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Spiel nach meinen Regeln

Spiel nach meinen Regeln

Titel: Spiel nach meinen Regeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Belle
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alle in Angst und Sorge, um auf dem Weg zum Bahnhof zufällig in dem Moment eine Brücke zu überqueren, in deren Nähe die Yacht festgemacht hatte. Am Vortag hatten Michael und ich vereinbart, bei der Brücke an Bord zu gehen, und zur gleichen Zeit ließ sie sich dort von irgendeinem Bauern absetzen. Offenbar hatte sie genau gewusst, dass sie die Yacht dort antreffen würde. Das Ganze diente lediglich dazu, sich in den Mittelpunkt zu stellen und Mitleid zu erregen. Allmählich hatte ich die Nase voll von ihr.
    Nicht dass ich etwas hätte sagen können – zumindest nicht das, was mir auf der Zunge lag. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich wie eine Erwachsene zu benehmen und darauf zu hoffen, dass sie so vernünftig wäre, das Gleiche zu tun. Andernfalls würde sich eine geruhsame, entspannende Flussfahrt in einen Albtraum verwandeln. Deshalb begrüßte ich sie freundlich, als ich an Bord ging.
    «Hi, Chrissy. Wieder alles in Ordnung?»
    Sie hatte nur einen vorwurfsvollen Blick für mich übrig. Also wollte sie sich kindisch aufführen.
    Michael und die anderen hatten sich augenblicklich in eine komplizierte nautische Angelegenheit vertieft, sodass ich die Sachlage klären konnte.
    «Chrissy, hör zu. Wir sind im Urlaub. Wir sind Gäste der Callingtons. Du solltest zumindest versuchen, dich zu beherrschen.»
    Diesmal antwortete sie mir.
    «Wie ... wie konntest du mir das antun, Valentina?»
    Sie war immer noch kindisch, geradezu säuglingshaft, denn sie sah aus, als werde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.
    «Chrissy, du bist kindisch. Beruhige dich. Ich will jetzt nicht darüber reden, aber ich hatte gehofft, du würdest diesmal vernünftiger sein.»
    Sie öffnete den Mund, sodass sie auf einmal Ähnlichkeit mit einem Goldfisch hatte. Dann machte sie kehrt, lief zum spitzen Bug und stellte sich an die Reling. Ich wusste, dass sie weinte.
    Ich hatte es versucht, sie aber hatte einfach nicht den Anstand, sich in Gegenwart anderer Menschen zu benehmen. Was konnte ich tun? Michael näherte sich mir.
    «Wir bringen die Yacht direkt nach Hickling. Es wird dir gefallen, das ist einer der schönsten Flussabschnitte der Broads.
    Ein bisschen überlaufen, aber wo ist es das nicht um diese Jahreszeit. Kannst du dir vorstellen, dass es hier in Dads Jugend ebenso viele Lastkähne wie Ausflugsboote gab?»
    «Für dich muss das ja in der Steinzeit gewesen sein.»
    «Sehr komisch. Ich übernehme das Steuer. Möchtest du mir helfen?»
    «Danke, lieber nicht. Wäre es nicht besser, wenn wir zum Cottage zurückfahren würden?»
    «Zurückfahren?»
    «Ja. Dann hätten wir den Nachmittag für uns, nur wir beide. Es wäre die letzte Gelegenheit.»
    «Ja ... das wär mir natürlich sehr recht, aber ... also, ich habe schon den Törn versäumt, und ... ach, komm schon, Valentina, der Fluss wird dir gefallen, wart's nur ab. Komm einfach mit.»
    Das war typisch. Er war so dickhäutig, so unsensibel, dass er sich gar kein Problem vorstellen konnte, wenn wir mit Chrissy zusammen auf der Yacht mitführen. Ich hätte mich ins Zeug legen und ihn mit einem unverhohlenen Sexversprechen locken können, doch ich tat es nicht. So war Michael Callington eben.
    Ich konnte ihn zudem nicht gut mit Chrissy allein lassen. Es war ein Albtraum.
    Allerdings hatte ich auch nicht vor, mit anzupacken. Stattdessen kletterte ich aufs Kajütendach und nahm ein Sonnenbad, damit ich mich nicht mit Chrissys vorwurfsvollem Schweigen und der Verlegenheit der anderen auseinander setzen musste. Kurz darauf hatten sie die Rahen gespleißt, den Mast gelegt und die Schoten eingeholt oder irgendwas in der Art, und schon ging's los.
    Zu sehen gab es nichts, bloß flache Felder in jeder Richtung und hin und wieder ein entgegenkommendes Boot. Ich begann mich zu langweilen und wünschte mir, Michael und ich wären wieder allein. Die Stimmung zwischen ihm, den beiden Frauen und seinem Vater war ein wenig frostig. Das ging ebenfalls auf Chrissys Konto, doch es bedeutete, dass ich wahrscheinlich mehr Zeit mit ihm allein haben würde, jedenfalls dann, wenn er von Booten genug hätte.
    Michael steuerte, und Chrissy war auf dem Vordeck und schmollte. Ich hörte undeutlich, wie die anderen sich unter mir in der Kajüte unterhielten. Hin und wieder schnappte ich ein Wort auf. Die Gemüter waren erhitzt, Malcolm Callington erwähnte sogar ein Gericht, doch der Zusammenhang wurde mir nicht klar. Offenbar hatte er einen Streit mit den beiden Frauen, und ich fragte mich allmählich,

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