Spiel mit dem Feuer
und in einer Kaskade den Abhang hinunterstürzte.
Die Nacht war voller lieblicher Düfte,
der warme Wind streichelte meine bloßen Arme. Ich fühlte mich in meine
Teenagerzeit in San Diego zurückversetzt, als samtige Frühlingsabende noch
etwas Neues und Verheißungsvolles gewesen waren. Mein High-School-Abschlussball,
der betörende Duft eines Gardenienanstecksträußchens, die Hand eines bestimmten
Jungen auf meiner. Die Erinnerung war wesentlich angenehmer als die
unmittelbare Gegenwart.
Bei unserer Ankunft hatte Celia
Wellbright die königliche Majestät gespielt — eine Majestät mit Rumfahne. Wäre
sie nur halbwegs nüchtern gewesen, hätte man ihr die Rolle vielleicht
abgenommen; denn sie war groß, schlank und hielt sich aufrecht; sie hatte einen
strengen grauen Haarknoten, ein nahezu faltenloses Gesicht und Mandelaugen, die
auf polynesisches Blut hindeuteten. Doch der Alkohol ließ sie ihre Gesten und
Worte so grotesk überziehen, dass sie wie eine Karikatur ihrer selbst wirkte.
Sie stellte Peter sofort wegen seiner
Verspätung zur Rede, scheuchte uns dann in einen Innenhof, wo ein Buffet
aufgebaut war, und begann, Hy und mich mit einem Sortiment von Leuten bekannt
zu machen, deren Identitäten in meinem Kopf verschwammen, als hätte jemand auf
die Vorspultaste gedrückt. Ein Banker nebst Gattin. Ein Politiker. Ein Mitglied
der Gartenbaugesellschaft. Ein Pensionärsehepaar aus Oregon. Glennas
Drehbuchautorin, Jan Lyndon, der ich schon in San Francisco begegnet war und
deren Beteuerungen, dass wir uns bereits kannten, auf taube Ohren stießen.
Celias älterer Sohn, Matthew, ein massiger Mann mit einem verkniffenen Gesicht,
der missbilligend durch dicke Brillengläser guckte. Seine zart wirkende Frau,
Jillian, die geradezu verängstigt schien, angesichts der vielen Menschen.
Stephanie und Benjamin Mori, sie sonnengebräunt und — blondiert, er ein
dunkler, athletischer Typ, beide in Shorts, obwohl die übrigen Gäste eher
formell gekleidet waren. Glennas Tontechniker, der bärtige Bryan O’Callaghan,
auf einen Krückstock gestützt, einen Knöchel in Gips. Ihre Cutterin, Emily
Quentin, eine untersetzte Frau mit einem herzlichen, sympathischen Lachen. Und
viele andere.
Hy und ich waren völlig ausgehungert,
da wir seit der Bordmahlzeit im Flugzeug nichts mehr gegessen hatten, und es
gelang uns, eine respektable Menge Sushi und warme Canapés zu verdrücken, bevor
Celia uns wieder mit Beschlag zu belegen versuchte. Peter und Glenna waren
verschwunden; die Mitglieder des Filmteams hatten sich unter irgendwelchen
Vorwänden davongemacht. Wir waren die einzigen Exoten, die Celia ihren Gästen
noch nicht vorgeführt hatte, und sie würde es sich nicht nehmen lassen, mit uns
anzugeben. Da sei ein ganz reizender Mann, den wir unbedingt kennen lernen
müssten: Alex, der verrückte Russe, er sei ebenfalls Flieger.
Ich gab vor, mir die Nase pudern zu
wollen, und flüchtete, während Celia einen gequält aussehenden Hy
davonschleppte, auf die menschenleere Terrasse.
Trotz der warmen Nacht überkam mich
hier ein Frösteln. Da war irgend etwas Seltsames. Etwas Elementares. Etwas, was
ich nicht benennen konnte. Es kam von den mächtigen Felszinnen dort hinterm
Haus, von den uralten vulkanischen Gesteinsbrocken, die sich den Abhang
hinunter ergossen. Es raschelte in einem Bambushain, hallte im Geräusch eines
Brechers, der gegen das Riff klatschte. Sprach zu mir, mit einer Stimme, die
ich noch nie gehört hatte, drängte mich, näher zu kommen, seine Bekanntschaft
zu machen — Schatten und Bewegung hinter mir. Ich fuhr herum.
»Ripinsky!«
»Da bist du.«
»Tut mir Leid, dass ich mich einfach so
verdrückt habe, aber...«
»Ich weiß.«
»Wie ist es da drinnen?«
»Kaum zu ertragen. Die meisten Gäste
sind weg, und Celia ist, wie Peter es ausdrückt, auf dem Herrscherinnentrip.
Ich schätze, wir sollten jetzt auch alle verschwinden.«
»Dann lass uns Peter und Glenna
befreien und gehen.«
Die Stimmung war jetzt unangenehm.
Die Familie stand Peter und Glenna als
geschlossene Phalanx gegenüber. Celia bildete das Zentrum: hocherhobenen
Hauptes, mit aufgelöster Frisur, einen verrutschten Träger ihres langen
schwarzen Kleids um den Oberarm. Zu ihrer Rechten waren Stephanie und Benjamin
Mori in Angriffsposition gegangen. Matthew flankierte sie auf der anderen Seite
und sah noch verkniffener aus als vorher. Seine zarte Frau linste verschreckt
um ihn herum.
Die formierte Familienmacht schien
Peter nicht
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