Spiel mit dem Feuer
das
Manuskript als Drehbuchgrundlage zu verwenden, erklärte Peter, er müsse sich
erst mit seiner Familie darüber beraten, wenn er wieder nach Kauai
zurückgekehrt sei. Erstaunlicherweise — wenn man bedachte, dass sie kaum Geld
hatte und ihr Einkommen durch Lehraufträge an zwei Hochschuleinrichtungen
aufbesserte — hatte Glenna auf eigene Faust, ohne jede Zusage und ohne
gesicherte Finanzierung eine Drehbuchautorin an die Arbeit gesetzt.
Als Peter nach Kauai zurückgekehrt war
und die Sache seiner Familie unterbreitete, war diese strikt gegen das Projekt.
Dieser Widerstand überraschte und ärgerte ihn, und er war umso entschiedener
dafür, dass dieser Film gemacht werden sollte. Also rief er Glenna an und
forderte sie auf, sich ins Flugzeug zu setzen, damit sie eine vertragliche Vereinbarung
treffen könnten. Das war jetzt einen Monat her, und mir war klar, dass sich
inzwischen der Charakter ihrer Beziehung entscheidend verändert hatte.
Irgendetwas — die Verführungskraft des Klimas, die enge Zusammenarbeit oder
auch schlicht die äußere Nähe — hatte zu einer erotischen Annäherung geführt.
Als Glenna uns miteinander bekannt machte, glühte sie förmlich.
Wellbright mixte uns Gin Tonics aus
Ingredienzen, die auf einem Verandatischchen bereit standen, und sagte: »Wir
werden mit vornehmer Verspätung auf Mutters Party erscheinen — und hoffentlich
nicht mehr ganz nüchtern.«
Ich fragte: »Ob das so gut ist, wenn
sie Hy und mich das erste Mal sieht?«
Er lächelte, während er uns die Gläser
reichte. »Das ist die einzig mögliche Art und Weise, ihre Partys auszuhalten.
Und keine Bange, sie wird so blau sein, dass sie gar nicht mehr weiß, ob sie
Sie schon Ihr Leben lang kennt oder nicht.«
Verlegenes Schweigen. Was sagt man,
wenn einem jemand, den man eben erst kennen gelernt hat, geradeheraus mitteilt,
dass seine Mutter säuft?
»Wissen Sie«, sagte Peter unbefangen
und setzte sich neben Glenna, »das mit meiner Mutter ist kein Geheimnis. Ich
versuche Sie nur vorzubereiten. Partys im Pali House enden meistens ziemlich...
na ja, sagen wir mal, lebhaft.«
Wir setzten uns den beiden gegenüber.
Hy fragte: »Wer wird sonst noch da sein?«
»Kommt drauf an, wer die nötige
Seelenstärke aufbringt. Mein Bruder Matthew und seine Frau Jillian sind auf
jeden Fall dort. Sie wohnen bei Mutter. Er ist Bauunternehmer und mehr oder
minder für die Verwaltung der Familienfinanzen zuständig. Meine Schwester
Stephanie und ihr Mann Ben Mori werden kommen, wenn sie nichts Besseres vorhaben.
Sie ist Malerin, verkauft ihre Sachen über eine Galerie unten in Poipu Beach.
Er leitet die hawaiianische Filiale einer Softwarefirma, die seinen Verwandten
in Japan gehört. Er macht auch ein bisschen in Baulanderschließung und hat mit
Matthew zusammen ein paar Projekte durchgezogen, obwohl sie momentan in
geschäftlicher Hinsicht gerade in der Sackgasse stecken. Und dann sind da
natürlich noch der Rest des Filmteams, die Nachbarn und ein paar von Mutters
Clubfreundinnen mit ihren leidgeprüften Ehemännern im Schlepp.«
»Klingt nach einer interessanten
Gästeschar.«
Peter wedelte skeptisch mit der Hand.
»Ich hoffe nur, es artet nicht in einen alkoholisierten Familienzwist aus wie
so oft.« Er lächelte Glenna an. »Ich habe Glenna schon manchmal gefragt, warum
sie mich nicht dafür hasst, dass ich sie hierher geschleppt und meiner
verrückten Familie ausgesetzt habe.«
Sie sagte: »Wenn es nicht die eigene
Familie ist, ist so ein Familientheater ganz amüsant. Bei der eigenen
allerdings...«
Nicht zum ersten Mal in den neun
Monaten, die ich sie jetzt kannte, wurde mir bewusst, wie wenig sie mir bisher
über ihre familiären Hintergründe verraten hatte. Ich wusste nur, dass sie in
der Nähe von Melbourne aufgewachsen und zum Studium nach Kalifornien gekommen
war. Sie hatte noch während ihrer Studienzeit geheiratet, war aber bald darauf
geschieden worden und hatte aus dieser kurzen Ehe nicht mehr mitgenommen als
den Nachnamen ihres Exmannes, der, wie sie behauptete, für eine Filmemacherin
passender war als ihr eigener.
Ich lernte sie an dem Tag kennen, an
dem sie ihre Arbeitsräume im Piergebäude bezog: eine winzige Frau, die tapfer
mit einem schweren Schreibtisch kämpfte, der von der Ladefläche ihres Bronco zu
kippen und sie zu zerquetschen drohte. Nachdem ich ihr zur Hilfe geeilt war,
trommelte ich meine Belegschaft und ein paar von den anderen Mietern zu einer
improvisierten Einzugsparty zusammen, die
Weitere Kostenlose Bücher