Spiel mit dem Tod (German Edition)
Stalder erstaunt.
«Dass Sie ihn auf ein Darlehen von einer halben Million Franken angesprochen hätten, das er von Hans Rost erhalten haben soll.»
«Der hat doch nicht alle Tassen im Schrank! Woher sollte ich von solch einem Darlehen wissen?»
«Das würde mich auch interessieren, Stalder.»
Der Kommissär fixierte ihn. In seiner Stimme schwang etwas Bedrohliches mit.
«Der spinnt doch. Wahrscheinlich hat ihm der Alkohol die Birne vernebelt. Oder es handelt sich um eine Verwechslung.»
«Klingt nicht besonders glaubwürdig.»
«Na, wenn schon. Dann steht halt Aussage gegen Aussage. Und ich nehme doch schwer an, dass meine mehr Gewicht hat als die eines Drittklassbeizers.»
«Was wollten Sie denn bei ihm?»
«Schon vergessen? Sie gaben mir doch seine Adresse. Ich zottle mit ihm durch die Gegend und er klopft ein paar flotte Sprüche dazu.»
«Einstudierte Sprüche.»
«Ich überlasse nichts dem Zufall. Immerhin basteln wir an der Jahrhundertstory. Ich gehe doch kein unnötiges Risiko ein und lasse einen Dilettanten irgendwelchen Stumpfsinn quatschen. Im Gegenteil, ich kreiere das Ganze. Reinste Choreografie in Perfektion. Wir haben ihm die Sprüche auf den Leib geschrieben. Und die Zuschauer, die werden vor lauter Mitgefühl nur noch schluchzen. Das garantiere ich Ihnen.»
«Wirklich interessant. Aber ich bleibe dabei, Sie wussten von der halben Million.»
«Unsinn! Er erzählte mir davon. Ja, genau, jetzt fällt es mir wieder ein. Er schwafelte etwas wie ‹Jetzt muss ich die Schulden an Christina zurückzahlen›. Da habe ich natürlich nachgefragt. Jetzt dreht er den Spiess einfach um, glaubt, ich hätte ihn darauf angesprochen.»
Ferrari liess es dabei bewenden. Es hatte keinen Zweck, weiterzubohren, denn Anselm Stalder stellte auf stur. Eins war klar, er wusste mehr, als er zugab. Dass Heinz Werner von sich aus über das Darlehen gesprochen hatte, glaubte der Kommissär nicht. Sehr unwahrscheinlich. Zurück im Büro liess er seine neu geknüpften Beziehungen zu Banquiers Rohner & Söhne spielen, um die detaillierten Vermögensverhältnisse von Anselm Stalder und Heinz Werner zu erfahren. Ernst Maurer kannte mit Sicherheit die richtigen Leute an den richtigen Stellen, um schnell und effizient an die Zahlen zu gelangen. Ferrari gab es nur ungern zu, aber es ging nichts über ein gutes Beziehungsnetz.
Am Nachmittag trafen die gewünschten Informationen nach und nach ein. Anselm Stalder verfügte über ein Sparkonto von 30 000 Franken und hatte zudem mit Aktiengeschäften in den vergangenen Jahren ein Vermögen verdient. Ganz anders sah es bei Heinz Werner aus, der bis über beide Ohren verschuldet war. Soweit, so gut. Aber neue Erkenntnisse brachte das nicht. Stalders Vermögensverhältnisse waren unauffällig und was den Wirt betraf, so bestätigten die Nachforschungen dessen eigene Aussage. Ferrari hatte sich mehr erhofft. Irgendeinen Ansatzpunkt, eine Ungereimtheit, eine Spur. Etwas, das ihn weiterbrachte.
«Ernst Maurer ist nochmals am Apparat. Er hat etwas Wichtiges vergessen, will es aber nur dir persönlich mitteilen. Ich habe durchgestellt, du musst nur noch abheben.»
Nadines Stimme riss den Kommissär aus dem Grübeln. Das Klingeln hatte er schlicht überhört.
«Wie? … Ja, mach ich. Da hat dein Charme wohl versagt.»
«Weil er mich noch nicht wirklich kennt.»
Ernst Maurer plauderte frisch drauflos.
«Wenn Werner nicht mehr bezahlen kann, muss die DLK, pardon, ich meine die Dahrlehenskasse, seine Liegenschaft übernehmen. Ich weiss nicht, weshalb der Sachbearbeiter eine solch hohe Hypothek bewilligt hat. Das wird für den Mann mit Sicherheit Folgen haben.»
«Vielleicht ein Freund von Werner.»
«Gut möglich. Sehr gut möglich. Scheint ja bei uns Banken gang und gäbe zu sein.»
Maurer entwickelte zunehmend Humor.
«Da ist noch etwas, das Sie vielleicht interessiert.»
«Mich interessiert alles.»
«Na, na, Herr Ferrari. Alles werde ich Ihnen nicht erzählen. Man weiss nie, wo das endet.»
«Da haben Sie recht. Was wollten Sie mir denn erzählen?», nahm Ferrari den Gesprächsfaden auf, denn Maurer drohte ins Philosophieren abzudriften.
«Vielleicht ist Ihnen bekannt, dass Grossbanken nebenbei manchmal über eine Kleinkreditbank verfügen.»
«Weshalb denn das?»
«Bei den Grossbanken können Sie praktisch nur einen Kredit aufnehmen, wenn Sie etwas als Sicherheit hinterlegen können. Eine Lebensversicherung zum Beispiel. Ist das nicht möglich, dann sind Sie
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