Spiel mit dem Feuer - Viehl, L: Spiel mit dem Feuer
Cort vom Bürgermeister erhalten hatte, verschoben worden war, hatte sie eine Stunde in einem der Badezimmer der Gambles damit verbracht, sich von Andre zeigen zu lassen, wie sie das Make-up entfernte und neu auflegte. Sich mit dem Alten herumzuzanken, hatte ihr gutgetan, aber nicht so gut, dass sie sich in der Lage fühlte, Cort noch einmal gegenüberzutreten. Sobald Andre sie allein gelassen hatte, war sie aus dem Haus geschlichen und abgehauen.
»Gott, sehen Sie sich den ganzen Schei… Kram an.« Sie las ein Etikett. »Wie kann das hier gleichzeitig für Wangen, Lippen und Augen sein? Seit wann sind diese Körperteile austauschbar?«
»Es ist ein Highlighter, und, nein, sie sind nicht austauschbar.«
Sie hörte auf zu wühlen. »Ich kann das nicht.« Sie ließ das Rouge fallen. »Ich werde wie ein Clown aussehen. Können wir uns nicht eine Stunde vorher treffen, und Sie schminken mich?«
»Dazu ist keine Zeit. Sie werden das hinkriegen, denken Sie nur immer an Ihr Mantra: ›Ich bin aufrichtig, schlicht, mitfühlend und heiter.‹ Wir sehen uns in der Kirche, Detective. Seien Sie schön.«
»Schön. Klar.« Sie legte auf und betrachtete die überall verstreuten Kosmetika, als handelte es sich dabei um Teile einer tickenden Bombe. »Gott, ich bin total am Arsch.«
Eine Stunde später klopfte es an ihrer Wohnungstür, und sie hüpfte auf einem Bein aus dem Badezimmer, während sie sich noch den zweiten Schuh anzog.
»Immer mit der Ruhe«, rief sie. Als sie den Schuh anhatte, blickte sie an sich hinunter. Schmuck und Uhr, geritzt. Keine Laufmasche in der Strumpfhose oder Knitter im Rock, geritzt. Haare, geritzt. Beinahe hätte sie sich mit den Zähnen auf die Unterlippe gebissen, bevor ihr der Lippenstift wieder einfiel und sie sich stattdessen in die Innenseite der Wange biss. Irgendwas fehlt.
Ein lauteres Klopfen war von der Tür zu hören.
»Schon gut, schon gut.« Sie ging mit großen Schritten zur Tür, öffnete sie und sah Cort draußen stehen, groß und gut aussehend, in einem dunkelgrauen Anzug. »Ich bin noch nicht fertig.«
Sein Blick wanderte von ihrer Nase bis zu den Zehen. »Du siehst aber aus, als wärst du fertig.«
Die Art, mit der er das sagte, schnürte ihr den Magen zusammen. Das letzte Mal, als er auf dieser Türschwelle aufgetaucht war … nein, damit würde sie jetzt nicht anfangen. Sie musste sich konzentrieren.
»Ich habe irgendwas vergessen, ich weiß es.« Sie packte ihn am Arm und zog ihn hinein, dann drehte sie sich vor ihm. »Was sieht falsch aus?«
»Nichts.« Es hörte sich an, als wäre gerade das das Problem.
Sie schritt auf und ab. »Ich hab den Gesichtskram gemacht. Na ja, nur die Grundierung und den Lippenstift.« Sie hatte es aufgegeben, sich die Augen zu schminken, nachdem sie sich mit der Mascarabürste fast ein Auge ausgestochen hätte. »Ich hab die Strümpfe, das Haarspray, die Ohrringe … «
Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. »Komm runter. Das ist kein Protokoll für die Entwaffnung eines Verdächtigen.«
»Das wäre auch viel einfacher.« Er trug sein Lieblings-Aftershave, das wie eine Meeresbrise duftete und sie verrückt machte. Sie begann durch den Mund zu atmen, um sich besser konzentrieren zu können, und erstarrte. »Parfüm.« Sie hätte es vor dem Anziehen auflegen sollen. »Ich brauche fünf Minuten, ich muss mich ausziehen und einsprühen.«
»Terri.« Er ergriff ihren Arm, als sie herumwirbelte und ins Bad rennen wollte. »Du brauchst keins.«
»Aber Andre hat gesagt … «
»Andre muss in der Kirche nicht neben dir sitzen.« Ein Muskel an seinem Kiefer zuckte. »Sondern ich.«
»Oh.« Vielleicht hatte sie gestern etwas zu viel aufgelegt. »Damit kann ich leben.« Sie nahm ihre Handtasche und vergewisserte sich, dass sie ihre Waffe darin verstaut hatte. »Gehen wir.«
Die Fahrt zur Trauerfeier verlief überwiegend schweigend. Terri wusste, wie sehr Ashleighs Ermordung Cort mitnahm, und erteilte sich die Erlaubnis, nicht zu plaudern. Sie saß still, damit ihr Kostüm nicht zerknitterte, und ging noch mal alles durch, was Andre ihr gestern Abend gesagt hatte.
»Behalte die Ein- und Ausgänge im Auge«, sagte Cort, als sie auf den Parkplatz vor der Kirche bogen. »Lass mich vorgehen, wenn wir aus dem Gottesdienst kommen.«
»Ich bin die Einzige, die eine Waffe hat«, erinnerte sie ihn.
»Nein, bist du nicht.« Er parkte und machte den Motor aus.
Terri sah sich die Silhouette seines Jacketts genauer an und entdeckte die Ausbeulung
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