der Allmächtige.
Gott lässt sich nicht spotten.
Er merkte, dass er vor einem Zeitungsautomaten stand und auf die Titelseite einer Nachmittagsausgabe starrte, die speziell über die Katastrophe im Maskers gedruckt worden war. Es waren Fotos von dem zerstörten Gebäude und Nahaufnahmen von einigen verhüllten Leichen zu sehen. Wie erwartet, hatte der Plan hervorragend funktioniert.
Das wird er auch ernten.
Ein anderer Mann blieb stehen, warf Münzen in den Schlitz und nahm sich eine Zeitung. Der Fremde zögerte einen Moment, holte eine zweite heraus und reichte sie ihm. »Da, Kumpel. Geht aufs Haus.« Er kicherte.
»Danke.« Er klappte den ganzseitigen Artikel auf und sah zwei Bilder in der unteren Hälfte, die im Automaten verborgen gewesen waren. Das eine zeigte den Bürgermeister, der auf einer Pressekonferenz sprach. Das andere einen großen braunhaarigen Mann und eine zierliche Blondine.
Die Bildunterschrift lautete: Fire Marshal
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