Spiel mit dem Tod (German Edition)
kreditunwürdig und werden an eine Kleinkreditbank verwiesen, wo Sie auch ohne Sicherheiten den gewünschten Kredit erhalten.»
«Zu einem gigantischen Zinssatz. Ich verstehe langsam.»
«Zugegeben, er ist etwas höher. Sie müssen aber auch das höhere Risiko bedenken. Solche Risikokredite laufen also über eine Tochtergesellschaft der Bank, währenddessen der Hauptsitz die normalen Geschäfte tätigt.»
«Das zum Thema ‹Seriosität der Banken›.»
«Wir sind sehr seriös, Herr Ferrari. Das ist alles legal. Vollkommen legal. Aber nun zu dem, was ich noch erzählen wollte. Heinz Werner setzte kürzlich alle Hebel in Bewegung, um eine halbe Million Franken aufzutreiben. Zuerst bei der DLK, danach bei deren Tochtergesellschaft. Ohne Erfolg. Das Risiko war einfach zu gross. Aus gut informierten Kreisen, so nennt man das doch, oder?», Maurer kicherte leise, «weiss ich, dass es ihm inzwischen gelungen ist, bei einem Kreditinstitut zu zwanzig Prozent pro Jahr die halbe Million aufzutreiben.»
«Zwanzig Prozent! Ein stolzer Zinssatz.»
«Ein sehr stolzer und mehr als wir nach Gesetz verlangen dürfen. Das ist noch nicht alles. Ich habe den Geldverleiher angerufen. Wissen Sie, man kennt sich untereinander. Er bestätigte mir, dass er den Kredit bewilligt hat.»
Hier unterbrach er sich und liess einige Sekunden verstreichen.
«Und? Machen Sie es doch nicht so spannend!», drängte Ferrari.
«Aus unerfindlichen Gründen unterschrieb dieser Werner weder den Vertrag, noch holte er das Geld ab. Auf wiederholtes Nachfragen, was denn nun sei, wich ihm Werner aus und meinte schliesslich, er habe eine günstigere Geldquelle gefunden.»
«Ist das überhaupt möglich?»
«Eigentlich nicht. Mein Bekannter ist so etwas wie die letzte Hoffnung für die Verzweifelten. Denkbar wäre allerdings, dass ihm eine Privatperson das Geld geliehen hat.»
«Sie haben mir sehr geholfen, Herr Maurer. Vielen Dank.»
«Gern geschehen. Vielleicht brauche ich Ihre Hilfe auch einmal. Wollen Sie noch die Anschrift meines Bekannten?»
Ferrari kritzelte Name, Adresse und Telefonnummer auf seinen Schreibblock und legte den Hörer auf.
Wer war die besagte Privatperson? Und wozu benötigte Werner nochmals eine halbe Million? Der Wirt hatte Glück gehabt, dass er nicht in die Fänge eines Kreditinstituts geraten war. Nicht so Ferraris Schwester Patrizia! Damals, das war vor gut fünf Jahren, hatte sich ihr Mann ins Ausland abgesetzt und nichts als Schulden hinterlassen. Patrizia musste einen Kredit aufnehmen und geriet mangels Sicherheiten an einen Kredithai. Ferrari spürte, wie die Wut in ihm hochstieg. Auch nach dieser langen Zeit. Ihn hatte sie nicht um Hilfe gebeten. Typisch. Wie immer, wenn seine Schwester in Schwierigkeiten war, glaubte sie, diese im Alleingang lösen zu müssen. Das wenige Geld, das sie im Verkauf verdiente, reichte hinten und vorne nicht für die dreiköpfige Familie. Und schon gar nicht, um die horrenden Zinsen zu bezahlen. Das war der Anfang vom Ende. Bis Ferrari eines Abends zufällig Zeuge wurde, wie die Eintreiber seine Schwester aufsuchten und einschüchterten. Unter Tränen erzählte sie ihm alles. Am nächsten Tag stattete er dem Kreditinstitut einen Besuch ab. Einen höflichen, wie Ferrari immer wieder betonte. Aber was genau in dieser Stunde vorgefallen war, blieb bis heute sein Geheimnis. Auf jeden Fall kam es in der Folge zum Vergleich. Ferrari zahlte die Kreditsumme sofort zurück. Und zwar ohne Zinsen. Ende gut, alles gut. Inzwischen hatte ihm Patrizia ihre Schulden in Raten zurückgezahlt und war seit Kurzem frisch verliebt.
Der Kommissär blickte auf die Uhr. 16.30. Eigentlich noch früh, sehr früh, wenn man es genau nahm, um nach Hause zu fahren. Wieso eigentlich nicht, Monika würde sich freuen und er hatte definitiv etwas gutzumachen.
18. Kapitel
Monika fiel beinahe der Telefonhörer aus der Hand, als Ferrari zu Hause eintrudelte.
«Mam, ich muss Schluss machen, Francesco ist da. Ich rufe später nochmals an.»
«Hallo Schatz, du musst doch nicht wegen mir dein Gespräch beenden.»
«Ist etwas passiert, Francesco? Geht es dir gut?»
Sie fummelte besorgt an ihm rum.
«He … he … es ist noch alles dran.»
«Weshalb kommst du schon so früh nach Hause?»
«Weil mir der Sinn danach stand.»
Sie schaute ihn misstrauisch an.
«Du bist nicht etwa entlassen worden? Oder suspendiert?»
«Nichts dergleichen, Monika. Ich schwör es.»
Ferrari hob seine Hand zum Schwur und fixierte Monika mit
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