Spiel mit dem Tod (German Edition)
einen Versandkarton aufgegeben hatte.
Ferrari fuhr mit Nadine erneut zu Denise Grieder. Heinz Werner musste noch etwas warten.
«Guten Tag, Frau Grieder!»
«Oh, so formell, Francesco-Liebling. Und wie immer mit Schatten.»
Denise Grieder warf Nadine einen verächtlichen Blick und Ferrari einen Handkuss zu.
«Hören Sie mit dem Mist auf.»
Wehret den Anfängen. Ferrari wollte sich auf keine Spielchen einlassen und schon gar keine Unsicherheit zeigen. Das hatte er sich fest vorgenommen.
«Aber nicht doch. Sie gefallen mir wirklich. Ein bisschen mehr Sport, den Bauchansatz geglättet und Sie wären mein Typ.»
«Danke für das Kompliment. Aber es kommt nicht an.»
«Na ja, wir werden sehen. Wollen wir uns die DVD reinziehen?»
Die kleine Gruppe, zu der sich auch Anselm Stalder gesellte, folgte der einladenden Bewegung von Denise Grieder.
«Hallo, Ferrari. Guten Tag, Frau Kupfer. Willkommen im Klub!»
Stalder freute sich über die Anwesenheit von Nadine, was ihm einen Seitenhieb seiner Chefin eintrug.
Rost wirkte dieses Mal noch nervöser als beim ersten Video. Zum Zeichen, wann die Aufnahme gemacht wurde, hielt er wieder die «Basler Zeitung» hoch.
«Es ist schon einige Zeit her seit der ersten Aufzeichnung. Alles läuft nach Plan. Mit einer Ausnahme. Kürzlich ist mein zukünftiger Schwiegersohn gekommen und hat mir mitgeteilt, dass er in grossen finanziellen Problemen steckt. Er ist ein Schlitzohr! Aber kein schlechter Mensch. Vom Arbeiten hält er zwar nicht viel. Er glaubt, mit Spekulationen ans grosse Geld zu kommen. Aber das ist nicht so leicht. Es gibt wenige Menschen, denen das gelingt. Und unter meinen Freunden und Bekannten gibt es niemanden, der viel Geld an der Börse verdient hat.»
Hier unterbrach er und ein Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
«Die werden sich noch alle wundern. Ich weiss nicht, ob ich Hansruedi helfen soll. Zuerst werde ich mit Edith sprechen, um herauszufinden, wie sehr sie ihn liebt. Wenn sie bei uns sind, dann himmelt sie ihn richtig an. So hat sie früher immer mich angeschaut, wenn sie auf meinen Knien sass und ich ihr eine Geschichte erzählte.»
Er wischte sich eine Träne aus den Augen.
«Tja, und jetzt ist mein kleines Mädchen plötzlich erwachsen geworden. Was heisst plötzlich! Sie ist es schon seit einiger Zeit. Nur wollte ich es nicht wahrhaben. Das ist der Lauf der Dinge. Kinder werden flügge und verlassen das warme Nest, um ein eigenes zu bauen. Es ist gut so. Aber das Loslassen schmerzt. Hoffentlich stimmt das Sprichwort. Wie heisst es doch noch gleich … Ah, ja. Eine Tochter bleibt immer eine Tochter, ein Sohn geht verloren, wenn er das Haus verlässt. Christina würde es nicht verkraften, plötzlich ganz allein dastehen zu müssen.»
Er hielt erneut inne und schluckte.
«Hansruedi soll mir ehrlich sagen, wie hoch er verschuldet ist. Nicht, dass plötzlich eine böse Überraschung auf Edith zukommt. In diesem Zusammenhang mache ich mir auch noch andere Gedanken. Christina ist über die Pensionskasse gut abgesichert. Und wird dann zusätzlich noch über eine stille Reserve verfügen, von der niemand was weiss. Aber Edith ist auf sich allein gestellt. Deshalb schliesse ich mit Hansruedi jetzt eine Risiko-Todesfallversicherung ab, die auch im Falle eines Selbstmordes Gültigkeit hat und die an meine Tochter ausbezahlt werden muss. Hansruedi darf niemandem etwas davon erzählen. Und dieses Schweigen erkaufe ich mir, indem ich ihm helfe, seine Schulden zu begleichen. Wenn ich dann kurz vor dem Ende stehe, werde ich Christina einen Brief schreiben. Ich traue Hansruedi nicht hundertprozentig. Er ist mit allen Wassern gewaschen. Wer garantiert mir, dass das Geld dann wirklich an Edith und nicht an ihn ausbezahlt wird? Da baue ich eine Sicherheit ein. Vorsorge ist besser als Nachsicht. Ich werde Christina schreiben, dass diese Versicherung existiert. Falls Hansruedi ein Gauner ist, würde ich gern sein Gesicht sehen, wenn Christina oder Edith ihm den Brief zeigen. So das wärs für heute.»
Rost wirkte beinahe gelöst, erhob sich und setzte sich plötzlich wieder.
«Nein, warten Sie! Ich will noch etwas sagen. Ich möchte gern erklären, weshalb ich des Lebens überdrüssig bin. Aber es gelingt mir einfach nicht, in diesem Raum die richtigen Worte zu finden. Nur, wenn ich an einem Ort bin, der mir etwas bedeutet, an Plätzen der Erinnerung. Irgendwie seltsam. So, mehr weiss ich heute nicht zu erzählen.»
Damit endete die Aufzeichnung wie
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