Spiel mit dem Feuer - Viehl, L: Spiel mit dem Feuer
im Quarter gestern Nacht tut mir so schrecklich leid. So viele Menschen.« Sie legte ihre Hand auf seine. »Gibt es irgendwas, was ich tun kann, außer auf die übliche Nörgelei zu verzichten?«
»Nein.« Cort lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Ich brauche ein bisschen Schlaf.«
»Dann solltest du vielleicht ausnahmsweise mal nicht bis vier Uhr morgens im Haus herumgeistern.« Als er sie aus dem Augenwinkel ansah, lächelte sie. »Das ist kein Nörgeln, sondern eine mütterliche Beobachtung. Das ist ein Unterschied.«
»Ich wusste nicht, dass ich dich und Dad störe.«
»Deinen Vater kann nicht mal ein Hurrikan wecken, wie wir schon festgestellt haben. Ich könnte mir vorstellen, dass es am Cognac liegt, von dem ich nicht wissen soll, dass er ihn trinkt.« Sie nahm Wendys Brief und zeigte ihn Cort. »Evans Frau hat geschrieben, dass Jamie letzte Woche seine ersten Schritte gemacht hat. Dein Bruder, der offenbar vorhat, meinen einzigen Enkel umzubringen, hat ihm ein Pony gekauft, um das zu feiern.«
Um seinen Mund zuckte es. »J. D. und ich haben nie ein Pony gekriegt.«
»Du warst ja nie lang genug auf dem Boden. Ich glaube, du hast deine halbe Kindheit in deinem Baumhaus verbracht.« Sie blickte zu dem Familienporträt hinüber, das über dem Kamin hing. Es zeigte eine wesentlich jüngere Ausgabe der Gambles mit ihren drei Söhnen. »J. D. dagegen rannte für sein Leben gern. Ich hätte ein Pony gebrauchen können, um ihm hinterherzujagen.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Cort und legte ihr einen Arm um die Schultern. »Du brauchtest uns doch bloß diesen Blick zuzuwerfen.«
Sie sah ihn böse an. »Was für einen Blick?«
»Den.« Er beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. »Ich geh schlafen.«
Elizabet wünschte sich nichts mehr, als ihn in den Arm zu nehmen, seinen Kopf an ihre Schulter zu drücken und ihn dazu zu bringen, ihr zu erzählen, was mit ihm nicht stimmte. Aber Cortland war wirklich kein Kind mehr, und sie war sich nicht sicher, wie sie mit dem Mann umgehen sollte, zu dem er geworden war. Also entschied sie sich für eine kurze, liebevolle Umarmung und hielt ihren Seufzer zurück, bis er den Raum verlassen hatte.
Sie stand vom Sofa auf und ging zu dem Porträt, das sie hatte malen lassen, als die Jungs klein waren. Alle drei sahen gesund und glücklich aus – J. D., ihr Baby, sah aus, als würde er jeden Moment aus dem Bilderrahmen springen – , aber schon damals hatte Cort so ein ernstes Gesicht gemacht. »Du willst mich wieder so weit bringen, dass ich mir Magentabletten kaufen muss, oder?«
»Du meinst, ich hab’s noch nicht geschafft?«, sagte Louie Gamble, als er den Raum betrat.
Elizabet probierte den Blick bei ihrem Mann aus.
»Das funktioniert nur bei den Jungs«, sagte er, während er zu ihr kam und sie in seine Arme zog. Der Kuss, den er ihr gab, war leidenschaftlich und völlig unangemessen für zwei Menschen, die seit fast fünfunddreißig Jahren verheiratet waren. »Mich musst du jagen, stellen und anspringen.«
So etwas hatte sie noch nie getan. Zumindest nicht außerhalb des Schlafzimmers. »Ganz bestimmt nicht.«
Er vergrub seine Nase in ihrem Haar. »Dann musst du die magischen Worte sagen.«
Ein Lachen sprudelte aus ihr hervor. »Du bist so was von schamlos. Und das weißt du auch.«
Louie grinste sie an. »Deswegen liebst du mich.«
Sie waren so ein sonderbares Paar, dachte Elizabet, als sie in den Armen ihres Mannes lag. Louie war einen halben Kopf kleiner als sie, hatte schon immer zehn, fünfzehn Kilo Übergewicht gehabt, und sein Haar hatte bereits angefangen auszufallen, als er noch auf dem College war. Als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, auf dem Mardi-Gras-Ball ihrer Eltern, hatte sie gedacht, er gehörte zu den Caterern. Genauer gesagt, hatte er sich gerade mit einem der Kellner darüber gestritten, dass der Gumbo überhitzt wurde.
»Das ist keine Suppe aus der Dose, die man mit Wasser anrührt«, informierte Louie den älteren Mann, der das warme Büfett beaufsichtigte. Er fuchtelte mit einem Löffel über einem Behälter mit brodelndem Gumbo herum. »Er ist mit Filet zubereitet, deshalb kann man ihn nicht einfach stundenlang kochen lassen. Er darf bloß warm gehalten werden.«
»Sir, wenn ich die Hitze runterdrehe, wird er doch kalt«, protestierte der Kellner.
Elizabet ging zu ihm, um ihn zu bitten, nicht die Aushilfskraft zu belästigen, doch als sie sich höflich räusperte, drehte Louie sich um, fasste sie am Handgelenk und
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