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Spiel mit dem Tod (German Edition)

Spiel mit dem Tod (German Edition)

Titel: Spiel mit dem Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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shoppen, wie sich später herausstellte. Kommissar Steiner liess ihn von einer Streife abholen. Er drehte durch. Es brauchte sechs Polizisten, um ihn abzuschleppen.»
    «Und du warst dabei?»
    «Nein, Männersache. Ich hätte sowieso nichts machen können. Imobersteg, so hiess der Mann, schlug vier Polizisten zusammen, bevor sie ihn überwältigen konnten. Am anderen Morgen war er wieder nüchtern. Er wurde verhört, gab alles zu, brach zusammen und wurde dann laufen gelassen. Kommissar Steiner hatte ein paar Tage später noch einige Fragen. Als er Imobersteg nicht erreichen konnte, schickte er uns zum Wirt, um die Fragen abzuklären. Alles ganz harmlos. Andi und ich …»
    «Wer ist Andi?», unterbrach Ferrari.
    «Mein Kollege bei der Fahndung. Andi und ich gingen also in die Beiz. Imobersteg sass vor einem Glas Wein. Das hätte mich eigentlich schon stutzig machen müssen. Morgens um neun hatte der Mann bereits eine gehörige Alkoholfahne. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Seine Frau hatte die Koffer gepackt und war zu ihrer Mutter gezogen. Eine Auszeit genommen. Andi stellte dann seine Fragen, die Imobersteg auch beantwortete. Dann habe ich auch eine gestellt und das war falsch.»
    Ferrari reichte ihr nochmals ein Taschentuch. Irgendetwas sagte ihm der Name Imobersteg. Aber er konnte beim besten Willen keine Verbindung zu ihm herstellen.
    «Wir mussten noch seine Frau sprechen. Ich habe ihn gefragt, ob ich kurz mit ihr reden könne. Da ist er auf mich los. Andi fuhr sofort dazwischen. Francesco, der Mann hat Bärenkräfte. Er wischte Andi wie eine Fliege weg und lief plötzlich zum Tresen. Ich weiss nicht, wieso, aber Andi rappelte sich hoch und ging ihm nach. Ich auch. Ich wollte Andi helfen. Er schlug nochmals auf ihn ein, sodass Andi durch das halbe Restaurant flog. Dann …»
    Die Erinnerungen wogen zu schwer. Nadine begann heftig zu weinen. Und Ferrari tat das einzig Richtige, er nahm sie in den Arm.
    «Andi … er lag am Boden … ich wusste nicht, was ich tun sollte. Plötzlich hatte Imobersteg eine Pistole in der Hand … eine Militärpistole. Ich schrie Andi noch zu: ‹Er hat eine Waffe!›, und stürzte mich auf Imobersteg. Ich habe mich richtig in ihn verkrallt. Er versuchte, mich abzuschütteln … Andi rannte auf uns zu …»
    Sie wurde von einem weiteren Weinkrampf geschüttelt.
    «Francesco, es hat sich ein Schuss gelöst … einfach so … Der Schuss hat Andi getroffen … genau ins Herz …»
    Schlagartig nahm der Name Imobersteg Gestalt an. Diese unsägliche Geschichte in der Berner Altstadt. Ein Beizer erschiesst einen Polizisten bei einer Routinekontrolle. Wochenlang keimte darauf die Diskussion wieder auf, ob Wehrmänner Waffen zu Hause haben sollten. Imobersteg war Hauptmann im Militär und hatte den Polizisten, diesen Andi, mit seiner Dienstwaffe erschossen. In den Zeitungen war immer von einer Kollegin die Rede gewesen. Nadine!
    «Ein schrecklicher Unfall …»
    «Francesco, ich ziehe Imoberstegs förmlich an. Vorhin … das hat mich so daran erinnert. Alles ist wieder hochgekommen. Scheisse, Francesco! Ich hatte solche Angst, dass er mit einer Pistole statt mit einem Bier von der Theke kommt.»
    Ferrari drückte sie fest an sich.
    «He, Partner! Das ist doch ein kleiner Fisch gewesen. Ein Schlag und der Riese war gefällt! Jetzt habe ich mich Jahre, was heisst da Jahre, Jahrzehnte standhaft geweigert, mit jemandem zusammenzuarbeiten. All die Meiers, Zürchers, Voglers und Baers taugten nichts. Endlich habe ich einen Partner gefunden, der mich perfekt ergänzt. Den gebe ich doch nicht einfach so her.»
    «Verdammter Mist! Schöner Partner. Eine Heulsuse …», schniefte Nadine.
    «Dann heulen wir halt im Chor, wenn es unbedingt sein muss. He, ich bin ein sturer Bock. Ein alter, sturer Bock! Und du bist sozusagen ein Schnäppchen. Ein Geschenk, das mir die letzten Jährchen im Dienst versüsst. Hast du die neidischen Blicke meiner Kollegen gesehen, wenn wir den Korridor entlang gehen. Das lasse ich mir doch nicht nehmen!»
    «Macho!»
    Ferrari drückte sie nochmals fest an sich. Eine ganze Weile blieben sie so stehen. Dann liess er sie langsam los.
    «Ist wohl besser, wenn ich dich jetzt loslasse. Die Leute glotzen bereits. Der Alte mit seiner jungen Geliebten!»
    «Na wenn schon!»
    «Besser?»
    «Ein wenig.»
    «Für heute ist genug. Gib mir die Autoschlüssel. Ich fahre dich nach Hause.»
    Ferrari startete den Motor und drückte im Leerlauf einmal fest aufs Gas. Die beiden

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