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Spiel mit dem Mörder

Spiel mit dem Mörder

Titel: Spiel mit dem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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brach sie ab.
    »Was brauchst du?«
    »Als Erstes dein Theater. Und dann musst du mir helfen, das Drehbuch zu einem kleinen Stück zu schreiben und es danach zu inszenieren.«
    Eine Stunde später war Eve auf dem Weg zur Wache, und Roarke führte sein erstes Telefongespräch.
    In ihrem Büro schob Eve die Diskette mit der Aufnahme der schicksalhaften Premiere in den Schlitz ihres Computers und nahm, da sie in Gedanken war, nur am Rande wahr, wie schnell die Maschine die Aufnahme herunterlud und wie klar sowohl die Töne als auch die Bilder waren, die sie hörte und sah. Als sie dem Gerät befahl, zur letzten Szene vorzuspringen, tat es das, ohne dass es dabei die geringsten Schwierigkeiten gab.
    Da waren sie, ging es ihr durch den Kopf. Draco, der als Vole vergnügt einen Mord gestand, dessentwegen er nicht mehr verurteilt werden konnte. Selbstgefällig zog er Carlys, das hieß Dianes Hand durch seinen Arm.
    Und sie stand neben ihm, bildhübsch und charmant, und sah ihn mit einem liebevollen Lächeln an.
    Das Gesicht von Kenneth Stiles, dem streitsüchtigen und gewieften Sir Wilfred in dem Stück, verriet Betroffenheit und Zorn, als er erkennen musste, dass er manipuliert und ausgenutzt worden war. Eliza, die pedantische Miss Plimsoll, stand mit empörter Miene neben ihm und umklammerte so heftig die Griffe seines Rollstuhls, dass man das Weiß ihrer Knöchel sah.
    Areena, die wunderschöne, viel gesichtige Christine, die alles geopfert und eine lebenslange Haftstrafe in Kauf genommen hatte, um den Mann, den sie liebte, davor zu bewahren.
    Michael Proctor, kaum mehr als ein Schatten, der in den Kulissen stand und sich die Frage stellte, wann wohl endlich einmal er die Gelegenheit bekäme, in der Rolle des gewissenlosen Mörders im Rampenlicht zu stehen.
    Und über allen schwebte unsichtbar der Geist von Anja Carvell.
    Eve zuckte nicht zusammen, als der Mord geschah, als das Messer Dracos Herz durchbohrte, von dem man angenommen hatte, dass es eine Attrappe war.
    Da, dachte sie und schaltete auf Standbild. Da.
    Tausende von Zeugen hatten es übersehen.
    Sie selbst nicht etwa genauso?
    Die beste schauspielerische Leistung, wurde ihr bewusst, wurde im Tod erbracht.
    »Programmende«, wies sie den Computer an. »Diskette aus.«
    Sie packte sie in eine Tüte, sammelte noch andere Tüten ein und drückte einen Knopf auf ihrem Link. »Peabody, geben Sie Feeney und McNab Bescheid. Wir machen uns auf den Weg.«
    Sie tastete nach ihrer Waffe und machte sich bereit für die Inszenierung ihres eigenen Stücks.
    Eves Fahrstil, überlegte Dr. Mira, die auf dem Rücksitz Platz genommen hatte, entsprach genau dem Menschen, der sie war. Zielgerichtet, kompetent. Und leidenschaftlich, dachte sie. Während Eve im flotten Zickzack, unter Ausnutzung der kleinsten Lücken, immer wieder Stoßstange an Stoßstange mit anderen Wagen, in Richtung des Theaters brauste, überprüfte Dr. Mira verstohlen, ob ihr Gurt auch richtig saß.
    »Sie gehen ein Risiko ein.«
    »Ein kalkuliertes Risiko.« Eve sah kurz in den Rückspiegel, blickte jedoch sofort wieder nach vorn.
    »Ich glaube …« Die Psychologin merkte, dass sie stumme Stoßgebete gen Himmel sandte, als Eve den Wagen unvermittelt in die Vertikale lenkte, einen harten Rechtsschwenk unternahm und quer über die verstopfte Straße schießen ließ.
    »Ich glaube«, wiederholte sie, als sie wieder zu Atem kam, »Sie haben die Situation richtig eingeschätzt. Trotzdem könnte uns bei der Sache irgendein gravierender Fehler unterlaufen, was, wenn Sie sich an die vorgegebenen Verfahrensweisen hielten, so gut wie auszuschließen wäre.«
    »Wenn ich mich irre, nehme ich das ganz allein auf meine Kappe. Aber wie dem auch sei, wird die Person, die Draco und Quim auf dem Gewissen hat, noch heute festgenommen werden. Davon bin ich überzeugt.«
    Ohne das Tempo merklich zu verringern, schoss Eve auf die Absperrung der Tiefgarage zu. Dr. Mira röchelte leise. Eve hielt blitzartig ihren Ausweis an das Fenster, worauf die Schranke, wie Dr. Mira geschworen hätte, mit einem erschreckten Kreischen in die Höhe fuhr. Sie preschten hindurch, quetschten ihr Gefährt in die für sie reservierte schmale Lücke, und Eve schaltete den Motor aus.
    »Nun«, ächzte Dr. Mira mühsam. »Das war eine aufregende Fahrt.«
    »Wie bitte?«
    »Ich bin noch nie vorher mit Ihnen gefahren. Und jetzt ist mir klar, warum.«
    Schnaubend öffnete Peabody ihre Tür. »Glauben Sie mir, Dr. Mira, verglichen mit anderen Touren war das

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