Spiel mit dem Feuer - Viehl, L: Spiel mit dem Feuer
retten.«
»Okay. Jetzt bin ich gespannt, wie du das Gift in einer Lebensrettungsaktion unterbringst.«
»Als ich die Haarprobe untersucht habe, hat es allmählich klick gemacht. Das Haar hatte keinen Follikel und einen Tropfen Acryl an einem Ende. Es passte auch nicht zu Länge und Dicke des Haars, das du in der ersten Probe mitgeschickt hast.« Reese nahm einen Schluck und seufzte. »Wenn du willst, führe ich einen DNA -Vergleich durch, aber meine Vermutung ist, dass sie eine Echthaarperücke trug.«
»Eine Perücke?«
»Die brauchte sie, weil ihr eigenes Haar fast vollständig ausgefallen sein muss. Zuerst war ich ja noch skeptisch – der niedrige Anteil an weißen Blutkörperchen und die Wunden im Mund waren aufschlussreich – , aber der Haarverlust hat den Ausschlag gegeben. Ich habe einen Vergleich durchgeführt und das Alkaloid als eine Kombination aus Anthracyclinen und Aminoglykosiden identifiziert.«
Gray runzelte die Stirn. »Ein Antibiotikum?«
»Es ist ein Bestandteil von Adriamycin, oder genauer gesagt Doxorubicin.« Reese stellte den Kaffee beiseite und streckte die Hand aus, um einen der Laborberichte herauszusuchen. »Es wird in Kombination mit Cytoxan oder Cyclophosphamid eingenommen«, er zog einen zweiten Bericht heraus, »wovon dein Opfer ebenfalls eine Menge im Blut hatte. Es verursacht starken Haarausfall und gelegentlich Schäden an Herz und anderen Organen.«
Seine Jane Doe war nicht vergiftet worden. Sie hatte eine giftige Behandlung erhalten, denn sie war sehr, sehr krank gewesen. »Warum bekam sie eine Chemotherapie?«
»Ich habe einen befreundeten Onkologen angerufen. Adriamycin und Cytoxan sind die übliche Begleitmedikation bei Lymphknoten-positivem Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Du kannst sie aufschneiden, um das zu bestätigen.« Reeses Stimme wurde weich vor Mitleid. »Sie war wahrscheinlich voll davon.«
Gray versuchte, es in seinem Kopf zu drehen und zu wenden, aber es ergab keinen Sinn. »Wenn sie im Sterben lag, warum sollte der Torcher sie dann umbringen wollen? Warum nicht einfach warten, bis ihre Zeit gekommen ist?«
Reese zuckte die Schultern. »Kann sein, dass er einen Zeitplan hatte, oder eher, dass er es gar nicht wusste. Die Perücke vertuschte ihren Haarausfall, und sie sah wahrscheinlich dünn aus, aber ansonsten relativ normal. Konntest du ihre Identität schon feststellen?«
»Noch nicht.«
Sein Laborleiter lehnte sich zurück. »Diese Art von Chemotherapie führt zu schweren Nebenwirkungen und beeinträchtigt das Immunsystem. Vielleicht wurde sie stationär behandelt.«
»Ich werde bei den onkologischen Kliniken und örtlichen Krankenhäusern nachfragen, ob eine ihrer Patientinnen nicht zur Behandlung erschienen ist.«
Reese nickte und stand auf. »Überprüf auch die Hospize. Wenn sie zu Hause bleiben konnte, hat sie wahrscheinlich eine Vollzeitpflege gebraucht.«
»Warum hat niemand sie als vermisst gemeldet?«, fragte Gray. »Eine Frau wie sie, so krank? Wenn sie meine Frau, meine Schwester oder meine Tochter wäre, ich wäre verrückt vor Angst. Ich würde im Fernsehen auftreten und die Leute anflehen, mir zu sagen, wo sie ist.«
»Ich auch.« Die Miene seines Laborchefs verfinsterte sich. »Andererseits wollten ihre Leute vielleicht was ganz anderes.«
»Was denn zum Beispiel?«
»Vielleicht wollten sie sie loswerden.«
11
Cort bat Lawson Hazenel, Douglas Simon freizulassen, ihn jedoch unter Beobachtung zu behalten, und ging, um Terri bei Andre abzuholen. Als er jedoch dort ankam, war sie nicht mehr da.
»Detective Vincent ist vor dreißig Minuten gegangen«, sagte Andre und nippte an einem Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit. »Sie sagte was von irgendwelchem Papierkram, den sie im Hauptquartier abholen wolle.«
Sein Blick fiel auf das kunstvoll verzierte Silberfläschchen, das der ältere Herr auf dem Schreibtisch stehen hatte. »Ist es nicht ein bisschen zu früh für einen Cocktail, Andre?«
»Cortland, du weißt, wie verrückt ich nach dir und deinen Brüdern bin, und wie sehr ich eure Mutter verehre.« Andre leerte das Glas in einem Zug. »Und nur das hat mich diesen Nachmittag überstehen lassen.« Seine Augen blitzten auf. »Nur das.«
»Ich hatte dich ja gewarnt, dass sie es dir schwer machen könnte.« Cort würde ihr deswegen sowieso noch eine Standpauke halten.
» Schwer wäre im Vergleich geradezu eine Erholung gewesen.« Er presste sich eine Hand gegen das Brustbein. »Ich glaube, ich habe
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