Spiel nach meinen Regeln
Hintern in einem Hotel in Aylesbury versohlt.»
«Und seine erste Frau kam dahinter?»
«Ja, aber nicht gleich. Das war wirklich Pech ... Das heißt, Pech war es eigentlich nicht, es war ihre Schuld. Sie muss eben immer angeben!»
«Also, was geschah?»
«Das ging ein ganzes Jahr so, immer am Wochenende nach wichtigen Sportveranstaltungen, an denen Pippa beteiligt war und bei denen Malcolm, ohne Verdacht zu erregen, aufkreuzen konnte. Dann neigte sich das große jährliche Sportfest, bei dem alle Eltern anwesend sind und nach dem die Mädchen von der Schule abgehen, dem Ende zu. Eine Familie ging mit ihrer Tochter zur Feier der Abschlussprüfung in Aylesbury essen. Der Vater trank zu viel, die Mutter konnte nicht fahren. Also übernachteten sie im Hotel. Aus dem Nebenzimmer drangen seltsame Geräusche herüber — klatsch, klatsch, klatsch, quiek, quiek, quiek. Wenn Pippa in Fahrt kommt, quiekt sie wie ein Schwein. Als nebenan die Tür geht, tritt der Familienvater auf den Gang, um sich zu beschweren, und wen sieht er da? Die Geschichtslehrerin seiner Tochter rennt über den Flur, lediglich mit einem Handtuch bekleidet, das ihren geröteten Hintern vollkommen unbedeckt lässt.»
«Oje!»
«Das kann man wohl sagen. Er war ein richtiges Arschloch und hat sich beschwert. So kam alles heraus.»
«Und warum war es dann Pippas Schuld?»
«Weil sie nur deshalb über den Flur gelaufen ist, damit man sie sieht, Dummchen! Oder rennst du nachts in Hotels mit einem Handtuch rum, das so kurz ist, dass man deinen Hintern sieht?
Sie wollte gesehen werden, sie hatte nur nicht damit gerechnet, dass es ausgerechnet der Vater einer ihrer Schülerinnen sein würde.»
«Wurde sie entlassen?»
«Natürlich, und Malcolm musste seinen Platz im Vorstand räumen. Um seine Ehe stand es bereits nicht mehr so gut, zumindest behauptet das Pippa, und der Skandal um den Fall Libel tat sein Übriges.»
«Der Fall Libel?»
«Ja. Hast du schon mal vom Poklatscher-Major gehört?»
«Nein.»
«Also, das war Malcolm. Der Mistkerl, der Pippa erwischt hatte, ging an die Presse. Der Vorfall hatte alles, was es für einen Skandal braucht: eine hübsche junge Frau, eine berühmte englische Public School, und du weißt ja, wie gern es die Leute sehen, wenn jemand, der auch nur vage der Oberschicht zu-zurechnen ist, auf den Hintern fällt. Deshalb stürzte man sich darauf. Ein Schreiber bezeichnete Malcolm sogar als Perversen.
Daraufhin ging er vor Gericht.»
«Vor Gericht? Aber er konnte es nicht bestreiten. Es gab einen Augenzeugen.»
«Nein, nein, er beschwerte sich nicht darüber, dass man ge-schrieben hatte, er habe Pippa den Po versohlt; er wehrte sich bloß dagegen, als Perverser hingestellt zu werden. Das war, als er in den Zeugenstand trat, seine Stoßrichtung, die er gelassen verteidigte. Wie hat er sich noch gleich ausgedrückt: Er hat gewonnen, zwei Millionen Schmerzensgeld.»
«Wow!»
«Daher die Yacht, benannt nach dem Juryvorsitzenden Harold Jones, Michaels Wohnung und noch eine Menge anderer Dinge mehr. Nicht dass er vorher arm gewesen wäre. Und dann hat er natürlich noch Pippa geheiratet.»
«Und was ist mit dir?»
«Ich bin im Schlepptau.»
Sie kippte den Rest ihres Brandys. Ich war noch damit beschäftigt, das Gehörte zu verdauen. Sie gingen so selbstbewusst damit um, überhaupt mit allem, als sei ihnen die Meinung anderer Leute tatsächlich gleichgültig. Das galt besonders für Malcolm. Aber wenn ich's recht bedachte, war Michael vom gleichen Schlag, und ich musste mir eingestehen, dass sein wundervolles Selbstbewusstsein wohl weiter reichte, als ich gemeint hatte. Offenbar schloss es die absolute Gewissheit ein, im Recht zu sein, ganz gleich, wie andere Leute darüber dachten.
Ich seufzte.
Ein Ruf vom Treidelpfad her kündigte uns Malcolms und Pippas Rückkehr an. Sie gingen langsam, Pippa hingebungsvoll an seine Brust geschmiegt. Sie lächelte, ein stilles, glückliches Lächeln der vollkommenen Befriedigung. Ich fragte mich, ob ich wohl auch so zufrieden gewesen wäre, wenn er mich übers Knie gelegt hätte.
Malcolm war so entschieden wie eh und je und verkündete in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, es sei Zeit fürs Bett. Obwohl es noch nicht einmal zehn war, wandte Tilly sich sogleich folgsam zum Gehen, und mir blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. An Bord
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