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Spiel mit dem Mörder

Spiel mit dem Mörder

Titel: Spiel mit dem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Urteil mich nicht ruiniert.
    Motiv und Gelegenheit , überlegte Eve, als sie aus dem Auto stieg und zu ihrer Haustür ging. Allzu viele Leute hatten beides gehabt. Am nächsten Tag fände die Gedenkfeuer für Richard Draco statt, und dort würden ohne Zweifel jede Menge leidenschaftlicher, emotionaler Trauerreden auf den Mann gehalten und unendliche Trauer sowie reich fließende Tränen zur Schau gestellt.
    Und das alles wäre reines Theater.
    Er hatte daran mitgewirkt, dass Areena Mansfield drogenabhängig geworden und ihre Karriere als Theaterstar dadurch lange verzögert worden war.
    Er hatte in dem Rampenlicht gestanden, nach dem sich Michael Proctor geradezu verzweifelt sehnte.
    Er hatte Carly Landsdowne benutzt und öffentlich erniedrigt.
    Er war ein Stachel im straffen Fleisch von Kenneth Stiles gewesen.
    Er hatte Eliza Rothchild als zu alt und unattraktiv bezeichnet, um etwas anderes als eine berufliche Beziehung mit ihr in Betracht zu ziehen.
    Und es hatte unzählige andere gegeben, denen Richard Draco Grund gegeben hatte, ihn zu hassen.
    Doch wer immer seinen Hass auf Richard nachgegeben und den Mord geplant und vorbereitet hatte, war abgebrüht und willensstark genug, um einen habgierigen Techniker dazu zu bewegen, den Kopf in die Schlinge eines Seils zu legen, damit es aussähe, als hätte er sich freiwillig erhängt.
    Nicht Brutalität oder Zorn hatten den Mörder angetrieben, sondern Kaltblütigkeit und Weitsicht. Ein Mensch mit diesen Eigenschaften war weitaus schwieriger zu stellen als jemand, der aus einem Affekt heraus einem anderen das Leben nahm.
    Sie kam keinen Schritt voran, dachte sie frustriert. Alles, was sie unternahm, trug sie lediglich weiter in eine künstliche Welt hinein, die ihr fremd und nicht unbedingt sympathisch war.
    Was für Menschen brachten ihr Leben damit zu, sich zu verkleiden und zu tun, als ob sie jemand anderes wären, grübelte sie.
    Kinder, kam es ihr, als sie die Hand auf den Knauf der Haustür legte, unvermittelt in den Sinn. War sie in gewisser Hinsicht womöglich auf der Suche nach einem klugen, jähzornigen Kind?
    Sie lachte leise auf. Na super, dachte sie. Mit Kindern kannte sie sich nicht im Geringsten aus.
    In der Absicht, kurz kochend heiß zu duschen und dann mit der Arbeit fortzufahren, riss sie die Haustür auf.
    Und wurde von der Musik, die ihr entgegenschallte, regelrecht betäubt. Ihre Zähne fingen an zu klappern, und sie hatte das Gefühl, als fielen ihr jeden Moment die Augen aus dem Kopf. Ohrenbetäubendes Kreischen, dumpf trommelnde Bässe und ein wild wogendes, klangliches Chaos warfen sie schier um.
    Mavis, dachte sie.
    Die schlechte Laune, mit der Eve ins Haus getreten war, hatte keine Chance. Sie löste sich im Volumen und der reinen Lebensfreude von Mavis Freestones einzigartiger Musik buchstäblich auf. Grinsend steuerte Eve den von ihrem Gatten hochtrabend als Salon bezeichneten Raum an.
    Inmitten all der eleganten Pracht antiker Möbel sprang und hüpfte Mavis auf hochhackigen Schuhen, mit denen sie genau fünfzehn Zentimeter größer wirkte, als sie tatsächlich war, und die mit ihrem Neongrün und Pink exakt dieselbe Farbe hatten wie die meterlangen Zöpfe, die sie fröhlich um ihre geröteten Wangen wirbeln ließ.
    Ihre schlanken Beine steckten in grünen Strümpfen, auf denen kleine pinkfarbene Schmetterlinge spiralförmig in Richtung des superkurzen, engen fuchsienroten Röckchens flatterten, das kaum ihr Hinterteil bedeckte, während ihren Oberkörper ein zweifarbiges Zickzackmuster schmückte, das eine ihrer Brüste pink, die andere neongrün aufblitzen ließ.
    Eve war nur erleichtert, dass Mavis für beide Augen grüne Farbe genommen hatte. Selbstverständlich war das bei ihr nicht.
    Roarke saß in einem seiner herrlichen, alten Sessel und hielt ein Glas mit goldenem Weißwein in der Hand. Entweder fand er die Darbietung entspannend oder er hatte sich aus reinem Selbstschutz ins Koma fallen lassen, überlegte Eve.
    »Was denken Sie?« Mavis warf ihre zweifarbigen Zöpfe schwungvoll über ihre Schultern. »Ist das eine gute Nummer für das neue Video? Oder ist es vielleicht zu zahm?«
    »Äh.« Roarke nippte vorsichtig an seinem Wein. Es hatte ein paar Sekunden gegeben, in denen er befürchtet hatte, das Volumen der Musik sprenge eventuell das kostbare Kristall. »Nein. Nein, ganz sicher nicht. Das Wort zahm kommt einem bei der Vorstellung überhaupt nicht in den Sinn.«
    »Super!« Sie sprang vergnügt auf ihn zu, wackelte energisch

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