Spiel mit dem Tod (German Edition)
weiss ich, worauf Sie hinaus wollen. Die ist doch schon vorbei. Nein, Hans ist seit längerem gar nicht mehr zum Kegeln gekommen.»
Ferrari hielt den Atem an. Alles in ihm war angespannt.
«Nicht mehr gekommen? Und bitte die Antwort ohne Fluchen.»
«Ja, v…, also ich konnte ihn einfach nicht mehr dazu bewegen. Sein Beruf frass ihn auf. Ich glaube, er war hoffnungslos überfordert. Er benutzte den Donnerstagabend, um seine Rückstände aufzuarbeiten.»
«Woher wissen Sie das?»
«Er hat es mir im Vertrauen erzählt. Nur Christina durfte nichts davon wissen. Sie glaubt bis heute, dass er den Donnerstagabend mit uns verbracht hat. Er ist … war ein armes Schwein. Aber ein liebes, armes Schwein. Er wollte nicht, dass sich Christina Sorgen macht. Also liessen wir sie im Glauben, dass er bei uns ist.»
«Sind Sie sicher, dass er arbeitete?»
«Ja, klar. Was denn sonst?»
«Da gäbe es so einige Möglichkeiten. Eine Freundin vielleicht?»
«Ja, verdammt noch mal, doch nicht der Hans! Der blieb seiner Christina treu bis zum … hm, Tod.»
Der Wirt verstummte nachdenklich.
«Ich glaube nicht, dass ich noch mehr wissen muss. Das reicht für meine Routineuntersuchung. Falls ich noch Fragen habe, rufe ich Sie an.»
«Machen Sie das. Stehe immer zur Verfügung.»
Ferrari erhob sich. Ich bin leicht angetrunken, ich Idiot! An der Tramhaltestelle wurde er von Werner eingeholt.
«He, Kommissarius! Was ich noch fragen wollte, können Sie kegeln?»
«Weshalb fragen Sie?»
«Ja, verdammt noch mal, jetzt muss ich doch definitiv Ersatz für den Hans besorgen. Also, was ist?»
«Nein, danke. Das ist nichts für mich.»
«Schade. Sie hätten in unseren Verein gepasst!»
9. Kapitel
Ferrari fuhr durch die Innenstadt zurück ins Kommissariat. Weshalb hatte er Heinz Werner nicht erzählt, dass auch er die Primarschule im Matthäusschulhaus und danach die Realschule im Inseli besucht hatte, bevor ihm, dem Jungen aus dem Arbeitermilieu, der Sprung ans Gymnasium geglückt war? Weil es irgendwie nicht gepasst hätte. Das Tram ratterte durchs Kleinbasel. Häuserzeilen soweit das Auge reichte. Ein graues Häusermeer mit einigen bescheidenen Hochhäusern. Keine Wolkenkratzer im eigentlichen Sinn. Einzig der Messeturm setzte einen markanten architektonischen Akzent und verlieh der Achse Greifengasse-Clarastrasse etwas Grossstädtisches. Das gefiel Ferrari. Was fehlte, waren grosszügige Gartenanlagen und grüne Lungen. Unwillkürlich dachte er an seinen fünfwöchigen Aufenthalt in New York. Er war förmlich durch die atemberaubenden Häuserschluchten gerannt. Tief beeindruckt, aber auch beengt und erdrückt hatte sich der Kommissär gefühlt. Und nichtig angesichts der Dimensionen. Es war bestimmt Gewöhnungssache, wie so vieles andere. Wahrscheinlich fühlte sich ein New Yorker im kleinen und beschaulichen Basel auch nicht gerade wohl. Alles ist eine Frage der Relationen.
Im Büro warf er seine Jacke über den Besucherstuhl. Nach wie vor gab es keinerlei Hinweise dafür, dass Hans Rost ermordet worden war. Wäre da nur nicht sein komisches Gefühl im Bauch gewesen, sein feines Gespür für Dinge, die sich in der Tiefe verborgen hielten und die er mit Hartnäckigkeit und Ausdauer fast immer an die Oberfläche zu zaubern verstand, einem inneren Drang folgend. Staatsanwalt Borer bremste Ferraris Sturm-und-Drang-Gefühl jäh.
«Ein bisschen wenig, um eine Morduntersuchung einzuleiten, Ferrari.»
«Ich will nur noch einige Abklärungen treffen. Zum Beispiel herausfinden, wo sich Rost jeden Donnerstagabend aufhielt.»
«Bei seiner Geliebten!»
«Mag sein. Aber vielleicht auch nicht. Vielleicht steckt mehr dahinter.»
«Eine geheimnisvolle Verschwörung? Ja genau, Rost war Mitglied eines Dealerrings und verkaufte immer am Donnerstag Drogen in grossen Mengen. Oder er war Mitglied bei einer Loge, die sich die Welt unter den Nagel reissen will. Jetzt, wo er aussteigen wollte, floh er aufs Dach seines Arbeitsortes und wurde von seinen Logenbrüdern gestellt und heruntergestossen.»
«Ja, so oder ähnlich!», antwortete Ferrari kleinlaut.
«Absolut filmreif! Ich sehe mich schon in einer der Hauptrollen. Also gut, verbieten werde ich Ihnen Ihre Untersuchungen nicht. Finden Sie heraus, ob Ihre Intuition richtig ist. Mehr ist es ja nicht. Aber bitte alles in Massen. Auf Ihrem Tisch liegen noch andere Fälle. Messerstecherei mit Todesfolge und so. Greifbare Taten und keine Phantommorde. Haben wir uns verstanden, Ferrari?»
«Ihr
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