Spiel mit dem Mörder
Sie es gefunden?«
»In Ihrer Garderobe. Es war in einem Strauß roter Rosen versteckt.«
»Nein. Nein.« Areena schüttelte wie in Zeitlupe den Kopf, kreuzte die Arme vor der Brust, vergrub die Finger in den Schultern und erklärte: »Das ist völlig unmöglich.«
Falls sie spielte, dachte Eve, dann war sie tatsächlich gut. Die glasigen Augen, der zitternde Mund, die bebenden Finger wirkten völlig echt. »Es ist nicht nur möglich, sondern wahr. Und ich frage mich, wie es dorthin gekommen ist.«
»Ich habe keine Ahnung. Ich sage Ihnen, ich habe keine Ahnung.« Plötzlich sprang Areena auf die Füße und starrte Eve aus wilden Augen an. »Jemand hat es dort platziert. Wer auch immer die Messer vertauscht hat, hat das falsche Messer dort platziert. Er will, dass ich die Schuld an Richards Tod bekomme. Er will, dass ich dafür leide. Himmel, war es nicht genug, war es nicht bereits genug, dass er durch meine Hand gestorben ist?«
Sie streckte ihre Hand aus wie Lady Macbeth, als klebe dort nach wie vor das längst abgewaschene Blut.
»Warum?«, fragte Eve sie ungerührt. »Warum wurde das falsche Messer nicht einfach in eine Ecke oder in einen Mülleimer geworfen? Warum wurde es stattdessen in Ihrer Garderobe versteckt?«
»Ich habe keine Ahnung, wer … mich genug hassen könnte, um so etwas zu tun. Und Richard …« Tränen schimmerten in ihren Augen und rannen ihr, als sie sich abwandte, geradezu prachtvoll über das Gesicht. »Roarke. Du kennst mich. Bitte, hilf mir.
Sag ihr, dass ich nicht in der Lage wäre, etwas so Schreckliches zu tun.«
»Egal, was es für Antworten auf diese Fragen gibt, meine Frau wird sie finden.« Er erhob sich ebenfalls von seinem Platz, nahm Areena tröstend in die Arme und blickte über ihren Kopf hinweg auf seine Frau. »Da kannst du dir ganz sicher sein. Nicht wahr, Lieutenant?«
»Bist du vielleicht ihr Rechtsbeistand?«, schnauzte Eve ihn an und handelte sich dadurch eine hochgezogene Braue ein.
»Wer außer Ihnen selbst hat Zugang zu Ihrer Garderobe, Ms Mansfield?«
»Ich habe keine Ahnung. Im Grunde jeder von meinen Kollegen oder von den Angestellten des Theaters. Ich schließe niemals ab. Es ist nicht praktisch.« Den Kopf an Roarkes Schulter gelehnt, atmete sie, um sich zu beruhigen, mehrmals tief durch.
»Wer hat Ihnen die roten Rosen geschickt? Und wer hat sie in den Raum gebracht?«
»Ich weiß nicht. Es gab so viele Blumen. Meine Garderobiere hat die Karten abgenommen. Sicher hat sie die verschiedenen Sträuße auf den Karten vermerkt. Einer der Laufburschen hat ein paar der Lieferungen gebracht. Bis dreißig Minuten vor Beginn der Aufführung gingen ständig irgendwelche Leute bei mir aus und ein. Dann habe ich um Ruhe gebeten, um mich vorbereiten zu können.«
»Nach der ersten Szene und auch später waren Sie ein paar Mal zum Kostümwechsel in Ihrer Garderobe.«
»Das stimmt.« Etwas ruhiger machte sich Areena von Roarke los. »Ich habe insgesamt fünfmal das Kostüm gewechselt. Meine Garderobiere war jedes Mal dabei.«
Eve zog ihren Notizblock aus der Tasche. »Und wie heißt Ihre Garderobiere?«
»Tricia. Tricia Beets. Sie wird Ihnen sagen, dass ich das falsche Messer nicht in den Blumen versteckt habe. Sie wird es Ihnen sagen. Fragen Sie sie.«
»Das werde ich ganz sicher tun. Meine Assistentin wird Sie jetzt nach Hause bringen.«
»Ich kann also endlich gehen?«
»Ja. Aber ich werde mich wieder bei Ihnen melden. Rekorder aus, Peabody. Fahren Sie Ms Mansfield heim.«
»Sehr wohl, Madam.«
Areena nahm ihren Mantel, der über der Sofalehne hing, und reichte ihn mit bewundernswerter Lässigkeit weiter an Eves Mann. Es war die Geste einer Frau, die zuversichtlich wusste, dass stets ein Gentleman zur Stelle war, der ihr in die Garderobe half.
»Ich möchte, dass Sie denjenigen erwischen, der das getan hat, Lieutenant. Ich möchte es um jeden Preis. Aber selbst wenn die Person bestraft ist, die für Richards Tod gesorgt hat, werde ich bis an mein Lebensende wissen, dass es meine Hand gewesen ist, die die Tat vollbracht hat. Dieses Wissen lässt mich niemals wieder los.«
Sie strich mit ihren Fingerspitzen über Roarkes rechte Hand. »Danke, Roarke. Ohne dich hätte ich diesen Abend niemals überstanden.«
»Am besten ruhst du dich jetzt erst mal etwas aus.« »Ich hoffe, dass mir das gelingt.« Dicht gefolgt von Peabody ging sie gesenkten Hauptes aus dem Raum.
Stirnrunzelnd verstaute Eve das Messer in der Tasche, die bereits ihr Untersuchungsset
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