Spiel mit dem Feuer - Viehl, L: Spiel mit dem Feuer
eines Halfters. »Du trägst eine verdeckte Waffe? Seit wann?«
»Seit 1995«, sagte er und setzte sich eine Sonnenbrille auf. »Ich habe eine Lizenz dafür, und ja, ich weiß, wie man damit umgeht.«
Sie atmete auf. »Gut, dann muss ich dich nach der Kirche nicht hopsnehmen.«
Der Trauergottesdienst für Ashleigh Bouchard wurde in der Kirche der Bouchards, St. Catherine’s, abgehalten, die im neunzehnten Jahrhundert am Rande des Garden Districts erbaut worden war.
Terri hatte damit gerechnet, dass er still, andächtig und gut besucht sein würde, was der Fall war. Es gab zahllose feierliche Blumenarrangements, die aus dem ganzen Land geschickt worden waren, und die alte Kirche roch wie ein Gewächshaus. Sie saß mit Cort und seinen Eltern in einer der vorderen Reihen und sah, wie Ashleighs Eltern wie betäubt auf das Foto ihrer schönen toten Tochter starrten, das von einem Kranz seltener weißer Orchideen umrahmt war.
Es gab keinen Sarg. Cort hatte ihr vorher gesagt, dass die Familie beschlossen hatte, die Beisetzung im engsten Kreis der Familie durchzuführen.
Mehrere Personen standen auf und hielten kurze Trauerreden über die junge Frau, unter anderem Andre Moreau. Die Tatsache, dass Ashleigh eins der privilegiertesten Mitglieder der kreolischen Gesellschaft gewesen war, spielte für niemanden eine Rolle. Stattdessen erzählten ihre Freunde Anekdoten über ihre Kindheitseskapaden, ihre Reise- und Feierlust, ihre Großzügigkeit und ihren Charme.
Terri war überrascht, als sie Moriah Navarre zum Rednerpult gehen sah. Die junge Blondine wirkte blass, verhärmt und alles andere als die selbstsichere, überlegene Frau, die früher aus dem Hinterhalt ihre Pfeile auf Terri abgeschossen hatte, wann immer sich Gelegenheit dazu bot.
»Ashleigh war eine meiner besten Freundinnen«, sagte Moriah mit zittriger Stimme. »Wir haben uns auf der Tulane ein Zimmer geteilt und waren beide Cheerleader, wir haben Klamotten getauscht, hatten Doppel-Verabredungen mit den Jungs und trainierten gemeinsam unsere Highkicks. Ich musste lernen, mit Ashs Macken klarzukommen, zum Beispiel mit ihrer Art, Versprechen zu besiegeln.« Sie führte eine mädchenhafte Geste vor, bei der sie ihre beiden kleinen Finger miteinander verhakte. »Aber jedes Mitglied der Schwesternschaft wird Ihnen bestätigen, dass es nichts Verlässlicheres gab als ein Kleiner-Finger-Ehrenwort von Ashleigh Bouchard.«
Ein gedämpftes zustimmendes Lachen war von ein paar weiblichen Trauergästen zu vernehmen.
»Ich habe Ashleigh das letzte Mal bei ihr zu Hause gesehen, an genau jenem Tag. Sie probierte ein neues Outfit an und fragte mich, was ich davon halte.« Moriah blickte einen Moment Cort an, ehe sie ihren Blick wieder abwendete. »Ich hatte schlechte Laune und weiß noch, dass ich nicht sehr hilfreich war. Sie wollte mit mir Mittag essen, aber ich habe sie quasi stehen lassen. Ich bin ziemlich schnell gefahren, sonst hätte ich wohl den Rauch im Rückspiegel gesehen.«
Terri holte verstohlen ihr Notizbuch hervor und überprüfte ihre Zeugenliste. Niemand im Haus der Bouchards hatte erwähnt, dass Moriah an dem Tag dort gewesen war. Sie musste mit ihr reden, möglicherweise hatte sie etwas gesehen.
»Nicht heute«, murmelte Cort und blickte zu Moriah.
Hält er mich wirklich für so taktlos? Terri unterdrückte ihren Ärger und nickte ihm kurz zu.
Moriah verließ das Podium und kam die Stufen hinunter, um vor Ashleighs Foto stehen zu bleiben. »Wenn ich Ja gesagt hätte, wenn ich geblieben wäre, dann hätte ich mit dir in dem Auto gesessen, Ash. Dann wärst du nicht allein gewesen. Ich hätte dich irgendwie da rausgekriegt.« Ihre Stimme kippte, als sie ihren kleinen Finger gegen das Glas des Bilderrahmens krümmte. »Kleiner-Finger-Ehrenwort.«
Frau Bouchard drehte ihr Gesicht an die Schulter ihres Mannes und schluchzte.
Cort stand leise auf und ging zu Moriah, die mit der ausdruckslosen Blindheit eines Menschen mit einem leichten Schock zu ihm aufblickte. Er beugte sich vor, um ihr etwas zuzuraunen, und geleitete sie dann sanft zurück zu den Sitzplätzen ihrer Familie.
Terris Ärger verflog allmählich, als sie sah, wie er neben Moriah Platz nahm und seinen Arm um ihre hochgezogenen Schultern legte. Sie hatte J. D.s Exfreundin nie leiden können, doch die alte Eifersucht verwandelte sich jetzt in schmerzende Wehmut. Sie wusste, dass Cort sie, egal, was sie machte oder wie sie aussah, niemals mit einer solchen Zärtlichkeit behandeln würde.
Zum
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