Spiel mit dem Tod (German Edition)
die andere, verdammt noch mal. Die sind doch alle gleich.»
«Welche andere?», wollte Ferrari wissen.
«Die vom Fernsehen. Sieht auch gut aus, wie die da. Aber sie ist kalt, unnahbar und wühlt immer im Dreck der anderen.»
«Aber als es darum ging, bei der Dokumentarsendung über Hans Rost mitzumachen, haben Sie das Geld auch nicht abgelehnt, oder?», entfuhr es Nadine.
Heinz Werner zog die Augenbrauen gefährlich in die Höhe.
«Ist doch so. Diese Scheinheiligkeit stinkt bis zum Himmel. Von Moral reden, aber wenn sich Geld verdienen lässt, ist plötzlich alles anders. Sicher gehören Sie auch zu jenen, die am Abend vor der Glotze sitzen und sich am Elend der anderen aufgeilen. Sie sind doch nichts weiter als eine männliche …»
Weiter kam sie nicht. Ferrari hielt ihr den Mund zu.
«Sei bitte still, Nadine.»
«Mm…», sie versuchte, sich loszureissen. «Lass mich los, Francesco!»
«Nur, wenn du ihn nicht weiter provozierst», flüsterte er ihr ins Ohr.
«Aber es stimmt doch! Dieses fette Arschloch ohrfeigt mich und mimt den Moralapostel. Dabei weiss er nicht einmal, was das Wort Anstand bedeutet! Kassiert bei …»
Heinz Werner sprang auf und fixierte sie mit wild funkelnden Augen.
«Einschüchtern lasse ich mich von dir schon gar nicht, du fette Sau.»
Breitbeinig und kampfbereit stand Nadine vor dem Wirt und hielt seinem Blick stand. Die beiden boten ein skurriles Bild. Der plumpe, gewaltig wirkende, aber vom Alkohol schwankende Koloss und die attraktive, zierliche Polizistin.
«Na, was ist? Schlag du doch zu! Dann hast du wieder einmal deine Männlichkeit beweisen können!»
Werner liess sich nicht zweimal bitten und holte mit seiner Rechten aus. Seine Bewegung war langsam und unkoordiniert. Zeit genug für Ferrari, um sich zwischen die Streithähne zu stellen.
«Fertig jetzt! Wenn ihr euch austoben wollt, dann bitte nicht in meiner Anwesenheit. Komm, Nadine, das reicht», entschied der Kommissär und bugsierte sie zum Ausgang.
«Ich bin mit dem Trottel noch nicht fertig, Francesco.»
«Doch das bist du. Du bleibst jetzt hier stehen, damit das klar ist. Ich will noch wissen, was er über Denise Grieder sagen wollte.»
Trotzig folgte sie ihm zurück.
«Was genau bringt Sie bei Denise Grieder so auf die Palme, Werner?»
«Die stochert in allem herum und sucht gierig nach Schwachstellen. Macht am Anfang auf gut Freund, aber nur so lange, bis sie alle Informationen hat. Dann bist du Luft für die feine Dame. Dieser Stalder ist auch nicht besser. Als er alles wusste, ist er schnurstracks zu dir gerannt und hat alles brühwarm berichtet. Elender Verräter.»
«Zu mir? Und was soll er mir erzählt haben?»
«Ja, verdammt noch mal, das mit dem Darlehen natürlich. Und dass Hans die Kohle dann plötzlich sofort zurück wollte. Der Fernsehheini hat mich nicht mal ausgehorcht. Er wusste es bereits und ich Idiot habe es ihm auch noch bestätigt. Weiss der Teufel, was mich da geritten hat. Ich war wohl nicht mehr ganz nüchtern, denn wir haben nach Abschluss der Dreharbeiten die ganze Nacht durchgezecht.»
Anselm Stalder. Immer wieder taucht seine Person unverhofft auf. Ich habe ihn schon einmal unterschätzt, grübelte Ferrari und griff nach Nadines Arm.
«Wir gehen jetzt, Nadine.»
Am Ausgang drehte sie sich um und zeigte Werner zum Abschied den Mittelfinger.
«War das nötig? Das macht eine Dame nicht.»
«Ach, was weisst du schon davon, was eine Dame in einer Männerwelt machen darf und was nicht. Wäre ich ein Mann, dann hätte ich das Arschloch spitalreif geschlagen.»
«Können wir mit diesem Niveau der Konversation aufhören?»
«He! Du hast mich vor dem gefährlichen Monster gerettet und ich habe mich noch gar nicht richtig bedankt.»
Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. Ferrari spürte, wie ihm wohlig warm wurde.
«Du bringst mich in Verlegenheit», entgegnete er.
«Oh, du wirst tatsächlich rot, Francesco. Wie süss.»
«Ach, hör schon auf! Du hättest Heinz Werner nicht so provozieren dürfen.»
«Wo steht das geschrieben? In der Bibel? Im Alten oder im Neuen Testament?»
«Nein, im Buch der Vernunft. Lege dich nie mit jemandem an, der dir kräftemässig überlegen ist.»
«Nun, du warst ihm ganz offensichtlich überlegen. Hätte er nicht klein beigegeben, müssten wir ihn jetzt im Spital besuchen.»
«Das traust du mir zu?»
«Ich habe deine Augen gesehen, Francesco. Und Heinz Werner auch. Das war unmissverständlich.»
Ferrari nickte nachdenklich. Nur zu gut
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